Kapitel 13

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»Oh, Mama. Was machst du denn hier?«, fragte sie mich verblüfft. »Ich habe mit Frau Sturm über die Eishalle gesprochen. Was machst du denn hier?« Sie runzelte die Stirn. »Nebenan im Klassenzimmer ist keine Kreide mehr. Ich sollte welche holen aus dem Raum hier«, erklärte sie und lief zielgerichtet auf einen Schrank zu und holte eine Packung Kreide dort heraus. »Bis später«, wisperte sie mir zu und war wieder verschwunden. Entgeistert sahen Helene und ich uns an. »Das war knapp«, meinte ich tonlos und sie stimmte zu. »Ich möchte echt nicht, dass sie es so erfährt. Sie soll es irgendwann von mir alleine wissen. Sollte es zu mehr zwischen uns kommen.« Sie wandte sich in diesem Moment einfach ab, verschloss die Tür und kam elegant zu mir zurück. »Ich hoffe doch, dass es zu mehr kommt«, flüsterte sie mir in einem verführerischen Ton zu. Meine Knie wurden ganz weich.

Dann fanden unsere Lippen zueinander. Eng umschlungen standen wir so eine ganze Weile im Klassenzimmer. »Warum haben wir uns erst jetzt getroffen?«, fragte ich in einer kurzen Pause. Sie zuckte mit den Schultern. »Das kann ich dir nicht sagen. Das Schicksal wollte, dass wir uns erst jetzt treffen.« Es war alles so neu für mich, so aufregend, so geheimnisvoll. »Wann sehen wir uns wieder?«, wollte ich von ihr wissen. »Wie wäre es mit morgen? Da ist doch ein Feiertag.« Ich überlegte. Ja, das würde passen. Jette wollte zu ihrem Papa fahren bis Sonntag, denn die Schule hatte übermorgen auch noch einen freibeweglichen Ferientag. »Ja, gern. Willst du zu mir kommen? Jette ist nicht da. Die wird heute Nachmittag von ihrem Papa abgeholt. Wir könnten zusammen etwas essen.« Ihre Augen strahlten mich an. »Passt dir 19 Uhr?« Ich nickte und dann mussten wir uns auch schon wieder verabschieden. Ich musste noch etwas arbeiten. »Dann bis morgen«, hauchte sie mir zu und wir küssten uns ein letztes Mal für heute.

Morgen würden wir sicherlich dort anfangen, wo wir heute aufgehört hatten. Aber es ging mir nicht um das Körperliche. Natürlich spürte ich das unaufhaltsame Verlangen nach ihren Küssen, aber ich genoss es ebenfalls, mit ihr zu reden und ihr dabei in die Augen zu sehen. Beides war natürlich die perfekte Mischung. Noch nie hatte ein Mensch mich dazu gebracht, den ganzen Tag an ihn zu denken. Bei Helene passierte das automatisch. Sie musste gar nichts dafür machen. Ich wurde angezogen von ihr.

Am späten Nachmittag wurde Jette abgeholt. Ihr Papa kam noch zu mir hinein. »Können wir uns noch kurz unterhalten?«, fragte er mich und schickte Jette schon ins Auto. »Klar. Was gibt es denn, Philipp?« Ich kannte ihn lange genug, dass ich wusste, dass er mir etwas zu »beichten« hatte. Er sagte mit belegter Stimme: »Es geht um Marie.« Aha, von da wehte also der Wind. Ich sah ihn an und machte mit meinen Händen eine auffordernde Bewegung damit er weitersprach. »Sie und ich sind jetzt ein festes Paar. Ich möchte es Jette heute Abend sagen und dir wollte ich es auch sagen. Ich hoffe, es macht dir keine Probleme.« Dachte er das wirklich? »Nein, absolut nicht. Ich gönne dir dein Glück. Schau mal, wir haben uns beide im Guten getrennt und können noch immer über alles reden miteinander. Wir haben eine wunderbare Tochter zusammen, aber zwischen uns ist gefühlsmäßig einfach nichts mehr. Ich freue mich für euch. Wirklich.« Erleichtert atmete er aus. »Danke, das bedeutet mir echt viel. Du weißt, dass mir deine Meinung immer noch wichtig ist.«

»Und? Gibt es bei dir auch einen neuen Mann?« Die Frage überrumpelte mich. Ich wollte noch nichts von Helene erzählen, deshalb antwortete ich: »Nein, aktuell nicht.« Ich log ihn nicht mal an, denn es gab ja tatsächlich keinen Mann, der mein Interesse weckte. Es war eine Frau. »Aber wenn, dann werde ich dir davon erzählen. So, ich glaube, Jette hat nun lange genug gewartet.« Lachend stimmte er mir zu. »Schön, dass wir so miteinander umgehen. Finde ich echt klasse.« Dann verabschiedeten wir uns und er verließ die Wohnung.

Zum Abendbrot kochte ich mir Nudeln und wie es immer so war, wurden es mehr als geplant. Ich stellte gerade die Herdplatten ab und füllte die Nudeln in das Abtropfsieb, als es klingelte. Erschrocken ließ ich es fast fallen. Wer klingelte denn jetzt noch? Ich hatte doch nichts bestellt, oder? Ich lief zur Tür und drückte einfach auf. Schnell wagte ich einen Blick im Spiegel. Ich trug einen lockeren Dutt und einen Hausanzug, also das was man eben so trug, wenn man zu Hause war und es gemütlich haben wollte. Ich öffnete die Tür und sah, wie das Bewegungslicht im Flur ansprang. Jemand kam die Treppen hinauf. Dann klappte mir fast die Kinnlade hinunter. »Helene«, stieß ich verdutzt aus. »Was machst du denn hier?« Sie kam nur grinsend auf mich zu. »Ich saß zu Hause alleine auf der Couch und du meintest, dass Jette schon am Nachmittag abgeholt wird, deshalb wollte ich dich überraschen und das Treffen spontan vorziehen.« Ich sah an mir hinunter. »Du hättest dich vielleicht trotzdem anmelden können. Schau doch mal, wie ich aussehe.« Mir war es etwas unangenehm, dass sie mich so sah. Vor allem, weil sie wirklich sexy aussah. Sie trug einen Rock mit schwarzer Strumpfhose, Stiefeletten und einen Mantel. Sie hatte sich ihre Haare, die ihr sonst ins Gesicht fielen, nach hinten gesteckt und war geschminkt. »Wie siehst du denn aus? Toll siehst du aus!« Ich konnte keine Ironie in ihrer Stimme erkennen. Sie meinte es wirklich ernst.

»Darf ich auch reinkommen?«, wollte sie schmunzelnd wissen und ich trat zur Seite, damit sie in die Wohnung gehen konnte. »Oh, hast du gerade gegessen? Es riecht hier so gut«, meinte sie überrascht. »Da hast du Glück gehabt. Ich habe das Abendbrot gerade vorbereitet und es ist genug für uns beide da.« Sie kam auf mich zu, nahm mein Gesicht wieder in ihre Hände und raunte mir dann ins Ohr: »Oh, ja. Ich habe Hunger mitgebracht.« Ich war mir ziemlich sicher, dass sie in diesem Moment nicht nur an das Essen dachte und mir ging es ähnlich. Dann gab sie mir einen Kuss. Ich schloss die Augen. »Verrückt«, murmelte ich und sie lachte leise auf. Ich grub mein Gesicht in ihre offenen Haare. »Was denn?«, hakte sie nach und ich erwiderte seufzend: »Das hier. Das alles hier.« Zustimmend nickte sie.

Dann gingen wir in die Küche und ich füllte uns das Essen auf. Ich spürte ihren Blick im Rücken und wurde etwas nervös. Ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. Nachdem ich die Teller auf den Tisch gestellt hatte, fragte ich sie: »Was möchtest du trinken? Wasser, Wein, Saft, ...?« In ihrem Blick regte sich etwas. »Wein, aber nur, wenn du auch ein Glas mittrinkst.« Ich holte zwei Weingläser aus dem Schrank und eine Flasche Wein aus der Abstellkammer. Ich schenkte uns ein und wir nippten beide an dem Glas. »Guten Appetit«, sagte ich und den wünschte sie mir auch. Nach dem Essen stellte ich das Geschirr in die Spülmaschine und mit unseren Weingläsern wanderten wir in Richtung Wohnzimmer.

»Denkst du, das zwischen uns... das geht zu schnell?«, wollte ich von ihr wissen und sie schüttelte den Kopf. »Wir sind beide erwachsen. Wir lassen es einfach auf uns zukommen. Ich würde behaupten, dass es zwischen uns eine starke Anziehungskraft gibt, oder? Ich empfinde es jedenfalls so. Es fühlt sich für mich alles richtig an. Und ich möchte nicht, dass es endet, denn es hat gerade erst angefangen.« Ich nahm ihre Hand und wir sahen uns in die Augen. Die Luft zwischen uns knisterte förmlich. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Ihre Worte taten mir unglaublich gut, denn sie empfand genau wie ich. »Ja, ich spüre das auch.«

Dann küsste ich sie und drückte sie ein wenig zurück, sodass sie mit ihrem Rücken an der Lehne saß. Ich setzte mich sanft auf ihren Schoß und wir küssten uns heftig. Ich wollte ihr nah sein. So nah es ging. Minutenlang küssten wir uns einfach nur und die Erregung in meinem Körper war kaum noch auszuhalten. Sie legte ihre Hand nun unter mein T-Shirt und streichelte zärtlich über meinen Körper. Alles prickelte. Sie umrundete meinen BH mit ihren Fingerspitzen und ich stellte mir vor, wie sie in auszog. Nur der Gedanke daran machte mich verrückt. Ich biss mir auf die Lippe. Dann küsste ich sie wieder.

Ich hatte schon lange keinen Sex mehr gehabt. Ich war völlig aus der Übung. Und dann wurde mir plötzlich wieder klar, dass ich noch nie mit einer Frau geschlafen hatte. Der Gedanke daran ließ mich erstarren. Irritiert hielt sie inne: »Alles in Ordnung?« Ich setzte mich wieder auf die Couch und räusperte mich. »Auch wenn es total kitschig klingt – ich möchte, dass es besonders wird. Ich habe das noch nie mit einer Frau getan und will dich erst noch besser kennenlernen und nichts überstürzen.« Wie würde sie reagieren? Erst machte ich sie heiß und dann zog ich doch den Schwanz ein. »Wie du willst. Ich richte mich nach deinem Tempo. Für mich ist es vollkommen in Ordnung.« Sie lächelte mich an und mir war klar, dass ich diesem Verlangen nach mehr schon bald nachgeben würde. Ganz egal, wie sehr ich mich auch dagegen wehrte.

Herzgeflüster || gxgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt