Kapitel 26 ~ * gloomy *

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Spät am Abend, klopfte jemand an meine Tür. Es war zögerlich. Deshalb wusste ich auch sofort wer es war. Ich stellte die Nachrichten leiser und öffnete bereits die zweite Flasche Whisky. »Komm rein...«, murmelte ich. Die Tür klappte zweimal. Ohne Weiteres erkannte ich sie nun auch an ihrem Parfüm. Jetzt war ich betrunken und nur der Teufel allein wusste, wozu ich fähig gewesen wäre, wenn ich sie hätte sehen können. Sie durchquerte das Zimmer und blieb ungefähr in der Nähe des Schreibtisches stehen.

»Schau an. Du bist wieder da?«, bewegte ich sie zum Reden.
»Na ja... Ich musste mich abreagieren... Jeder hat seine Art. Der eine betrinkt sich, der andere verausgabt sich beim Sport«, sagte sie ohne, dass es wie ein Vorwurf klang. Es kam mir aber vor, als würde sie eine Entschuldigung erwarten. Ihr war sehr bewusst, wen sie vor sich stehen hatte und doch war sie mutig genug, mir jedes mal Gegenüber zu treten und ihre Meinung zu sagen. Ein winzig kleiner Teil von mir, fand gefallen daran. Der andere und viel größere Teil hatte längst erkannt, dass sie, wenn ich es zu lassen würde, auch neben mir stehen könnte. Weder die eine, noch die andere Position war einfach. Jede dieser Positionen, konnte sie das Leben kosten. Doch solange sie vor mir stand, konnte ich immer noch sehen, was um sie herum geschah.
»Hat es funktioniert?«, erwiderte ich bloß und dachte gar nicht daran. Ein König entschuldigte sich niemals. Ich stand auf und lief um sie herum.
»Hören Sie schon auf damit... Sie wollten, dass ich herkomme. Was soll ich hier? Haben Sie es sich anders überlegt? Es währe doch egal wo ich mich aufhalte. Wenn Sie wollen, finden Sie mich.«
»Hast du keine Fragen?«
»Schon aber Sie würden es mir ja doch nicht sagen... Außerdem, je weniger ich weiß, umso weniger kann ich verraten.« Trotz schwang in ihrer Stimme mit.
»Ich bin zu müde für solche Zickerein. Kümmere dich um die Anrufe, verschiebe alle Termine für Morgen und erledige die Dinge auf der Liste. Sie liegt auf dem Tisch.« Ich knöpfte mein Hemd auf und ließ es neben mir auf dem Bett liegen. Stöhnend, griff ich nach dem Whisky auf dem Nachttisch und nahm ein Medikament gegen die Schmerzen. 
»War dazu nicht Ivanka da...«
»Sie war da aber aus Gründen die du mir verwehrst.« Stille. Wieso war sie nun so leise?

»Sie haben mir das Leben gerettet, warum?«, fragte sie später vorsichtig. Ihre Stimme war sehr weich und leise. Während sie sprach, blätterte sie in einem Kalender oder Buch.
»Wenn du tot bist, habe ich niemanden, der mir die Dinge vom Hals hält, die ich nicht gern selber mache. Davon gibt es eine ganze Menge. Außerdem bist du mir jetzt etwas schuldig.«
»Nett. Ich bin beeindruckt. So viel zu Ihrem Charme.« Zu ihr war ich wirklich nicht sehr charmant aber das war auch nicht meine Absicht. Schon um Dinge, wie heute zu vermeiden, musste ich sie auf Abstand halten.
»Du bist mein Mittel zum Zweck. Du hast etwas Zeit in einer Welt von der du träumst und ich nutze deine kleinen Talente aus.«
»Sie wissen nichts von meinen Träumen.«
»Och, schade«, ließ ich den Sarkasmus aus meiner Stimme tropfen. »Haben wir Tape da?«
»Ja, warum?«
»Bring es einfach her.« Als sie mir die Rolle gab, riss ich ein Stück ab und stand auf. Ich packte sie am Handgelenk und hielt ihr Gesicht fest, um den Streifen auf ihre Lippen zu drücken. »Jetzt halt die Klappe und mach etwas Nützliches. Du nervst... Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, wäre ich in der verdammten Klinik geblieben. Ihr Frauen macht einen Wahnsinnig...«
»Sie sind manchmal so ein Ekel.«
»Bitte! Halt die Klappe... mach deine Arbeit.« Kein Mucks mehr. Angenehme Stille erfüllte den Raum und sie erledigte ohne Widerworte ihre Arbeit. Eine Weile lag ich dösend da. An Schlaf war aber gar nicht zu denken.

Schnaufend und eher umständlich, rollte ich mich im Bett auf die Seite.
»Sie haben Rückenschmerzen?«
»Ich bin von einer Explosion getroffen worden und musste in kurzer Zeit gleich zweimal deinen Arsch retten, also... Kümmere dich um deinen Kram und lass mich einfach in Ruhe...«, sagte ich verärgert und erwartete irgendeinen Kommentar zu meinem Verhalten. Es kam nichts, nicht ein Ton. 
Bemüht sich ruhig zu verhalten, hörte ich außer dem Rascheln von Papier nichts mehr von ihr.
Ich war schrecklich müde aber schlafen konnte ich nicht. Stattdessen lauschte ich, hörte sie telefonieren und tippen. Sie erledigte meinen Auftrag eine Party zu organisieren. Es war ein Test bei dem sie freie Hand bekam eine Location zu finden, das Essen zu planen und die Gäste auf der Liste einzuladen, die ich notiert hatte. Ich wollte wissen, wie selbstständig sie war und wo sie meine Hilfe benötigte.

Loyalty - heart virus (1)Where stories live. Discover now