Kapitel 42 ~ * the touch *

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Im Auto sitzend umgab mich beharrlich sein Schweigen. Er fuhr verdammt schnell aber wenigstens sicher und ruhig. Sein Fahrzeug hatte er genauso gut im Griff, wie die Menschen um sich herum.

»Sagst du mir jetzt, wo es hingehen soll? Ich könnte die ganze Nacht durch die Stadt fahren aber...« Stimmt, das hatte ich ganz vergessen.
»Ins Fitnessstudio, welches ist egal«, sagte ich abwesend. Im Radio lief Smash Into Pieces mit Chackmate. Der Song war richtig gut. Ich machte ihn etwas lauter.
»Sicher? Um diese Zeit sind wir da mit Sicherheit alleine«, fragte er und zog eine Augenbraue hoch. Etwas war anders, ich konnte es sehen aber ich verstand es noch nicht. Ohne ein Geheimnis aus seinem Gefallen zu machen, trat er auf das Gaspedal und fuhr in das Fitnessstudio nach Brooklyn.

Obwohl sein Handy wiederholt und lange klingelte, ließ er es in der Tasche seines Jacketts, welches ich noch über meinen Schultern über einem königsblauen Top trug. Im Gym gab ich es ihm zurück und schielte hoch zu den Umkleidekabinen.
»Ich geh mich umziehen.«
»Womit willst du anfangen?«, deutete er auf den Fitnessbereich. Schulterzuckend überlegte ich kurz und schaute mich um.
»Das Laufband zum Aufwärmen.«
»Da wüsste ich eine attraktive Alternative.« Ich atmete ein und wandte mich deutlich ab. Wollte er bloß mitkommen, um mich hier zu verführen? Er legte seine Hand auf meine Schulter und hielt mich zurück. »Hey, ich rede vom Schwimmen.«
»Bestimmt redest du vom Schwimmen... ist doch bloß ein Trick, um mich aus meinen Klamotten zu bekommen.« Seine Augen blitzten mich unverdrossen an, seine Hand zog lässig am Hosenbund meiner Jeans.
»Nette Idee aber das kann ich auch einfacher haben.« Ich verschränkte schützend die Arme vor meiner Brust, als seine Finger, wie Federn über mein Dekolletee streichelten. Gereizt schaute ich zu ihm auf. Wieso konnte er das nicht einfach lassen. Es machte mich völlig kirre.
»Bloß weil du mich küssen durftest, denkst du jetzt ich bin einfach so für mehr zu haben?«
»Einfach ist wohl der falsche Ausdruck, nach neun Monaten, die ich dich schon in meiner Nähe habe...« Fast Mühelos, durchbrach er meine Abwehr, als seine Hände sich um meine Hüften legten und über meinen Rücken streichelten. Geschickt schob er sie unter mein Oberteil und berührte meine Haut. Was war mit mir los? Das hier durfte nicht passieren.
»Hände weg. Hier wird ganz sicher nichts laufen«, schob ich ihn zurück.
»Hotelzimmer nicht, Gasse nicht, keine Wiese im Park. Was ist denn der geeignete Ort für dich?« Ich straffte die Schultern und zuckte mit dem Mundwinkel.
»Lern mich kennen, dann bekommst du vielleicht, die Antworten, die du suchst.« Wieso mussten seine Hände, sich an meinem Körper so gut und gleichzeitig angsteinflößend anfühlen? Warum lösten sie dieses Gefühlschaos aus?
»Angel, mehr als ficken ist nicht drin. Küssen ist grade so meine Schmerzgrenze. Dazu muss ich dich nicht kennen.« Bämm, eiskalte Dusche.
»Du bekommst weder das eine, noch das andere. Wäre das auch geklärt, Boss. Ich geh mich umziehen...«, wich ich zurück bevor mich seine Wärme und der angenehme Duft seines Parfüms erneut einlullten.
Ohne zurückzuschauen, lief ich die Treppe rauf in die Umkleide. Konnte er nicht endlich aufgeben?

Langsam zog ich mich um und lehnte mich dann einen Moment mit dem Rücken an die Wand, starrte auf die Tür mir gegenüber. Lauschte. Was dachte ich zu hören? Wie er an die Tür klopfte und sagte, dass er gehen würde? Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich tatsächlich ein Klopfen hörte.
»Willst du die ganze Nacht da drin bleiben? Komm schon raus, ich benehme mich auch.«
»Versprochen?«, fragte ich leise und war nicht sicher ob er es überhaupt gehört hatte.
»Versprochen. Ich warte unten«, sagte er so, dass ich ihm glaubte. Ich trat an die Tür und späte aus dem Spalt. Wartete, was passieren würde. Es war mitten in der Nacht und wir waren alleine.

Da ich ihn nicht sehen konnte, trat ich einen Schritt auf den Flur und ehe ich mich versah, presste mich sein Körper gegen die Wand. Ich erzitterte unter der Kraft, die mich schnell bändigte. Mühsam versuchte ich meine Arme seinem Griff zu entziehen. Als ich mich entspannte, wurde auch sein Griff lockerer.
»Du turnst schon sehr lange?«, fragte er.
»Was?«
»Deine letzten Choreographien waren anders. Sportlicher.« Seine Augen musterten mich eindringlicher und ich bemerkte seinen russischen Akzent, der manchmal durchstach, wenn er erregt oder aufgebracht war. Er trug eine graue Jogginghose und ein weites, grauschwarzes Sweatshirt.
»Ja na und ich turne seit mehr als 10 Jahren. Das hab ich dir schon gesagt.«
»Es gefällt mir. Es gefällt mir auch, wenn du so zickig wirst. Irgendwie niedlich.« Ich seufzte und bemühte mich ihn wegzuschieben.
»Ich will nicht. Jetzt lass mich los...«, blitzte ich ihn an. Eine Zeit lang, fühlte es sich an, als würde er mit sich ringen. Erleichtert atmete ich auf, als seine Muskeln sich entspannten und er seine Hände von meinen Armen löste.

Loyalty - heart virus (1)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant