Kapitel 18

6.1K 256 26
                                    

An diesem Morgen war ich schon sehr früh wach. Es war noch stockdunkel, aber ich war hellwach. Ich hielt Helene noch immer behutsam im Arm. Es war kein Geräusch zu hören. Nur ihr Atmen. Ich genoss diese Zeit so sehr, ich hätte für immer so liegen bleiben können. Die Nacht war kurz gewesen, aber ich war so ausgeschlafen wie schon lange nicht mehr. Nach einer ganzen Weile, die sich für mich wie wenige Sekunden anfühlte, regte sie sich. Mein Herz begann zu klopfen.

»Guten Morgen«, murmelte sie. »Gut geschlafen?«, wollte ich wissen und sie gähnte herzhaft. »Bestens. So gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen.« Sie drehte sich leicht zu mir um und unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Sie strich mir mit ihrer Fingerkuppe über meine spröden Lippen und küsste sie dann. Ich zog sie näher zu mir heran. Wir konnten beide nichts sehen, es war im Zimmer noch immer dunkel. Wir küssten uns immer heftiger und schließlich setzte sie sich auf mich und beugte sich zu mir nach unten, um mir den Hals zu küssen. Ich spürte die Erregung im ganzen Körper und wollte mich ihr am liebsten hingeben. Ich keuchte auf. Tausende Gefühlte durchströmten mich und ich wollte nicht, dass sie aufhörte.

»Ich will dich. Jetzt sofort«, hauchte ich ihr voller Verlangen zu. Sie stutzte und bewegte sich nicht mehr. »Ich dachte, du möchtest warten damit«, sagte sie leise und ich zog sie wieder zu mir, um ihr einen Kuss zu geben. »Ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte nicht mehr warten. Wozu auch?« Die Worte schossen aus meinem Mund und dann berührten unsere Lippen sich wieder. Obwohl ich ihr Lächeln nicht sehen konnte, spürte ich es. Meine Hände wanderten unter ihr T-Shirt, das ich ihr geliehen hatte, und zogen dort ihre Kreise. Sie hatte einen so schönen Körper, dachte ich etwas ehrfürchtig. Wieder küsste sie meinen Hals, es brachte mich um den Verstand.

Ich zog ihr sanft das T-Shirt aus und strich mit meinen Fingern über ihren BH. Es fühlte sich gut an. Einfach richtig. Ich nutzte beide Hände, um ihren BH zu öffnen. Ich war leider etwas unbeholfen, da ich noch keine Erfahrungen hatte. Helene musste es gemerkt haben, denn sie führte mich. Sie nahm meine Hände und legte sie auf ihre Brust. Ich konnte nicht beschreiben, was in diesem Moment in mir vorging. Es fühlte sich an wie ein riesiges Feuerwerk. Vorsichtig berührte ich ihre Brustwarzen, die sofort hart wurden. Sie stöhnte auf. »Hör nicht auf.« Ihre Stimme hatte nun einen verruchten und verführerischen Ton, den ich noch nie gehört hatte, aber er machte mich verrückt.

»Das habe ich nicht vor«, raunte ich lustvoll zurück und plötzlich ging alles ganz schnell. Sie drehte mich, sodass ich nun auf ihr saß. Dann zog sie mir ebenfalls das T-Shirt und den BH aus und berührte mich. Ich kannte es, wenn Männer mich dort berührten. Aber mit Helene fühlte sich alles anders an. Viel besser und intensiver. In mir zog sich alles zusammen. Sie setzte sich halb auf, sodass sich unsere Körper noch mehr berührten. Dann küsste sie mich wieder. Erst meinen Mund, dann meinen Hals, dann folgte mein Schlüsselbein und schließlich landete sie an meiner rechten Brustwarze. Mir entfuhr ein heftiges Stöhnen. Mit ihren Händen streichelte sie mir den Rücken.

Ich hatte schon lange keinen Sex mehr gehabt, war aber sowas von bereit. Langsam zog sie mir meine kurze Hose aus, die ich zum Schlafen getragen hatte und ich saß nur noch im Slip vor ihr. Gleich waren wir beide nackt, dachte ich etwas aufgeregt. Dann durchzog auch schon die nächste Lustwelle meinen Körper. Ich gab mich Helene völlig hin, sodass ich erst wenige Sekunden später merkte, dass sie plötzlich ganz ruhig war. Der ganze Zauber war vorbei. Was war passiert? Verwirrt öffnete ich die Augen, aber konnte noch immer nichts sehen. Irritiert fragte ich: »Habe ich etwas falsch gemacht?« Erschrocken antwortete sie: »Nein. Natürlich nicht. Es hat geklingelt.« Ich schaltete das Nachtlicht an und das Licht erleuchtete den Raum. Ich wagte einen Blick auf ihre Brust und nur der Anblick allein nahm mir die Luft zum Atmen. Wieder klingelte es. Jetzt hörte ich es auch. »Da ist aber jemand penetrant«, sagte sie und ich schimpfte: »Das kann doch nicht sein. Wer will denn so früh etwas von mir?« Ich stand auf, zog mir meinen Bademantel über, der an der Tür hing, und schlich zur Haustür. Ich nahm den Hörer ab. »Ja?«, fragte ich genervt und Jette antwortete: »Mama, ich bin es. Kannst du bitte öffnen? Ich habe meinen Schlüssel zu Hause vergessen.« Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. »Ja, klar«, stammelte ich, drückte den Knopf und flitzte schnell zurück ins Zimmer.

