Kapitel 18

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"Sie werden mich in der Schule wieder abfangen und versuchen Nachhause zu schleifen", jammerte das junge Mädchen etwas und blickte die älteren Jungen vor sich an. Zwar waren seit dem Vorfall einige Tage vergangen, doch die Bangtan Jungen hat beschlossen, dass es für das Mädchen am besten seie, die Schule fertig zu machen.

"Jungkook wird dir nicht mehr von der Seite weichen und Jin und Suga werden regelmäßig die Schule observieren" RM blickte seine Freunde an, die ihm alle zustimmend zunickten. "Ich denke ihr habt besseres zu tun, als mich zu babysitten. Lasst mich euch doch einfach helfen. So bin ich beschäftigt", schmollte Casey etwas und schenkte dem grimmigen Blick RM's keine Beachtung. "Ich bin though. Ich hab mich des öfteren bewiesen. Wieso kann ich euch nicht einfach helfen?" "Naja, weil..-" "Weil ich ein Mädchen bin?" Sie ließ den etwas zusammen zuckenden Jimin nicht aussprechen. Sie wusste das dies der Grund war, doch diesen wollte sie nicht akzeptieren.

"Wir diskutieren nicht darüber Casey." RM blickte weiterhin grimmig zu dem Mädchen. Schön öfters hatten sie diese Diskussionen und doch fing sie immer wieder mit diesem Thema an. Zu verstehen wieso sie das tun wollte versuchte er erst gar nicht. Er hatte es schon nicht geschafft seine sechs Jungs auf den richtigen Weg zu führe, dann würde er nicht riskieren, Casey ebenfalls mit in den Abgrund zu ziehen.

Etwas enttäuscht schnaubte das Mädchen einfach auf, drehte den Jungen den Rücken zu und stolzierte aus der Lagerhalle hinaus. Konnten sie das Mädchen nicht einmal als vollwertiges Mitglied ansehen? Sie wollte ihnen helfen, sie unterstützen und sich endlich beweisen. Doch immer wieder legte RM ihr Steine in den Weg. Er ließ es einfach nicht zu, dass sie endlich das tat, was Bangtan tat.

"Casey jetzt warte doch mal" Kaum war sie aus der Lagerhalle getreten, konnte sie RM's Stimme hinter sich hören. Da er um einiges längere Beine hatte, als das knapp 1,60m große Mädchen, hatte er sie ziemlich schnell eingeholt und blickte nun zu ihr herunter. "Komm mit.", befehlte er ihr schon fast und schritt voran. Fast schon wie ein Hündchen folgte sie ihm, ohne ein Wort mit ihm zu wechseln. Zusammen bestiegen sie das Dach der Lagerhalle, von welchem aus man Seoul bewundern konnte.

Noch nie hatte sie das Dach ausgekundschaft. Deshalb lief sie ersteinmal bis zum Rande des Daches, um der Großstadt etwas näher zu kommen. Mittlerweile dämmerte es schon etwas, weshalb die hohen Wolkenkratzer die in der Stadt erbaut wurde ihre Schatten über die Stadt zogen und sie schon fast etwas unheimlich wiken ließen.

RM, der dem Mädchen gefolgt war setzte sich an den Rand des Daches, um die Füße etwas baumeln zu lassen. "Wenn man die Stadt von hier oben beobachtet, dann kommt sie einem so ruhig und friedvoll los. Als würden Leute wie wir nicht in dieser Stadt leben." Etwas verwirrt über die Aussage blickte sie den jungen Mann mit den hellbraunen Haaren an. Langsam ließ sie sich neben ihm nieder und beobachtete weiter das ruhige Seoul, was ihre Wut oder eher Enttäuschung von vorhin verschwinden ließ.

"Es ist nicht so, als würde ich es nicht gut heißen, dass du uns mit deinem Engagememt helfen möchtest. Ich möchte nur nicht noch jemanden in meine Geschäfte mit reinziehen, bei dem ich es vielleicht hätte verhindern können." Casey konnte den Worten RM's kaum folgen, weswegen sie ihn stumm und fraglich von der Seite anblickte. "Jeder von uns hat seine eigene Geschichte, verstehst du? Und ich denke die Jungs sind dabei, dich in ihre Geschichten einzuweichen. Hoseok hat mir erzählt, dass er dir von seiner Mutter erzählt hat. Das tut er nicht oft. Es ist ein Wunderpunkt in seinem Leben. Es zeigt, wie sehr er dir doch vertraut und dich respektiert. Und durch seine Geschichte hast du wahrscheinlich schon gelernt, dass Hoseok und ich uns schon ziemlich lange kennen. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Als würden wir uns schon immer kennen, verstehst du? Manchmal werfe ich mir vor, ihn all das mit hineingezogen zu haben. Aber ich war jung. Ich kannte die Konsequenzen für dieses Leben noch nicht." Ein leises Seufzen entwich dem sonst so coolen Anführer, ehe sein Blick über die Stadt schweifte.

"Seoul hat einige Viertel, in denen es den Menschen wirklich dreckig geht. Keine Arbeit, kaum Essen, kein Strom, kein warmes Wasser. Einfach am Rande der Armut. In so einem Viertel bin ich aufgewachsen, zusammen mit meinen jüngeren Geschwistern und meinen Eltern. Mein Vater war ein einfacherer Bauarbeiter, der nicht viel verdiente und meine Mutter nur eine Hausfrau, die sich um die vier Kinder Zuhause gekümmert hat. Ich habe ziemlich schnell gelernt was es bedeutet auf etwas zu verzichten. Wenn wir nicht genug essen hatten, dann habe ich meinen Teller nicht gegessen sondern habe ihn meinen Geschwister gegeben, weil sie jünger als ich waren und mehr zu Essen brauchten als ich. Meine Eltern hatten so viele Kosten zu decken und Schulden zu tilgen, für die sie kein Geld hatten. Der Lohn meines Vaters hat uns gerade so über die Runden gebracht. Doch immer öfters wurde uns der Strom oder das Wasser abgestellt, weil wir Rechnungen nicht bezahlen konnten. Die Schule für mich wurde immer teurer und meine Eltern konnten sich schon fast nichts mehr leisten. Ich war in meinen Augen eine Last für sie, deshalb beschloss ich im Alter von neun Jahren von Zuhause abzuhauen. Das Geld das sie für mich benötigt haben konnten sie für meine jüngeren Geschwister gebrauchen. Ich hab angefangen auf der Straße zuklauen und mich irgendwie über Wasser zuhalten. Ganze vier Monate habe ich mit neun Jahren auf der Straße gelebt, bis mich eine Gang bei sich aufgenommen hat. Kurz darauf kam auch Hoseok dazu und sie zogen uns auf, als wären wir ihre Söhne und wir wurden wie Brüder. Wir bauten einen Mist nach dem anderen. Vielleicht hätte ich ihm damals sagen müssen, dass er nicht bei mir und den ganzen Männern bleiben sollte. Doch ich konnte mir das Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Als wir alt genug waren beschloss ich mich von unserem alten Boss zu trennen. Hoseok stand vollkommen hinter mir und verließ die Gang zusammen mit mir. Es ist nicht einfach aus so einer Gang herauszukommen musst du wissen. Sie haben uns bis zum heutigen Tage im Auge. Jeden von uns. Ich habe sie alle sechs mit reingezogen, als ich die Bangtan Boys gegründet habe. BTS wurde in unserer Stadt ziemlich schnell bekannt. Wir waren alle jung und hatten die entsprechenden Kontakte. Also bauten wir uns ein rießiges Netzwerk auf, dass unseren alten Boss ziemlich an den Rand drängte. Natürlich passt ihm das überhaupt nicht und er versucht immer wieder uns auflaufen zu lassen. Verstehst du Casey? Schlussendlich ist das ein Krieg zwischen mir und meinem alten Boss, weil ich mir nichts mehr von ihm sagen lassen wollte. Und ich habe alle Bangtan Boys in diesen Krieg mithineingezogen. Wenn ihnen also etwas passieren würde, könnte ich mir das niemals verzeihen. Genau deshalb kann ich nicht zulassen, dass du ebenfalls in dieses Netzwerk hineingezogen wirst. Sie werden es auf dich absehen und dich verfolgen und jagen. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass du das Beste bist was Bangtan je passieren konnte. Du schweißt uns alle enger zusammen und bringst Fröhlichkeit und Leben zurück in das Leben der Jungs und dafür bin ich dir dankbar. Deshalb kann ich nicht zulassen, dass du in Gefahr gerätst, verstehst du das?"

Wieviel Last kann auf den Schultern einer Person liegen? Eine Person, die schon im Alter von neun Jahren nicht an sich sondern an seine jüngeren Geschwister gedacht hat. Und bis heute, achtete er auf seine Bangtan Boys. Seufzend legte das Mädchen ihren Kopf auf die breite Schulter des jungen Mannes, griff nach seiner Hand und verschränkte ihre Finger sanft mit seinen.

"Ich werde nicht mehr danach fragen Namjoon.."

House of Cards | BTS |Where stories live. Discover now