"Founder's Day"

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Am nächsten Tag waren die Geschehnisse vom vergangenen Tag immer noch in Precious' Gedanken. 
Ihre Mutter hatte ihr nicht viel verraten, doch anscheinend wurden Menschen von Tieren angegriffen, was dazu geführt hatte, dass alle verfügbaren Ärzte ins Krankenhaus gerufen wurden.
Dies hatte Precious' Sichtweise auf vieles verändert.
Vielleicht war das ja der Moment der Akzeptanz gewesen. 
Ihre Mutter kannte und mochte Alice' Eltern und Precious war womöglich auch bald im Cullen-Fanclub. 
Sie wollte ein normales Leben mit Freunden nicht abschlagen und es war eine nette Abwechslung, ihre Mutter in Gesellschaft zu sehen. 
Vielleicht war das ja ihr neues Willkommen-sein in ihrem neuen Lebensabschnitt. 
Das hoffte Precious jedenfalls. Nach alldem was passiert war, verdiente ihre Mutter und sie etwas Abstand von allem Übernatürlichen. 

Aida war jedenfalls erst spät nach Hause gekommen. 
Precious hatte sie nicht mal am Morgen gesehen und war einfach ins Auto gestiegen und in die Schule gefahren. 
Diesmal mit einem anderen Gefühl. 
Wie damals, als sie in Mystic Falls Freunde gefunden hatte und sich auf etwas freuend in die Schule gefahren war. Sie hatte zwar gesagt, sie wollte sich von merkwürdigem fernhalten – und Edward, Alice und deren Familie schienen überaus merkwürdig -, doch vielleicht waren sie es ja gar nicht. Sie wollte ihnen eine Chance geben und vor allem wollte sie Carlisle und seiner Frau eine Chance geben. Für ihre Mutter. Denn in letzter Zeit hatte Precious sie öfters traurig, als glücklich gesehen.

Sie fuhr gerade die Einfahrt hoch, als sie sah wie Angela, Mike, Eric und Jessica ihr zuwinkten. 
Eigenartig, fand Precious, stieg aus und wurde auch gleich stürmisch von ihnen begrüßt. 
Gut, die Aufregung hielt sich bei Jessica in Grenzen. 

„Ist etwas passiert?“, fragte Precious beim Aussteigen und Eric schüttelte den Kopf. 

„Wir haben DIE Idee für unseren Projekttag nächsten Monat“, erklärte er.

„Und das dank dir!“, fügte Angela hinzu.

„Dank mir?“, fragte Precious.

Mike lachte und nahm sie zur Seite, um sie zu seinem Auto zu führen, wo die vier vorher gestanden hatten.

Ein frisch gemachtes Plakat lag auf Mikes Autohaube und Precious las laut vor: „Kommt vorbei und sagt bei unserem Gründerfest „Hallo!“ zu der Vergangenheit unserer Stadt.“

„Ist das nicht vollends cool?“, fragte Eric und lachte. 

„Ein Gründerfest...“, murmelte Precious, mehr zu sich als zu den anderen.

„Doch das ist nicht alles.“, sagte Jessica und schien jetzt auch zu lächeln. „Die Idee fand ich persönlich eher lahm, doch dafür haben wir uns auf ein tolles Motto für den Abschlussball festgelegt.“

„Auch dank dir, Precious.“, sagte Angela.

„Was auch immer“, Jessica seufzte und kramte ein Foto aus ihrer Tasche heraus, mit dem sie dann glücklich verkündete: „Unser Abschlussball-Motto sind die 20er Jahre. Die Mode ist zum Sterben schön.“

Precious schluckte hart und als Jessica ihr das Foto herüber reichte, fand sie ihre Stimme nicht wieder. 
Das war tatsächlich ein Foto von der letzten Schulfeier, bei der Precious dabei gewesen war: Die 20er Jahre-Motto-Party in ihrer alten Schule, damals in Mystic Falls. 
An dem selben Abend hatte sie packen und sofort aus der Stadt verschwinden müssen. 
Sie hoffte bloß, dass die Geschichte sich nicht wiederholen würde.

„Was sagst du?“, die Frage kam von Eric.

„Woher hast du dieses Foto?“, Precious kam Jessica einen Schritt näher. 
Das kleinere Mädchen plötzlich eingeschüchtert war nun beleidigt.

„Das ist von der Website deiner vorigen Schule. Du bist nicht mal darauf zu sehen...“

Precious wandte sich von ihr ab, verließ den Parkplatz und machte sich auf den Weg zum Schuleingang.

Wie als wären alle ihre guten Vorsätze weggeblasen worden, saß sie nun im Unterricht und fragte sich, weshalb sie immer wieder so ein Pech hatte. Das war das Letzte an das sie erinnert werden wollte, immerhin war es ihre letzte Nacht in Mystic Falls. Ihre letzte Nacht mit ihren Freunden und die letzte Nacht, in der Alaric als Mensch unter ihnen weilte. 
Sie hatte nicht mal Vergewisserung bekommen, ob er vielleicht doch noch durch ein Wunder am Leben oder ob er tatsächlich tot war. Doch sie rechnete lieber mit dem Schlimmsten, als eines Tages zu erfahren, dass sie hoffte er sei am Leben, aber es gar nicht war. 
Vielleicht durfte sie das alles einfach nicht zu eng sehen? Schließlich war es auch ihre letzte Nacht mit ihren Problemen und Angstzuständen, sowie ihrer Panik. 
Sie hatte Klaus und seine Familie seit dem nicht wiedergesehen und das war die beste Meldung, die sie hatte. 
Trotzdem nagte an ihr der Gedanke, dass sie ihre Freunde nie wieder anrufen oder sehen könnte. Denn Klaus würde dadurch auf ihre Spur kommen und dann würde alles wieder von vorn anfangen. 
Nämlich die selbe Mäusejagd, in der sie die Maus und Klaus die Katze war. Wobei es nicht mal nur eine Katze war, sondern drei gleichzeitig, vielleicht sogar vier. 
Schon der Gedanke daran ließ sie zusammen zucken und eilig blickte sie sich um und bemerkte keine seltsamen Blicke auf ihr. 
Mit einem letzten Gedanken an eine höhere Macht, und dem Wunsch, dass es ihren Freunden gut gehen sollte, ließ sie von dem Thema ab und widmete sich wieder dem Unterricht.

Precious trat in den vollen Flur, Schüler rannten zu ihrer nächsten Stunde, andere unterhielten sich, doch sie trotzte hinter Calen her, der gleich das selbe Fach hatte. 
Für die nächsten Stunden oder sogar Tage machte sie einen großen Bogen um Jessica und Co. 
Eigentlich hatte sie sich vorgenommen andere Freunde zu finden, aber während das Anfreunden mit dem Cullen-Clan zu warten hatte, musste sie die Sache endlich selbst in die Hand nehmen. 
Hauptsächlich war es Calen, der ihr am Rockzipfel gehangen hatte, doch heute war es andersrum. Sie hatte des öfteren gemerkt, wie er ihr zu folgen schien oder Gespräche aufzubauen versuchte. Außerdem wirkte er sympathisch und sie hatte eh noch etwas gutzumachen, wegen dem Zusammenstoß an ihrem ersten Schultag. 
Sie war noch immer tief in Gedanken. Gerade hatte sie sich noch gefreut und im nächsten Moment war sie aufgelöst. Sie konnte einfach nicht anders, warum mussten Mike und Jessica, denn nur von ihrer Schule abgucken? 
Als Calen um eine Ecke bog und sie daraufhin gleich hinterher, hatte sie nicht gesehen, dass er stehen geblieben war, sodass sie auf seinen Rücken traf und verdutzt auf seinen Hinterkopf starrte. 
Aus einem Seitenblick her, sah er zu ihr und machte dann den Weg frei. Verwirrt wollte sie ihn darauf ansprechen, kam aber nicht dazu, denn nun bemerkte sie, weshalb er stehen geblieben war. 
Das Plakat, das Mike ihr vorhin noch gezeigt hatte, hing bereits über der Tür der Cafeteria. Precious' Mund wurde zu einer harten Linie und am liebsten hätte sie das blöde Plakat abgerissen. 
Dann fiel ihr auf, dass Calen anscheinend wusste, was sie bedrückte und plötzlich war dieser Fakt viel wichtiger, als das Plakat oder das Gründerfest. 

„Woher wusstest du-...?“, fragte sie an ihn gerichtet und ließ den Satz in der Luft hängen.

Er lächelte sanft, doch seine Antwort blieb aus. 
Precious entschied sich das auf eine spätere Zeit zu verschieben und er wusste das zu schätzen, denn im nächsten Moment nickte er und machte ihr mit einer Kopfbewegung klar, dass sie ihm weiter folgen solle. 
Kurz darauf waren sie in ihrer Sozialkundeklasse und aus irgendeinem Grund, hatte Precious seine Gesellschaft genossen. 
Kein Aufzeigen von Desinteresse oder Verdruss. 
Zum ersten Mal in ihrer Zeit hier, hatte sie niemanden nervig gefunden und sie war insgeheim ziemlich erleichtert darüber.

Soul Down || twilight & tvd crossoverWhere stories live. Discover now