Kapitel 48 ~ * deadline *

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Die Nacht hatte ich kaum geschlafen. Ich dachte daran, wie es sein könnte, wenn es diese Regeln nicht gäbe. Meistens versuchte ich diese Gedanken zu verdrängen. Damit ich realistisch blieb und mich nicht zu sehr an diese Geborgenheit gewöhnte. Ich versuchte am Ende, mich nicht ganz so verletzbar zu machen. 
Es war sechs Uhr morgens, als ich vor dem Spiegel in meinem Badezimmer stand und meine Haare trocknete. Ich band sie anschließend zusammen und griff nach der Zahnseide, aus dem offenen Schubfach. Plötzlich hörte ich ein lautes Klopfen und schreckte zusammen. Odin und Loki fuhren vom Sofa hoch und knurrten. 

Ich rechnete mit niemandem. Wer konnte das sein? Nur meine Mam, Joel und das Internat wussten, wo ich wohnte. Für Joel war es noch zu früh aber vielleicht war irgendwas passiert. Als ich versuchte durch den Türspion zu schauen, sah ich nur eine Schulter. Vielleicht hatte Dimitri herausgefunden, dass ich alleine wohnte. 
Als ich die Tür aufmachte, wich mir für einen Moment das Blut aus dem Körper. Das Gefühl, als Tom plötzlich vor mir stand war beängstigend. Er war betrunken und wütete. 
»Was willst du denn hier...?«
»Hast du gedacht, ich lasse dir das so einfach durchgehen? Deine Mutter ist nicht mehr derselbe Mensch seit du fort bist«, stieß er mich und fauchte. »Dein Egoismus ist unfassbar. Du bist so lächerlich. Denkst du mit deinem Getanze kannst du ewig Geld verdienen. Irgendwann, wird irgendwas passieren und du kannst nicht mehr durch die Gegend tingeln! Seit Monaten versuche ich alles erdenkliche um dich unter Kontrolle zu bekommen. Doch keine Chance, du bist unbelehrbar...«
Er packte mich am Arm, doch ich stieß ihn weg. 
»Verschwinde hier. Du bist nicht mein Vater,... Von dir lass ich mir sicher nichts mehr sagen! Lebt ihr euer Leben, ich habe mein eigenes. In diesem Sommer werde ich 18 Tom. Was interessiert es dich, wo ich bin?«
»Du weißt es gar nicht? Deine Mutter wollte dich anrufen.« Nachdenklich hielt ich inne und erinnerte mich an den letzten Anruf.
»Was sollte sie mir sagen?« Tom stützte sich an den Türrahmen.
»Sie ist krank. Keine Ahnung wie ernst es ist. Scheinbar ist sie zu irgendeiner Kur gefahren, ich dachte sie ist bei dir...« Krank? Mich überkam ein schreckliches Gefühl, wenn ich an den Anruf zurückdachte, den ich abgelehnt hatte. 
»Sie ist hier nirgends! Wie meinst du das, sie ist krank? Ich habe sie seit dem Umzug nicht gesehen oder gehört. Wenn sie gegangen ist, würde mich das nicht wundern. Das hat allerdings nichts mit mir zu tun. Ich hätte dich an ihrer Stelle nie angesprochen.« Er wurde richtig rot im Gesicht und schlug mir ins Gesicht. 
»Dass sie weg ist, ist deine Schuld! Weil du dich benimmst wie eine Verrückte! Du kommst zurück nach Hause und gehst auf dieses verdammte Internat... Ich habe viel Geld dort gelassen, damit sie dich endlich mäßigen!« Er lallte vor sich hin und ich wusste nicht wie ernst die Sache mit der Krankheit war. Als er wieder einen Schritt auf mich zuging, griff Loki meinen Stiefvater an. Doch er trat den Pinscher einfach weg und stellte mir ein Ultimatum. Ich war noch auf Bewährung, wegen der Sache mit Jackson. Den Brandanschlag habe ich zwar nicht begangen, wie es mir vorgeworfen wurde aber ich wurde dafür verurteilt. Tom erpresste mich damit und wollte das ich nach Hause kam. Doch ich weigerte mich und er holte erneut aus, als Odin diesmal dazwischen ging und ihn biss, konnte ich Tom auf den Flur zurückstoßen und die Tür zuschlagen. Er nannte mir 4 Wochen die ich Zeit hatte, nach Hause zu kommen, bevor er mich an meinen Bewährungshelfer verriet. Fast eine halbe Stunde trommelte er gegen die Haustür. Doch die Industrietür, war nicht so einfach einzutreten. 

Völlig erschöpft ließ ich mich am Kühlschrank sinken und schaute nach Loki. Er war noch ziemlich verdattert und schüttelte sich. Etwas eingeschüchtert rollte er sich auf meinem Schoß zusammen. Draußen wurde es hell und ich schaute auf mein Handy. Ich versuchte immer wieder meine Mam zu erreichen aber es ging niemand ran. 
Vielleicht war das nur ein Vorwand von ihm und es ging ihr gut. Wenn sie auf Forschungsreisen war, erreichte ich sie oft nicht. Meine Hände waren eiskalt und etwas zittrig. Ich zog mich langsam zu Ende an. Draußen wehte heute ein kräftiger, eisiger Wind. Es nieselte leicht und ich zog über meine Leggings noch eine schwarze Jeans an. Über den schwarzen, eleganten Spitzen Body, zog ich eine gefütterte Lederjacke mit Kapuze. Die Haare hatte ich straff nach hinten zusammengebunden und schaute dann zur Tür. Erst dachte ich, ich währe nicht mutig genug durch die Haustür zu gehen aber ich schlüpfte in meine schwarzen Stiefel ohne Absätze und zog den Reißverschluss zu. Ich griff nach der Leine und meinem Schlüssel, um dann die Tür zu öffnen. Erleichtert atmete ich auf, als ich feststellte, dass er gegangen war. 
Die Hunde folgten mir bei Fuß und waren ähnlich wachsam wie ich. 

Loyalty - heart virus (1)Where stories live. Discover now