Kapitel 33

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Ich kauerte mich in mein Bett und weinte stumm.
Draußen war es schon lange dunkel geworden. Bald stand das Abendessen an, aber ich will nichts essen. Nicht nachdem das passiert ist. Es klang danach, dass er mit mir Schluss gemacht hatte.

Was für eine Versagerin bin ich eigentlich? Niemand will mich an seiner Seite haben. Ich bin krank und komme nicht raus.
Möchte ich wirklich nicht gesund werden? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.
Biete ich mit meinen jetzigen Standpunkt wirklich so viel Angriffsfläche?

Ich nahm mein Handy und tippte die Nummer von Kira ein.
„Hey Süße." rief Kira in ihr Telefon. Im Hintergrund hörte ich den Bass der Musik und Menschenstimmen.
„Störe ich?" fragte ich vorsichtig.
„Was hast du gefragt?" rief sie in den Hörer. Ich verdrehte genervt die Augen.
„Ob ich störe verdammt!" rief ich genervt.
„Nein...warte kurz hier auf mich. Komme gleich wieder." sagte sie zu jemanden.

Die Geräuschkulisse wurde leiser.
„So jetzt verstehe ich dich besser." sagte sie lachend.
„Bist du betrunken?" fragte ich sie.
„Nur ein paar Shots, aber das tut nicht zur Sache. Wie läuft die Klinik?" sagte sie leicht lallend.
„Gar nicht. Ich bin momentan nicht mehr dort." antworte ich gefühllos.
„Was wieso?" sagte sie und war hellwach auf einmal. Ich wollte ihr nicht den ganzen Grund erzählen, nein ich konnte es einfach nicht.
„Mein Gewicht ist zu niedrig." meinte ich nur.
„Lia ich bin deine beste Freundin was ist los." sagte sie ernst.
„Ich will dir nicht die Stimmung verderben."sagte ich seufzend. 
„Das ist mir egal, wo bist du verdammt?" sagte ich leicht gereizt.
„St. Elizabeth Hospital auf der Intensiv." sagte ich leise.
„Ich bin in 10 Minuten da. Und sag denen ich scheiß auf die Besuchszeit."sagte sie und legte auf.

Verdattert schaute ich auf mein Handy und musste leicht schmunzeln.

„Du bist verrückt." sagte ich zu Kira als sie in mein Zimmer gestürmt kommt.
„Und du ein Zombie Liebes." sagte sie grinsend.
Sie setzte sich auf mein Bett und zog mich in ihre Arme. Ich erwiderte ihre Umarmung. Kira zog sich ihre Higheels aus und legte sich neben mich.
„Und nun erzähl mir alles. Vorher wirst du mich nicht los."

Also erzählte ich ihr alles. Ohne Tränen verlief das Ganze nicht. Es tat gut sich bei ihr auszuweinen. 
Kira starrte die Decke nachdenklich an.
Aus ihren Gesicht konnte ich nicht entziffern, was sie dachte.

„Mensch wo bist was bloß reingeraten Liebes." sagte sie seufzend. Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, aber ich habe das alles so nicht gewollt. Ich wollte doch nur perfekt sein."

Kira drehte sich auf die Seite und schaute mich an. Sie legte eine Hand auf meine Wange.
„Lia du bist doch so wie du bist perfekt. Wir alle lieben dich so wie du bist. Klar uns allen fällt dein Zustand schwer, aber das liegt daran, dass wir dich nicht verlieren wollen. Stell dir mal vor ich wäre in deiner Lage. Das würdest du auch nicht einfach so hinnehmen, hab ich recht?" sagte sie sanft.

Mir stiegen wieder Tränen in die Augen und ich nickte. Sie hatte einfach recht.

„Ich weiß du willst es nicht hören, aber du musst essen. Du bist ein Schatten deiner selbst und es tut mir weh, wenn ich meine Seelenverwandte so leiden sehe. Pass auf, ich frage die Schwestern, ob sie noch Essen haben und wir versuchen es zusammen okay?" sie lächelte. Ich biss mir auf die Lippe. In mir machte sich kein gutes Gefühl aus.

„Auch wenn mein Kopf was anderes sagt, möchte ich es probieren. Ich will die andere Stimme auch haben." sagte ich zuversichtlich. Kira strahlte.

„Dann nennen wir die gute Stimme Bob. Und Bob hat großen Hunger und freut sich auf das Essen." sagte sie grinsend. Ich kicherte.
Kira stand auf und verließ das Zimmer.

Kurz danach kam sie mit einer Schwester wieder. Diese trug ein Tablet. Sie stellte es auf meinen Tisch. Es roch nach Pfefferminztee und nach Vollkornbrot.

„So füttern wir Bob!" sagte Kira enthusiastisch. Ich starrte auf den Teller. Womit fange ich bloß an?

„Nimm erstmal das was dir am leichtesten fällt. Hier die Gurke zum Beispiel."
Ich schüttelte den Kopf.

„Das würde das Denken verstärken. Ich will kombinieren." sagte ich und war überrascht.

„Bob will also kombinieren."sagte sie lachend und wackelte mit den Augenbrauen. Ich verdrehte die Augen.
Ich nahm eines der Vollkornbrote und beschmierte es dünn mit Margarine.

„Bob möchte mehr Margarine haben."sagte Kira spielerisch. Ich nickte ängstlich und nahm die Hälfte des kleinen Päckchens. Anschließend nahm ich einen Kräuteraufstrich und halbierte ihn auch.

Kira schüttelte den Kopf. „Ein Kleines bisschen mehr. Ich verhungere Lia." sagte sie flüsternd. Innerlich wehrte sich alles.

„Ich versuche doch mein bestes." sagte ich kleinlaut. Also tat ich was Bob verlangte.

„Das hast du super gemacht. Nun komm mein Magen knurrt." Kira spielte Bob perfekt. Warum klappte Essen bei ihr so leicht?

Ich nahm mein Brot und halbierte es. Ich biss rein. Und zum ersten Mal seit einer langen Zeit verurteilte ich mich nicht und ich konnte glatt sagen.
„Das schmeckt so gut." sagte ich überrascht.

Ich schaute Kira an , die vor Freude quietschte.
„Wie hast du das gemacht? Warum kann ich bei dir essen ohne gleich Reue zu verspüren?" fragte ich sie. Sie lächelte.

„Naja die Technik mit Bob habe ich aus einen Therapiebuch. Irgendwas musste ich ja tun. Und das Buch hat mir sehr viel gebracht dich zu verstehen und auch eine Hilfe für dich zu sein." sagte Kira und schaute aus dem Fenster.
„Du bist einfach die Beste." sagte ich.
„Ich weiß. Und nun arbeiten wir weiter mit Bob zusammen. Der ist noch nicht fertig." sagte sie lachend.

Kira und ich quatschend eine ganze Weile nachdem ich mein Abendessen tatsächlich fast geschafft habe.
Dann sind wir beide einfach eingeschlafen.

Es klopfte an der Tür. Ich war mit Kira und Bob dabei mein Frühstück zu essen und blödelten herum. Seit langem konnte ich wieder so lachen.
„Guten Morgen -." weiter kam der Chefarzt nicht, denn er starrte mich ungläubig an.
„Lia Sie essen! Das ist ja wunderbar. Dann muss ich die Sonde nicht erhöhen. Machen Sie weiter so. Ich weiß nicht wie Sie Lia zum Essen gebracht haben, aber Sie haben meinen vollsten Respekt." sagte er und lächelte.

Kira klopfte sich auf die Brust.
„Das tut meinen Ego extrem gut." sagte sie grinsend. Ich schmunzelte.
„Aber wir müssen noch an einiges Arbeiten. Zum Beispiel isst du viel zu langsam und verkleinerst dein Essen zu sehr. Essen ist nicht der Feind. Die Stimme ist der Feind." sagte sie und stupste mir an den Kopf.
Ich hob wehrend die Hände.
„Babysteps Süße." sagte ich grinsend.
„Und will Aiden es ein wenig heimzahlen. Pass auf ich habe einen Plan." sagte sie und grinste schelmisch. Ich starrte sie mit großen Augen an. Fast hätte ich mich an meinen Orangensaft verschluckt. Was hatte Kira vor?

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Hello meine Bienchen!🐝
Neues Kapitel am Start 😂🙈
Na was sind Kiras Pläne? Habt ihr mit ihrer Erscheinung und Lias Entscheidung gerechnet?🙈

Liebe Grüße Rike😊

Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Where stories live. Discover now