Eden

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Die Stunde schien wie im Flug zu vergehen, Precious war sich unsicher, ob es wegen der Vorfreude auf das Essen mit Calen war oder das Thema interessanter war als sonst, doch als es klingelte, schoss sie hoch, packte ihre Sachen ein und ging mit Calen zusammen in die Cafeteria. 
Mike und die Anderen hatte sie mit der kleinen Ausrede, sie hätte ein Projekt mit ihm und sie müssten üben, abgewimmelt und dann saß sie da. An einem Tisch mit Calen, seinem Freund Knox und den Pommes vor ihr. 
Gut, echte Pommes konnte man das nicht nennen, sie schmeckten fahl und ausgetrocknet, doch sie beschwerte sich ungern über Essen und schlang, wie immer, alles herunter. 

Knox schien im Gegensatz zu Calen, gesprächiger. In der Tat, schien er ganz und gar nicht still zu bleiben. 
Er redete und redete und fand gar kein Ende, doch erfreute sich in unglaublichem Maße daran, dass Precious an ihrem Tisch saß. 
Er sagte, dass sie nett aussah, wie jemand, der in Videospielen dafür da war die Gruppe in die richtige Richtung zu führen.
Precious hatte daraufhin gelacht, zum ersten Mal an diesem Morgen, und hatte sich bedankt, dass er sie in so einem Licht sah. 
Sie konnte nicht anders, sondern die beiden Jungs als einen großen Teil in ihrem weiteren Schulleben zu sehen. So als wäre es Bestimmung sie hier getroffen zu haben.

Calen hatte inzwischen – ziemlich unbemerkt – seinen Laptop aus seiner Tasche herausgeholt und fing an darauf herumzutippen. 
Irgendwann schien er befriedigt mit seinem Ergebnis und drehte den Laptop zu Precious. 
Die Brünette observierte den Bildschirm, bemerkte die Website ihres Internats in England und runzelte die Stirn.

Was soll das?, dachte sie sich.

Danach schien er wieder nach etwas zu suchen und drehte den kleinen Laptop zurück zu sich.

„Keine Sorge, er redet nicht gern mit neuen Menschen. Doch wenn er erst aufgetaut ist, hört er auch gar nicht mehr auf. Deshalb das Zeigen von Bildern.“, versicherte Knox ihr und grinste. Dabei kamen seine Grübchen heraus.

„Ich mag es nur nicht auf meine alten Schulen angesprochen zu werden...“, erwiderte sie und Knox nickte verständnisvoll. 

Er zerzauste sich lachend, die bereits ziemlich chaotischen, braunen Haare und zeigte dann in Calens Richtung.
Jener hatte wieder den Laptop in Precious' Richtung gedreht und zeigte ihr nun die Website von der Mystic Falls High School.
Gäbe es einen Gesichtsausdruck für „?!“, dann hatte Precious diesen ganz gut getroffen. Sie verstand nicht so ganz, was er wollte, doch mit einem letzten Klick, zeigte er ihr was er vorhatte.
Der Bildschirm wurde schwarz, zwei Bilder kamen aus dem Hintergrund hervor und machten Halt, dann bedeckten sie den ganzen Bildschirm.
Eines war von dem Internat, auf dem die Cafeteria und hunderte von Schülern zu sehen waren. Ein kleiner roter Kreis zeigte wo Precious saß. Umringt von einer Gruppe von Schülern, alle hatten sie Uniformen an. 
Die Mädchen waren in pink und die Jungs in schwarz gekleidet. Precious erkannte April und ihren Freund Evan, außerdem Leigh und Shawn und ihr wurde urplötzlich ganz schlecht. 
Diese Personen und dieser Ort...
April war die beste Freundin, die sie zurückgelassen hatte, Evan jemand mit dem sie sich noch nie verstanden hatte. Shawn, ein guter Freund, der verunglückt war und Leigh – jemand, der ihr Leben zum negativen, doch gleichzeitig auch positivem verändert hatte.

Das zweite Bild zeigte eine Schulfeier in Mystic Fall. Die Brünette erinnerte sich daran. Es war eine Party für die Senior Year-Schüler gewesen und erneut war ein roter Kreis darauf zu sehen. Es war wieder nur Precious umkreist, doch ihr Gesicht war ernst, die Augenbrauen waren zusammengezogen und ein Arm zerrte an dem ihren. 
Der Übeltäter war nicht zu sehen, jedoch wusste Precious wer es war. 
Klaus.
Er war hinter Elena und Stefan gewesen. 
Was dazu geführt hatte, dass er sie so hinter sich herzerrte? 
Es war das schlichte Auftauchen auf der Feier. Er hatte nicht erwartet Precious zu sehen und das war ihre erste Begegnung. Stürmische erste Begegnung, nicht?
Das war einer der Gründe, weshalb Precious nicht mehr feiern ging.

„Warum?“, fragte sie und zu ihrem Erstaunen war ihre Stimme abgebrochen. 
Warum zeigte er ihr diese Bilder?

„Ich möchte dir helfen.“, sagte er nach langem Zögern. Das war das erste Mal, dass sie seine Stimme gehört hatte.
Diesen Schock schob sie zur Seite, denn viel wichtiger war, warum er ihr helfen wollte. Was wusste er? 
War es einfach nur offensichtlich, dass Precious ein jämmerliches Leben in Angst und Paranoia führte? 

„Du schienst nie glücklich in einer deiner Schulen.“, antwortete er schließlich, klappte seinen Laptop zu und verstaute ihn sicher in seiner Tasche. „Du sollst hier glücklich sein.“

Gerührt von seinen Worten, wusste sie nichts darauf zu antworten. 
Was war mit ihm? 
Weshalb sorgte er sich um ihre Gefühle? 
Konnte sie überhaupt noch glücklich werden?

„Ich … - danke.“ Und mit diesen Worten stand sie auf und verließ vor dem Pausenende die Cafeteria. 
Sie wusste nie wie sie auf ehrliche Freundlichkeit reagieren sollte. Da gab es auch nie eine Situation, die als Übung gegolten hatte.

Da saß sie nun, bei dem kalten Wetter, auf einen der Picknick-Bänke - draußen, vor der Cafeteria. 
Precious bemerkte mittlerweile auch die Blicke, die von Alice, Edward und Bella kamen, doch ignorierte diese.
Konzentriert dachte sie über ihr Leben nach und wollte wissen ob Calen recht hatte. 
Unglücklich hatte sie in der Tat auf beiden Bildern ausgesehen, aber war sie das auch die gesamte Zeit gewesen?
Vielleicht, ja.

Das Internat hatte ihr nicht gut getan; Mit der Gruppe von übernatürlichen Wesen und Mystic Falls war nur die Eisspitze von Allem. 
Klaus hatte sie nach zweihundert Jahren gefunden und nachdem er die Person, die für die ganzen Tode von Precious' vergangenen Leben verantwortlich war, getötet hatte – nämlich Mikael -, hatte er sich nur noch voll und ganz auf sein neustes Ziel konzentriert. 
Nämlich dem Erfüllen seines Plans. 
Die Erinnerung von Precious' Leben zu nehmen um dann die Erinnerungen von ihren früheren Leben mit den von ihren zu ersetzten. 
Sie wusste nicht wie lange er schon an diesem Plan arbeitete, doch er hatte bestimmt genug Zeit gehabt um diese Vorbereitungen zu perfektionieren, bis alles was fehlte, nur noch eine erneute Wiedergeburt von Eden, der originalen Precious, war. 
Er war wie besessen, um seine alte Liebe endlich wieder mit ihm zusammen zu bringen. 
Klaus hatte ihre Wiedergeburten oft getroffen, sie verführt, sie geliebt und sie in seinesgleichen verwandeln wollen, nur um sie nie wieder zu verlieren, jedoch kam Mikael ihm, jedes Mal, in die Quere und tötete sie. 
Nur um seinem "Sohn" eine auszuwischen.
Diesmal jedoch war es kein Mikael, der ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Es war eine Bennett-Hexe und nur durch sie, war Precious noch die, die sie war. 
Precious mochte gar nicht daran denken, was er wohl gemacht hatte, als er erfuhr, dass sie durch Bonnies Hilfe fliehen konnte. 
Da hatte er so lange gewartet und alles war bereit gewesen und dann fehlte ihm der wichtigste Bestandteil: Die Wiedergeburt seiner Liebe.

Als es endlich zum Schulschluss klingelte, beeilte sich Precious nicht unbedingt. Sie hatte es wie immer nicht eilig und packe also langsam ihre Schulsachen zusammen. Englisch war außerdem eines ihrer Lieblingsfächer und der Lehrer war ziemlich nett. Er schien Gefallen an Precious' britischem Akzent zu haben und genoss es äußerst gern, wie gut sie sich zu artikulieren wusste. Sie war ohnehin nicht umsonst in einem von den Eliteinternaten gewesen. Ziemliche Herunterstufung, fand Mr. Bellon, doch erfreute sich über Schüler wie Precious. 
Er wartete bis beinahe jeder Schüler den Raum verlassen hatte, insbesondere Alice und Jasper, die ziemlich trödelten, was ungewöhnlich war. 

„Ich habe einst eine These über Forks aufgestellt mit lauter Legenden. Es wurde selbst von einigen Internaten in England gekauft und ich würde Ihnen gerne eine Kopie zum Lesen geben. Wie fänden Sie das, Miss Nolan?“ 
Mr. Bellon trat an den Tisch, mit einem Exemplar in seinen Händen. Er schien überaus stolz auf sich zu sein und Precious mochte, dass er sich um seine Schüler scherte. 

„Natürlich! Ich würde mich freuen es lesen zu dürfen.“, sagte sie lächelnd. Das würde sie auch gut ablenken.

„Ich erwarte einen netten Aufsatz für Extrapunkte, Miss Nolan. Damit ich Sie auch bewerten kann.“, er sagte es zwar mit strengem Unterton, doch war am Lächeln. Precious fand das gar nicht so schlimm.

„Kein Problem, wie lange habe ich Zeit?“

„Ich gebe Ihnen das ganze Semester.“

„Danke, Mr. Bellon!“

Soul Down || twilight & tvd crossoverWhere stories live. Discover now