»Es ist Jette«, meinte ich etwas atemlos und Helene riss die Augen auf. »Warte hier. Rühre dich nicht vom Fleck.« Sie nickte erstarrt. Ich lief zurück und öffnete die Tür. Ich drückte Jette. »Was machst du denn schon so früh hier?«, fragte ich ganz beiläufig. »Ich habe mein Deutschbuch vergessen und das brauche ich, sonst bringt Frau Sturm mich irgendwann noch um«, erklärte sie seufzend. »Und wir wollten es jetzt schnell abholen, weil wir gleich frühstücken fahren vor der Schule.« Und mit diesen Worten und dem Buch in ihrer Hand war sie auch schon wieder verschwunden.

Ich schlich zurück ins Schlafzimmer. Helene hatte sich ebenfalls etwas übergezogen. »Ich schätze, die Stimmung ist nun im Keller«, meinte ich traurig und sie zog mich zu ihr. »Vielleicht sollte es heute noch nicht sein. Ich muss jetzt leider sowieso gleich los und meine Sachen holen.« Wir küssten uns. »Schade«, meinte ich und sie antwortete: »Aber wir können bald gern da ansetzen, wo wir heute aufgehört haben.« Das munterte mich etwas auf. Würden wir bei unserem nächsten Treffen miteinander schlafen? »Das war gerade echt knapp. Jette hatte ihren Schlüssel vergessen. Stell dir mal vor, sie hätte ihn gehabt und wäre einfach in die Wohnung gekommen.« Bei dem Gedanken wurde mir ganz übel. »Ist sie aber nicht. Alles gut.« Ich nickte etwas benommen.

»Ich möchte ihr erst von uns erzählen, wenn es wirklich fest ist. Sie weiß nicht, dass ich Frauen liebe. Das wusste ja nicht einmal ich selbst. Bis ich dich traf. Ich hoffe, du verstehst das.« Sie nahm meine Hand. »Natürlich verstehe ich das. Wir können uns so viel Zeit lassen, wie du möchtest. Wir kennen uns noch nicht allzu lange und doch irgendwie besser als jeder andere. Ich möchte, dass du weißt, dass du mir unheimlich viel bedeutest. Ich weiß nicht, was es ist, aber es fühlt sich gut an und was ich weiß, ist, dass ich mir mit dir alles vorstellen kann. Ich habe mich in dich verliebt, Hanna.« Was sagte sie da? Sie hatte sich in mich verliebt? »Du musst nichts dazu sagen, du kannst es einfach so hinnehmen. Ich möchte dich zu nichts drängen.« Ich sah sie an und blickte in ihre wunderschönen Augen. »Du drängst mich zu nichts. Ich habe mich auch total in dich verliebt. Und das gerade... noch nie hat sich etwas so schön angefühlt.« Wir küssten uns und wieder brach dieses Feuerwerk in mir aus. »Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich machst", raunte ich ihr zufrieden zu. 

Dann standen wir beide auf und kurze Zeit später brachte ich sie zur Tür. »Ich möchte mich nicht von dir verabschieden. Die Zeit verging viel zu schnell.« Meine Worte waren ehrlich und aufrichtig und das spürte sie. »Ich möchte auch noch nicht gehen. Aber wir müssen beide los zur Arbeit. Sehen wir uns am Wochenende?« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht genau. Unglaublich gern, aber ich muss mal schauen, ob Jette bei ihrem Papa ist. Aber ansonsten kann ich auch zu dir kommen.« Glücklich nickte sie. Dann küssten wir uns ein letztes Mal und sie war verschwunden. Ich schloss die Tür und sackte zufrieden zusammen. Die letzten Stunden waren unbeschreiblich für mich gewesen und Helene hatte gesagt, dass sie in mich verliebt war. Träumte ich? Ich kniff mir in den Oberarm, aber es tat weh. Ich träumte nicht. Es war wirklich so passiert. Ich hüpfte durch die Wohnung ins Bad und ging heiß duschen und konnte nur noch an das bevorstehende Wochenende denken. Heute war immerhin schon Donnerstag.

Herzgeflüster || gxgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt