Kapitel 20

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Ich hörte ein hohen Ton. Der Ton,wenn der Knopf gedrückt worden ist. Ich habe gehofft, dass er nie bei mir gedrückt werden muss. Ich hatte gerade keine Lust auf irgendwelche Gespräche. Ich wollte in meiner Leere liegen bleiben. Vor allem wollte ich Diana nicht sehen. Was hatte sie mit Aiden zu tun?
„Mädels was ist los?" fragte Sue. Jess streichelte meinen Kopf. „Ich kam eben ins Zimmer und Lia lag total aufgelöst auf Ihren Bett. Sie sagt nicht was passiert ist. Vor ein paar Stunden war sie total glücklich ihren Freund zu sehen."
„Lia magst du mal mitkommen?" fragte Sue sanft, die sich neben Jess gehockt hatte. Ich schüttelte den Kopf.
„Es hat keinen Sinn." meinte ich.
„Das sagte sie eben auch." sagte Jess und guckte mich traurig an.
„Lass es uns wenigstens versuchen. Ich will dir bloß helfen Lia." sagte Sue. Widerwillig und schmerzerfüllt setze ich mich auf. Ich ließ mir es aber nicht anmerken.
„Super. Danke Jess , dass du Bescheid gesagt hast." Sue lächelte. Jess nickte und lächelte.
Ich folgte Sue. Im Gruppenraum guckten mich alle an. Mein Make-up saß nicht mehr und wahrscheinlich sah ich aus wie der Weltuntergang höchstpersönlich.
Wir betraten den Raum , wo ich sonst auch gewogen werde.
„Lia mir kannst du nichts vormachen. Ich sehe, dass du deinen Schmerz verdrängen willst." sie berührte meinen Arm, der darauf anfing zu brennen und ich ihn wegziehen wollte.
„Darf ich?" sie zog ohne meine Einwilligung meinen Ärmel hoch. Meine Haut war rot und gereizt.
„Mensch Lia wenn du schweigst bringt das auch nichts. Ich bin für dich da. Du bist nicht alleine." sagte sie.
„ Doch bin ich! Er ist gegangen, weil er die nur die halbe Wahrheit gehört hat. Und jetzt hasst er mich. Und ich mich. Ich verletze immer die,die ich liebe. Und Schuld daran ist Ana!" ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
„Und deswegen musst du dir sowas antun?" fragte Sue.
„ Wissen Sie wie es sich anfühlt, wenn man ständig alleine ist und man nicht beachtet wird?" sagte ich gereizt.
„Nun vielleicht nicht wie du, aber jeder von uns hat seine schweren Zeiten Lia." Sue lächelte.
Ich seufzte.
„Der Punkt ist, dass dein Freund dich deswegen nicht hasst. Ich denke mal du wolltest für ihn dünn sein?" Ich nickte.
„Okay. Ich glaube er hasst die Krankheit. Er möchte, dass es dir gut geht. Es gibt nichts schmerzhafteres als die Person die man liebt leiden zu sehen und eventuell der Grund dafür zu sein."
„Aber er ist ja nicht der Grund! Den Grund weiß ich nicht mal. Ich dachte er mag wenn ich dünn bin, aber da hab ich mich geirrt." schniefte ich. „Vielleicht redete mir auch Ana ein er mag mich nur so." setze ich fort.
„Versuche mit ihn darüber zu reden. Du hast heute noch Medienzeit. Ich glaube für euch beide wäre das wichtig. Und gebe nicht auf Lia. Beweise Ana das du stärker bist als sie." sagte Sue und lächelte.
„Dankeschön." sagte ich und fühlte mich befreiter. Vielleicht ist es gar nicht falsch wenn ich mich an jemanden wende.
„Wenn du was zum kühlen brauchst sag Bescheid." sagte Sue. Ich nickte.
„Wäre gut. Ich tue das auch nie wieder." sagte ich.
„Du warst in einer Trance Lia. Aber passieren soll das nicht." sagte sie ernst.
„Ich weiß." seufzte ich.
Als ich aus den Raum heraus kam,sah ich Jess im Gruppenraum sitzen. Ich lächelte sie an. Sie kam auf mich zu und umarmte mich fest.
„Ich bin für dich da Maus. Du musst deine Gefühle nicht verstecken." sagte sie.
„Tut mir leid. Nächstes mal wende ich mich an dich." sagte ich und lächelte.
„Lia was ist passiert?"fragte Annika und guckte mich bemitleidend an.
„Lange Geschichte, aber die Kurzfassung ist, dass ich mich mit meinen Freund gestritten habe." sagte ich.
„Oh man das tut mir leid. Ich hoffe das wird wieder." sagte Jess. Ich nickte.

Das Abendessen lief nicht gut. Ich aß gerade mal den Salat, so sehr mich alle versuchten zu überreden mehr zu essen, ich machte dicht. Ich durfte mir danach was von Sue anhören, aber es war mir egal.
In der Medienzeit rief ich meine Mutter an.
„Hey Maus. Wie läuft's?" fragte sie mich.
„Nicht so."meinte ich. Sie seufzte.
„Du Mum darf ich dich was fragen?sagte ich.
„Du kannst mich alles fragen Liebling."
„Wenn du und Dad euch gestritten habt, habt ihr euch Raum gelassen oder gleich geklärt?" fragte ich.
„Hmm also ich wollte es immer schnell geklärt haben , aber dein Dad brauchte immer erst ein paar Stunden Freiraum bis er bereit war." sagte sie.
„Okay Dankeschön." sagte ich.
„Kein Problem Lia. Gib nicht auf Schatz. Hab dich lieb ." sagte sie.
„Mach ich nicht. Ich dich auch." ich legte auf und überlegte ob ich Aiden anrufen sollte. Ich entschied mich ihn anzuschreiben.

„Hey. Können wir morgen reden?"

„Ich weiß nicht recht Lia..."

„Bitte. Lass es mich dir erklären. Das einzige was ich nicht will, ist dich zu verlieren."

„Das will ich auch nicht. Also gut. Morgen um 14 Uhr?"

„Alles klar. Dankeschön."

Erleichtert schloss ich den Chat und nutze meine Medienzeit noch aus um mich mit Kira zu verabreden.
Ich hoffe morgen wird ein besserer Tag.

Ich gewöhnte mich daran jeden Tag gewogen zu werden. Nur heute wollte ich nicht. Überall waren blaue Flecken.
„Lia kommst du?" fragte Luisa, die wieder Dienst hatte.
Mit pochenden Herzen zog ich meine Sachen aus.
„Ohje Lia was ist das?" fragte Luisa als sagte die Flecken sah. Ich schaute nach unten.
„Gestern war kein guter Tag." antwortete ich.
„Ich seh schon Sue hat nur teilweise berichtet. Aber das es so schlimm war." sie schüttelte den Kopf.
„Du hast abgenommen Lia." sagte sie und schüttelte erneut den Kopf.
„ Daran kann ich nichts ändern." antwortete ich gereizt.
„Doch kannst du. Indem du daran arbeitest dich nicht mehr auf deine Kopfstimme einzulassen." sagte sie ernst.
„Sie stellen sich das auch einfach vor! Wenn Sie selbst von betroffen wären, dann wüssten Sie wie scheiße schwer das ist!" rief ich gereizt und verließ wütend den Raum.
Diese Frau ist einfach unmöglich!

Ich ging langsam nach unten. Ich habe mich ausgetragen ,damit ich das mit Aiden draußen besprechen kann. Auch wenn ich mir im Garten sitzen darf, tut die Natur immer gut. Heute war es recht warm für Anfang Herbst.
Aiden stand im Eingang und lächelte mich an. Er sah angespannt aus, anders als sonst.
„Hey. Lass uns nach draußen gehen." sagte ich. Ich führte ihn zu einer abgelegenen Bank im Garten. Sie war umgeben von Bäumen und Sträuchern.
„Also als erstes Aiden. Lass mich ausreden. Ich erzähle dir jetzt alles." sagte ich. Er nickte.
„ Meine Magersucht fing bevor ich dich kannte an Aiden. Das heißt du bist kein Grund dafür. Ja es stimmt ich wollte für dich dünn sein. Oder eher gesagt Ana sagte mir immer wieder du würdest mich nur lieben, wenn ich dünn bin. Das war fast mein Todesurteil. Klar mir fällt Essen immer noch nicht einfach, ganz im Gegenteil es ist die Hölle. Ich sehe mich als fett, auch wenn ich es nicht bin. Ich wollte dir nicht damit weh tun. Aber ich habe es und das tut mir unglaublich leid. Eine Beziehung mit mir ist bestimmt total schwierig, aber glaube mir wenn ich dir sage ich liebe dich mehr als jeden anderen. Ich möchte nicht ohne dich sein. Ich glaube das ist nicht mehr möglich." Aiden hörte aufmerksam zu. Als ich aufhörte zu sprechen lächelte er.

-Aidens Sicht-

Lia schaute mich mit ihren unfassbaren schönen Augen an. Sie wirken rein und ehrlich aber auch traurig und einsam.
Ich lächelte. Ich nahm sie in den Arm.
„ Ich war gestern ziemlich aufgewühlt und unsicher und habe überreagiert. Es war aber auch so schwer zu verstehen, warum du für mich hungern willst. Ich habe gehofft dir nie diesen Eindruck zu erwecken." sagte ich.
„Das hast du auch nicht. Vielleicht lag es daran, dass du so perfekt für mich gewirkt hast." sagte Lia. Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
„Lia ich bin alles andere als perfekt. Niemand ist perfekt glaub mir." sagte ich. Sie nickte. Ich habe Lia noch nie was erzählt von meiner Kindheit. Und das wird erstmal auch so bleiben, auch wenn sie gerade so ehrlich zu mir war, meine Vergangenheit würde sie vielleicht gerade nicht verkraften.
„Aiden darf ich dich was fragen?" sagte sie. Ich nickte.
„Woher kennst du Diana?" sagte sie leise.
Nachdem sie das aussprach wusste ich, dass ich mich bald wieder mit meiner Vergangenheit konfrontieren muss und mit der Tatsache meine Fassade fallen zu lassen.

-Lias Sicht-

Ich will wissen was zwischen den beiden läuft. Ich will wissen woher sie sich kennen. Ich will mit beiden normal reden können, ohne eifersüchtig zu sein. Ich hoffe er bricht sein schweigen. Denn ich merke hinter ihr steckt viel mehr als nur eine Freundin.

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Hey ihr 🐢

Ja der Teil ist jetzt nicht ganz so lang wie die letzten , hoffe das stört euch nicht.
Ich bin noch am überlegen wie ich Aidens Vergangenheit verpacke :D
Aber spätestens diese Woche kommt die Auflösung ☺️
Ich hoffe euch gefällt die Geschichte weiterhin

Liebe Grüße Rike 🐥

Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Where stories live. Discover now