Kapitel 24

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"Nein ich will nicht!" rief ich und verschränkte die Arme. Ich war wütend, ich war kaputt und verletzt. Es sind jetzt vier Tage mit Sonde vergangen und ich konnte jetzt schon nicht mehr. Ich verweigerte Mahlzeiten und stellte, wenn ich alleine war, die Sonde aus. Ich glaube jeder war mit mir überfordert, denn ich ließ niemanden an mich heran. Der Spiegel wurde von Tag zu Tag immer mehr zum Feind. Dank der Sonde war ich fett, wieder.
Ich saß beim Frühstück und verweigerte die Mahlzeit. Die Pfleger waren überfodert. Manche zwangen mich zum Essen, andere sahen hilflos zu, wie ich das Essen nicht anrührte.
"Lia so geht das nicht weiter. Du kannst nicht jede Mahlzeit verweigern!" sagte Luisa leicht sauer. Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich habe schon genug zugenommen." murrte ich und starrte Luisa finster an. Sie schnaubte verächtlich. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass sie gleich völlig explodiert.
„Was redest du da für einen Unsinn Lia! Du bist extrem dünn!" sagte Mell und schüttelte ungläubig den Kopf. Ich öffnete gerade meinen Mund um etwas zu sagen, was ich danach wieder gleich bereuen würde, als ich unterbrochen werde.
„Lia würdest du mich bitte begleiten?" sagte Frau Dohrmann, die auf einmal hinter Luisa stand. Daneben Chris. Ich schaute fassungslos hin und her.
„Na schön." sagte ich gereizt und hob die Hände.
Ich fühlte mich verraten.
„Lia bevor wir sprechen werden wir dich wiegen. Und bescheißen kannst du uns nicht. Geh davor auf Toilette." sagte Chris. Eigentlich habe ich ihn für freundlich gehalten. Ich wusste, dass ich seit ich hier bin alle hintergehe aber anscheinend kam es raus.
Also tat ich das was sie verlangten.
Ich zog meine Sachen aus und stellte mich auf die Waage.
Frau Dohrmann guckte mich traurig an.
„Oh Lia hast du uns wirklich die ganze Zeit zum Narren gehalten?" sagte sie verbittert.
„Was sollte ich denn machen?! Zusehen wie ich fett werde? Nein das geht nicht." rief ich wütend.
„Lia du bist alles andere als dick! Du bist abgemagert. Haut und Knochen. So geht das nicht weiter. Du hast extrem untergewichtig." sagte sie enttäuscht, dass nahm ich aus ihrer Stimme. Sie zog mich vor den Spiegel.
„Sag mir was du siehst." sagte sie. Ich schüttelte den Kopf. Ich sah nur meine dunklen Schatten unter den Augen.
„Willst du wissen was ich sehe? Eine junge Frau, die sich in einen komplett falschen Bild sieht. Man sieht jeden Knochen hinausstehen. Sie ist unglücklich und kennt sich selbst nicht mehr. Alles was sie sieht ist die Essstörung, aber nicht wie dünn sie ist. Ihr lebensgefährliches Gewicht von 34kg ist ihr vollkommen egal. Habe ich recht Lia?" sagte Frau Dohrmann. Und wie recht sie hat. Tränen liefen über meine Wangen. Und ich nickte zögerlich.
„Lia alles was ich will ist die helfen, doch zu wehrst jeden Versuch ab und schlägst jede Tür zu." sagte sie und legte ihre Hände auf meine Schultern.
„Ich kann das nicht. Ich bin nicht bereit mich zu verändern." schniefte ich.
„Das glaube ich nicht Lia. Du bist stark und du kannst das. Wenn du nicht kämpft wirst du sterben und das will keiner von uns." sagte Frau Dohrmann und schenkte mir ein warmes Lächeln.
„Irgendwie scheint mir das genau anders. Ich möchte lieber verschwinden. Warum musste mein Dad gehen und ich nicht?"
„So darfst du nicht denken. Ich weiß du denkst , dass sein Leben viel mehr wert ist als deines, doch deins ist es genauso. Würde dein Vater wollen, dass du dich schon selbst fertig machst?" Ich schüttelte den Kopf.
„Dann tue es für deinen Vater. Viele von uns brauchen dich mehr als denkst." sagte Frau Dohrmann. Ich frage mich wie sie das immer wieder macht.
„Danke." sagte ich mit Tränen in den Augen. 
„Wenn dir die Sonde es so schwer macht, sollen wir es dann auf einen anderen Weg versuchen?" fragte sie mich.
Ich nickte schnell. Bloß weg mit diesem Ding, dass all dieses Übel verursacht hat.
„Gut. Ich werde mir etwas mit der Ernährungsberaterin überlegen." sagte sie und lächelte. Ich seufzte erleichtert.
„Aber dir ist klar, dass du zunehmen musst oder ?" fragte sie mich.
„Ja schon..." murmelte ich.
„Lia ich habe eine Frage. Wie hast du das gemacht? Ich meine wir haben dir Sondennahrung von über 2000 Kalorien gegeben und trotzdem hast du abgenommen." sie guckte mich fragend an.
„Ich habe die Sonde ausgestellt, wenn ich alleine war." sagte ich und zuckte mit den Schultern. Natürlich war das nur die Hälfte der Wahrheit.
„Sport? Erbrechen oder Abführmittel hast du nicht gemacht oder vielleicht doch?"sie verschränkte die Arme.
„Nicht alles. Nur ab und zu Sport." ich schüttelte den Kopf während ich ihren Blicken auswich. Ich wollte ihr nicht die Wahrheit sagen.
„Lia ich kann sehen, dass du mir nicht die Wahrheit sagst." sagte sie und guckte mich ernst an.
Wollte sie wirklich die ganze Wahrheit wissen? Ich glaube nicht.

Flashback
- vor drei Tagen-

Ich schnaufte. Nach einem anstrengenden Training fühlte ich mich immer noch nicht wohl und zufrieden. Der Spiegel zeigte auch keine positive Bilanz. Ich würde wieder fett werden. Ich spürte meinen aufgeblähten Bauch. Meine Beine waren nicht besser.
Panisch griff ich zu den abführenden Tabletten.
Aber es half nicht wirklich. Ich habe mich nur einmal übergeben und das war grauenhaft. Doch war das meine einzige Chance? Im Internet standen Tipps wie eine Zahnbürste oder zwei Finger nehmen. Oder was ekliges riechen.
Mir war nicht wohl dabei. Was wenn Jess was merkt? Oder ich mich daran gewöhne?
Doch das Verlangen nach Perfektion war größer. Also versuchte ich das unmögliche. Und es funktioniert. Ein Teil war erleichtert. Der andere hatte jedoch ein schlechtes Gewissen. Das führt doch nicht zur Genesung? Aber wollte ich das überhaupt?

-Flashback Ende-

„Unsere Augen und Ohren sind überall. Uns ist das aufgefallen, nur ich wollte gerne dass du es mir selbst sagst." sagte Frau Dohrmann.
„E-Es tut mir ja leid." stammelte ich. Sie schüttelte den Kopf und seufzte.
„Auch wenn ich überhaupt kein Fan davon bin, möchte ich, dass du die nächsten Tage überwacht wirst. Deine Kopfstimme muss reduziert werden. Wir sprechen uns später, okay?" sie lächelte. Ich schaute sie fassungslos an. Das kann doch nicht ihr Ernst sein! Ich bin doch keine verdammte Marionette!

Am nächsten Morgen wurde mir die Sonde wieder entfernt. Und ich atmete erleichtert auf. Zwar muss ich mehr essen, aber es wird wahrscheinlich viel leichter sein.
„Wie geht es dir Lia?" fragte mich Diana, die heute Frühdienst hatte.
„Naja könnte besser sein, aber ich bin froh, dass ich die Sonde los bin." sagte ich und zuckte mit den Schultern. Sie lachte.
„Dabei würden viele Patienten sie freiwillig bevorzugen. Nur so lernen sie den Umgang mit essen nicht." sagte Diana und strich sich eine Strähne hinters Ohr.
„Klingt eher als sprichst du aus Erfahrung." dachte ich laut.
„W-was? Wie kommst du denn darauf?" stammelte Diana und schaute mich mit großen Augen an.
„Naja das war rein geraten. Aber anscheinend lag ich ja richtig." sagte ich und schaute sie an.
„Ach Quatsch. Und wenn schon, ich bin gesund." sagte sie und lächelte. Ich lachte auf.
„Dafür bist du aber ziemlich schlank und isst nie mit uns mit." sagte ich.
„Ich finde dein Verhalten nicht akzeptabel. Ich kann auch Aiden gerne deine kleine Geschichte erzählen." sagte sie. Moment mal drohte sie mir etwa?
„Als ob du das tun würdest." sagte ich. Ich runzelte die Stirn.
„Na gut, ich habe dich gewarnt." sagte sie und ließ mich stehen. Fassungslos starrte ich ihr hinterher. Seit wann ist Diana denn so drauf?
Sie ist Aidens Halbschwester. Plötzlich bekam ich einen Schauder über den Rücken. Was ist wenn Aiden mich gar nicht liebt, sondern mir nur helfen will die Krankheit zu überwinden wegen Diana? Oder gar nur um Diana wiederzusehen?
Kann das sein? Panik machte sich in breit und ich sank zu Boden. 

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Hey ihr! 😊

Na habt ihr Diana so eingeschätzt? Oder spielt sie nur Lia was vor?
Ich bin froh, dass ich endlich wieder ein neues Kapitel fertig bekommen habe. Es ist zwar nicht so lang, aber das nächste wird wieder länger.

Liebe Grüße Rike 🐥🐢

Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt