Kapitel 22 ~ * blind trust *

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Bei einem Whisky ließ ich den Abend Revue passieren. Es gab gute Tänzer und Tänzerinnen, die ihr Werk beherrschten und es gab Ausnahmetalente. Tänzer und Tänzerinnen, die nicht nur gut waren und eine gewisse Technik beherrschten, sie brachten ihre Umgebung zum Leben. Sie war ein Ausnahmetalent. Wenn sie anfing zu tanzen, nahm sie eine ganze Halle mit ihrer Aura ein. Sie könnte Stadien füllen.

Ich schaute zu den Sticks auf meinem Schreibtisch. Ihre Instrumentale waren schon jetzt gut. Zwischen all dem Müll, war tatsächlich mal Gold. Der Sound und die Melodie erinnerte mehr an eine Hymne aber der starke Beat machte es zu einer mystischen, modernen Underground Rock Nummer. Zeitlos und stark. Obwohl die Datenträger nicht beschriftet waren, war ich mir sicher, dass sie von Angel waren.

Das ganze Zimmer roch noch ganz leicht nach diesem Parfüm, welches sie trug. Es hatte die Wirkung eines Nervengifts. Ich riss das Fenster weiter auf und lehnte mich an den Sims. Ich rauchte eine, damit der Geruch aus dem Zimmer verschwand. Draußen wurde es langsam hell und der Verkehrslärm erinnerte an einen wilden, reißenden Fluss.
Mit Dominanz kam ich bei ihr nicht sehr weit, so viel stand fest. So hielt ich sie nur auf Distanz, das war gut, um Außenstehende zu blenden aber half mir nicht sie zu erobern. Sie war wie ein Spiegel. Man bekam zurück, was man ihr gab und sie merkte meistens, wann jemand etwas spielte und was der Zweck dahinter war. Sie hatte Recht, es ließ sich schwer mit meinen Absichten vereinbaren.
Ich musste es schaffen die Nerven zu behalten und ihr zu helfen, ohne dass jemand aus meinem Umfeld, sie als Bedrohung wahrnahm. Egal wie.

»Dimitri? Verzeih die Störung, hier wurde ein Brief für dich abgegeben«, kam Angel nach kurzem Klopfen zur Tür rein. Sie trug ein Outfit ganz in Weiß. Weiß war meistens friedvoll aber ihres war so rein, dass es kalt wirkte. Wie eine Festung. Ihre Augenränder waren rot, vermutlich vom Weinen. Die leichte Sorgenfalte auf der Stirn, ließ vermuten, dass sie sich mit jemandem gestritten hatte. Jeans, ein T-Shirt mit V-Ausschnitt, eine Lederjacke und High Heels. Sportlich stand ihr verdammt gut. Draußen herrschte heute ein windiges, kaltes Regenwetter und ihre Kleidung hatte nicht einen Fleck. Das war eine Kunst für sich. Das einzige, was auf ihr Alter hinwies, waren ihre Größe, die bei 1,60 m lag und das katzenhafte Gesicht mit den Puppenaugen.
»Und das kann nicht warten? Ich bin beschäftigt, komm später wieder«, entgegnete ich ihr strenger als sonst. Sie wusste, dass es verboten war, das Büro zu betreten, wenn die Tür geschlossen war. Erst wandte sie sich ab, doch sie zögerte und erklärte sich.
»Ich, er lag auf der Stufe vor der Tür. Ich sah zuvor einen Mann in Schwarz vom Jeep weglaufen. Es sieht aus, als würde Blut an dem Umschlag kleben und er riecht komisch.« Ihre blauen Augen funkelten mich besorgt an, wickelten mich in Sekunden ein. Mir gegenüber saßen Alexander, Leiter von meiner Firma Mechanical International und Frank, der Besitzer des Kiss. Fragend schaute sie zwischen uns her aber sagte nichts. Sie grüßte die Beiden mit einem Nicken.
»Na schön... Zeig schon her!« Zeit für mich sie ungestört ansehen zu können. Sie war für mich heute ein laufendes Gemälde. Sie trug weiße High Heels mit Spitze. Kleine Swarovski-Steine zierten den Verschluss, der in Form einer Rose war. Um ihren Hals, schlang sich eine schmale, silberne Kette, mit einem kleinen Anhänger, ebenfalls in der Form einer Rose. Mein Partner räusperte sich.
»Wenn ich nicht schon verheiratet wäre...« Mein Blick glitt von ihrem Dekolleté warnend zu Alexander und schließlich auf den Umschlag in meiner Hand. Ich erkannte sofort das Symbol, welches mit Blut auf den Umschlag gezeichnet wurde. Es glich von der Form her, der Pranke eines Tigers.
»Eine Einladung der Tigers? Wie kommst du denn zu dieser Ehre Dimitri?«, forschte mein Partner. Während ich ein Stück Papier aus dem Umschlag zog, belächelte ich den Text, der mit künstlichem Blut darauf geschrieben stand und mir drohen sollte. Der Brief warnte mich, mehr Acht auf die Dinge zu geben, die mir heilig waren.
»Ich hab den Mann fair geschlagen. Der Anführer der Tigers hat mich herausgefordert und verloren. Dafür, dass er mir so unglücklich in die Faust gelaufen ist, kann ich nun wirklich nichts«, merkte ich Alexander gegenüber an und zerknüllte das Papier.
»Die Gangs in Brooklyn sehen sowas anders. Die ticken nicht richtig. Das weißt du. Wieso hast du dich darauf eingelassen?«
»Reines Vergnügen. Der Typ gleicht keinem Tiger, eher einem zahnlosen Affen. Ohne den Affen zu nahe treten zu wollen.« Mein Blick galt nun Angel die dabei war mein Büro zu verlassen. »Mach dir deshalb keine Sorgen, so etwas wirst du hier öfter sehen. Ich mache mich selten beliebt.«
»Ja«, lächelte sie bedrückt. »Tut mir leid.«
»Setz Kaffee auf und bring soweit alles in Ordnung. Wir fahren in der nächsten halben Stunde los. Du hast den Rest des Tages frei bis die Sache geklärt ist. Sicherheitshalber setze ich dich Zuhause ab.«

Loyalty - heart virus (1)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن