Kapitel 65 ~ * secret Dreams *

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»Wir müssen los.« Schweren Herzens nickte ich und begann mich von dem verrückten Haufen zu verabschieden. Ich streichelte Crazy und Hope, holte eine Büchse raus und verfütterte das Fleisch darin.
»Ist das Roastbeef?«
»Ja jeweils 200 Gramm für die drei großen und 100 Gramm für die Kleinen.« Ich schüttete das Kilo Trockenfutter in das Napf in der Ecke und leerte die 1,5 Liter Wasserflasche die ich vorher mitgenommen hatte, in dem Kochtopf aus. »Wiedersehen.« Am Eingang bemerkte ich den kleinen Rüden, der solange auf meinem Schoß geruht hatte, wie wir hier waren. Er war mir gefolgt, wie jedesmal. Viele der Hunde um die ich mich kümmerte, waren derweil verschwunden. Um jeden einzelnen tat es mir leid. Ich kehrte noch mal kurz zu ihm um, hockte mich zu ihm und streichelte ihn. »Du kannst nicht mit Hase. Bleib hier und warte auf mich ja? Ich komme wieder.« Seufzend ging ich dann mit Dimitri zum Auto. Unverändert saß der Kleine da, schaute uns nach, während wir wegfuhren. War das herzzerreißend...

»Du kannst nicht jeden Streuner in New York retten«, sagte Dimitri, als wir durch den Glaseingang der Akademie kamen. Seit wir von dort weggefahren waren, hatte ich kaum mehr ein Wort gesagt, weil ich die ganze Zeit an diesen Welpen dachte. Es viel mir jedes Mal schwer. Ich dachte auch an Odin und Loki... Wie es mir fehlte, sie um mich zu haben.
»Ich weiß. Es tut mir trotzdem Leid. Ich laufe dort immer lang, wenn ich Joggen gehe. Ich habe es nicht übers Herz gebracht wegzuschauen. Das habe ich versucht, ein paar Mal und dann bin ich nachts aufgestanden und wieder hin, weil ich kein Auge zu machen konnte. America bewacht das Gebäude, als wäre es sein Revier. Deshalb brachte ich Crazy, Hope und andere dorthin. Hope fand ich in der alten Kapelle unten und Crazy habe ich in der Schlinge eines Tierfängers gesehen. Ich habe behauptet sie gehöre mir und habe sie mitgenommen.« Er lachte und schüttelte den Kopf.
»Das alles bestätigt nur, was ich sowieso schon geahnt habe. Du bist zu gut für mich. Ich sehe wie viel Disziplin und Zeit du für das Tanzen aufbringst. Wie du die Welt um dich herum wahrnimmst. Dieser Abend, war für mich alles andere als langweilig aber ich weiß auch, dass wir niemals eine Beziehung haben werden. Das würde ich niemals zulassen. Es dauert so lange, wie es dauert - was auch immer das hier ist aber irgendwann wird es aufhören.« Im Grunde hätte er es mir nicht schon wieder sagen müssen aber ich wusste, dass er mich damit schützen wollte und für sich selbst diese Nähe nicht wollte. Es tat weh und es ließ nur mehr Fragen aufkommen. Mehr Schweigen. Was sollte ich dazu sagen? Ich wusste es nicht.
Im Studio blieb ich vor ihm stehen.
»Ich weiß und ich werde auch nicht ewig bleiben«, erwiderte ich schließlich.

Meine Mitbewohner waren überrascht, als wir kurz nach Mitternacht zurück waren. Sie machten sich grade einen Kaffee und Pizza warm. Während ich schwieg, grüßte Dimitri und nahm Dankend den Kaffee entgegen. Ich lief einfach schon die Treppe rauf. Er folgte mir, wirkte müde und wollte sich wohl grade verabschieden.
»Es ist ziemlich spät. Wenn du willst, kannst du auch hier bleiben«, sagte ich und verstand mich selbst nicht mehr.
»Du willst das ich bleibe?« Ich runzelte die Stirn.
»Ja, sieht wohl so aus. Ich möchte noch nicht, dass du gehst.« Gelassen lief er zur Tür des Zimmers, um sie zu schließen. Während er näher kam, rutschte ich auf meinem Himmelbett zurück. Er musterte das weiße Holz des Gestells und die viktorianische, weiße Bettwäsche. Sie spiegelte ein Teil meines Zimmers wieder. Meine Hälfte des Raums hatte ich größten Teils dem Stil untergeordnet, war aber zu verschiedenen Glaselementen etwas moderner eingerichtet. Hell und mädchenhaft. Dimitri zog eine Augenbraue hoch. »Ist das ein Abschied?« Ich zuckte mit der Schulter, irgendwie fühlte es sich für mich so an. Ich wusste, was er wollte und es schien mir grausam ihn so lange warten zu lassen, obwohl er mir nie ganz gehören würde.
Mir kam das Gefühl auf, ihn damit an mich zu binden, je länger ich zögerte. Neugierig auf ihn war ich, ich mochte ihn und wusste inzwischen, dass ich keine einfache Nummer für ihn bleiben würde. Er würde sich trotzdem an mich erinnern, denn ich hatte etwas in ihm bewegt, war ihm sehr nahe. Vermutlich näher, als ich es ahnte. Doch ich wollte nicht an den Gefühlen ihm gegenüber zu Grunde gehen. Entweder ich willigte einer Affäre ein oder musste gehen.

Loyalty - heart virus (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt