Kapitel 32 ~ * family war *

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Der Wein war angenehm fruchtig und weich. Ich nippte bereits an dem zweiten Glas und lächelte den Barkeeper an.
»Kannst du mir ein Havana Club mit Cola Zero und Kirschlikör in einem Weinglas machen?« Er zwinkerte mir zu.
»Sehr gern.« Dimitri blieb, wie üblich bei seinem Whisky und musterte mich bis er von jemandem unterbrochen wurde.

»Dimitri? Wie kommt es, dass du uns Langweiler mit deiner Anwesenheit beehrst?« Mir stockte der Atem, es wurde innerhalb einer Sekunde um 100°C kälter.
»Ich hab dir nichts zu sagen, wieso gehst du nicht dahin zurück, wo du her gekommen bist.« Der Mann der auf uns zu kam flößte mir Furcht ein. Der Fremde war ein wenig breiter als Dimitri. Viel älter.
Es war schon verdächtig als der Fremde ihn duzte. Dass der Mann uns gegenüber ein Feind war, stand außer Frage. Er entgegnete meinem Boss viel gelassener, als die Leute zuvor.
Zwischen ihnen, herrschte eine eisige Verbindung. Hass spiegelte sich in Dimitris Augen wieder. Sie glichen Stieren in einer Arena. Die Augen des Fremden waren stahlgrau. Beißend und stechend.
»Wie ich sehe, hast du noch immer keinen Respekt vor Vorgesetzten.« Ein Russe. Deutlich zu erkennen an dem starken, stolzen Akzent. Er klang, wie das Knurren eines wilden Bären. Bedrohlich und abgedroschen. Seine Art war aalglatt und kalt. Kaum tauchte dieser Russe auf, war nichts freundliches mehr an Dimitri - der weiterhin, alles an seinem Rücken abprallen ließ.
»Raphael... Was willst du von mir?« Raphael? Als ich den Namen hörte, reimten sich mir die Gespräche vom Abend zusammen. Raphael Morosow war ein russischer Medien- und Finanztycoon. Er kontrollierte den amerikanischen Markt seit kurzem und in Russland hatte er längst einen Gottstatus. Der man hatte Einfluss auf TV und Presse. Somit auch auf die Regierung. Angeblich war er ein Mafia Mitglied.

Nur sehr kurz sah ich auf und ließ den Blick dann schweifen. Alle Aufmerksamkeit ruhte für Minuten auf Dimitri und diesen Mann. Die Gruppen von Menschen waren wie erstarrt. Davis und seine Gäste waren hellwach und aufmerksam. Ich bemerkte in wenigen Sekunden wie High und 5 seiner Männer in Stellung gingen.
»Reden, wir haben uns lange nicht gesehen Junge. Nach dem du weggelaufen bist, kommst du uns ja nicht besuchen... Wo ist Dante? Ihr hängt doch sonst immer zusammen. Du hättest mich ruhig besuchen können, als du kürzlich in Los Angeles warst.«
»Reden?«, wiederholte er zynisch und stand auf. »Wir haben nichts zu reden.« Er klang so emotionslos und leer. Seine Aura glich einer Landmasse aus Eis, die aus dem Ozean ragte und durch nichts zu erschüttern war. Ein breites, belustigtes Grinsen legte sich auf die Lippen des dunkelhaarigen Russen.
»Noch nicht aber bald. Familie hin oder her. Halt dich von Don fern. Der Deal gehört mir. Meine Vielfalt an Models ist weitaus größer... Das Spiel wird dein Ruin sein...«
»Droh mir nur alter Mann... Es ist egal wie viele Models du hast, wenn sie in der Masse untergehen. Man brauch nur eins, dass richtig gut ist, um besser zu sein«, wandte Dimitri sich ihm zu. Die dicke Luft zwischen den beiden gefror.
Moment, Familie? War Dimitri mit diesem Mann verwandt? Ich musterte ihn automatisch und ließ den Blick von Morosow zu meinem Chef wandern. So im Vergleich, sahen sie sich schon ähnlich. Dieses unantastbare, dämonenhafte Auftreten. Die Augen. Waren sie...? Nein... sonst hatten sie nichts gemeinsam.
Dimitri sah nun wieder zu mir und ließ Raphael stehen.
»Komm, wir gehen Schönheit... Ich will dich noch ein paar Leuten vorstellen.« Damit galt Raphaels Blick mir. Ehe er was sagen oder tun konnte, schob Dimitri mich aus der Gefahrenzone. Im Rücken, konnte ich spüren, wie mich Morosows Blicke verfolgten. Er verlor nicht ein Wort über ihn und ich ahnte, dass ich besser auch nicht danach fragte.

Den ganzen Abend ging es um Geschäfte, die Börse und Aktien. Lauter langweiliger Kram über Marktgeschehen und politische Unruhen. Ein paar Schauspieler erzählten mir von ihren Anfängen und von den Möglichkeiten, die sie durch Dimitri bekommen hatten.
Die Party war genauso Steif, wie die von Alexander.
Es gab viel Alkohol, wunderschöne Frauen und reiche Männer in Anzügen. Hier schien das alles nichts Besonderes zu sein. Je länger ich hier war umso mehr verschwand der Zauber.
Ich bemerkte Jessica, die aus dem Apartment ihres Vaters kam und sich wieder unter die Gäste mischte. Es entging mir nicht, wie sie mich anschaute und Dimitri dann kurz musterte. Sie lächelte mich an und winkte mich zu sich und ihren Freundinnen. Da Dimitri in ein Gespräch verwickelt war, nutzte ich seine Unachtsamkeit und wich von seiner Seite, um zu ihr zu gehen.

Loyalty - heart virus (1)Where stories live. Discover now