Familiar Faces

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In der Küche roch es angenehm nach frisch gebrühtem Tee und getoastetem Brot. Der Tisch war ordentlich gedeckt und ein Hauch von Melancholie lag in der Luft.
An dem Tischende saß Precious und sah Aida beim Zubereiten des Frühstücks zu. Sie hatte darauf bestanden, dass sie früher aufstanden und erneut zusammen frühstückten, was sie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr getan hatten.

„Dein Vater hat vorhin angerufen“, sagte Aida, als sie das Brot auffing, das aus dem Toaster sprang. Schnell legte sie es auf den Teller, auf dem bereits getoastetes Brot lag und darauf wartete verzehrt zu werden und fing beinahe an zu fluchen, weil es so heiß war. 
Precious stützte ihren schweren und müden Kopf auf ihrer Hand ab und sah dann den Rücken ihrer Mutter neugierig an.

„Wieso?“, wollte sie wissen. Er rief selten an und wenn sie ehrlich war, vergaß sie ihn sogar, je länger sie weg von ihm und ihren Geschwistern war.

„Was meinst du wieso?“ Aida nahm den vollen Teller und legte diesen in die Mitte des Tisches. „Braucht dein Vater einen Grund um anzurufen?“
Die Brünette zuckte nur resigniert mit den Schultern, griff nach einem größeren Stückchen Brot, welches verbrannte Ecken hatte und ließ ihren Blick über den vollen Tisch schweifen.

„Er hat gesagt, er hat ein Päckchen geschickt und hofft, dass es genau zu deinem Geburtstag ankommt; mehr oder weniger. Wäre schön, wenn es das täte.“ 

„Ach?“, sagte Precious und heuchelte Interesse vor. „Er erinnert sich an meinen Geburtstag? Weißt du was schön wäre? Wenn er mal höchstpersönlich anrufen könnte, als über dich Bescheid zu geben, dass ich ihm angeblich nicht total egal bin.“
Precious seufzte wütend aus und griff nach der vollen Teetasse. 
Aida verstummte.
Es war viel zu früh um zu streiten und sie kannte ihre dickköpfige Tochter gut. Sie würde sich nicht besänftigen lassen, nicht, wenn es um ihren Vater ging, der sich das letzte Mal vor einem Jahr bei Precious gemeldet hatte.
Und insgeheim war Precious ihr auch dankbar dafür, dass sie nicht weiter darauf einging. Sie wollte nicht zickig gegenüber ihrer Mutter reagieren; sie konnte ja nichts für Soners fehlendem Interesse, das wohl viel eher seinen zwei anderen Kindern galt.
Sie nahm einen Schluck von dem Tee, dessen Duft ihr fremd vorkam und sah Aida überrascht an.

„Der Tee schmeckt... seltsam“, merkte Precious an und rümpfte die Nase. Irgendwoher kam der ihr bekannt vor. „Was ist da drin?“
Aida jedoch lächelte nur amüsiert.

„Eisenkraut“, informierte sie sie und Precious‘ Augen weiteten sich.

„Wie... wie kommst du bitte zu Eisenkraut und warum tust du das in unseren Tee?“
Die Frage schien Aida ernsthaft auszusetzen. Sie blieb kurz still und zog die Augenbrauen zusammen; offensichtlich tief in Gedanken.

„Ich weiß es nicht“, sagte sie ein wenig verblüfft über ihre eigene Vergesslichkeit. „Es lag hier herum und ich hatte einfach Lust es zu Tee zu machen. Schmeckt doch.“
Precious‘ Mund blieb offen, schockiert über die Aussage ihrer Mutter. Es fühlte sich an, als hätte sie etwas wichtiges verpasst und vergessen.

„Ein seltsamer Tag, findest du nicht?“, fragte Precious und hob die Tasse und brachte sie an ihren Mund.
Sie sahen aus dem Fenster, das in die Nachbarschaft zeigte und sahen graue Wolken aufziehen.
Etwas schien verändert.

„Hmm“, machte Aida und sah verträumt in die Luft. „In der Tat.“
Nach einem letzten Schluck, packte Precious ihre Sachen zusammen, zog sich eine Regenjacke über und verließ das Haus.
Noch immer hatte sie kein Auto, aber das störte sie nicht.
Sie war früh genug aufgestanden und aufgebrochen, dass sie zu Fuß gehen konnte, ohne zu spät zu kommen.
Aus irgendeinem Grund fühlte sich ihr Kopf ohnehin benebelt an und die frische Luft würde ihr nicht schaden.
Sie fühlte sich verloren.

Soul Down || twilight & tvd crossoverحيث تعيش القصص. اكتشف الآن