Kapitel 54

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Percy's Sicht

Noch bevor ich in irgendeiner Weise hätte reagieren können, lag Chaos' Hand wieder auf meiner Stirn. Stumm starrte er mir in die Augen, was mich etwas nervös machte. "Was genau machs- ?", begann ich meine Frage, wurde aber gleich von Chaos' anderer Hand vor meinem Mund davon abgehalten weiter zu reden. Genervt verdrehte ich die Augen und wartete auf eine logische Erklärung für sein komisches Verhalten.

Mein Körper versteifte sich automatisch, als ich merkte, wie Chaos in mein Bewusstsein eindrang. Ich konnte seine Finger fast schon spüren, vorsichtig tasteten sie sich vor, anscheinend suchte er nach irgendetwas. Aber egal was es war, ich wollte, dass er sofort aus meinem Bewusstsein verschwand, er hatte dort schon genug Schaden angerichtet ! Doch mein zweiter Versuch etwas zu sagen fand gar nicht erst statt, da mir urplötzlich schwarz vor Augen wurde. Wie oft bin ich in den letzten Tagen ohnmächtig geworden ? Zu oft für meinen Geschmack... Zu meinem Glück klärte sich mein Blickfeld jedoch relativ schnell wieder. Ich war wieder in dem weißen Raum, in dem ich so gut wie immer landete, wenn Chaos beschloss, dass es lustig sei, wenn er meinen Körper einnahm. Nur diesmal war ich nicht allein: Ein paar Meter vor mir stand ein ungefähr 10 Fuß großer, schwarzer Wolf. Über sein Fell schienen blaue Flammen zu tanzen, die ihm aber kein Schaden zufügten.

Langsam, den Wolf dabei nicht aus den Augen lassend, setzte ich mich auf und räusperte mich ungeniert. "Hey... Ich bin Percy." Etwas dümmeres hätte ich wirklich nicht sagen können, so viel zum Thema der erste Eindruck galt. "Das weiß ich bereits.", hallte die raue Stimme des Wolfes wider. Noch peinlicher hätte es doch gar nicht werden können, ich spürte praktisch schon wie die Hitze in meine Wangen stieg. "Oh... ok.", stammelte ich das Erste, das mir einfiel. "Und du bist mein Seelentier ?" Nachdem ich die Frage gestellt hatte, fiel mir auf wie unnötig sie eigentlich war, was sollte ein Wolf denn sonst in meinem Bewusstsein verloren haben ? "Gut, du weißt also schon Bescheid. Ich hatte gehofft, dass du bist bereits eingeweiht wurdest, Erklärungen meinerseits sind also überflüßig.", verkündete der Wolf und begann auf mich zu zukommen, wobei sich die Muskeln unter seinem Fell klar abzeichneten. "Ich hätte nicht erwartet, dass du deinen Weg zu mir so schnell finden würdest.", sagte er leise, während er um mich herum tigerte. "Ähm... Danke ?", erwiderte ich verwirrt und versuchte dem Tier mit den Augen zu folgen. "Als Erbe des Chaos besitzt du eine äußerst starke Seele, eine Seele, die in meiner Form zu großem fähig ist." Ich lachte etwas auf, verstummte aber direkt als ich die kalte Starre des Wolfes bemerkte. "Du, Wächter deiner Seele und deines Geistes, bist du bereit deinem Seelentier Zugriff auf die Außenwelt zu geben ?", fragte das Tier mich mit einer ernst klingenden Stimme. "Ja ?", antwortete ich ihm, war mir dabei aber nicht wirklich sicher, immerhin war das alles doch etwas plötzlich. Doch als der Wolf meine Antwort hörte, sprang er in einem großen Satz von mir weg und legte den Kopf zu mir gerichtet auf den Boden. "Hiermit unterzeichne ich den Vertrag, der den Hälter und seine Seele für immer aneinander bindet." Kaum waren diese Worte gesprochen glühte nicht nur der Körper des Wolfes, sondern auch mein eigener, in einem hellen Azurblau auf. "Ich schwöre meinem Hälter ewige Treue und meinen Dienst als sein Berater, Krieger, aber auch als sein Freund.", murmelte der nun blau leuchtende Wolf und verwandelte sich in einem Wimpernschlag in eine helle Lichtkugel, die auf mich zu flog und mit einem lauten Knall in meiner Brust verschwand.

Keuchend holte ich Luft und versuchte vergeblich meinen Puls zu beruhigen. Es dauerte eine Weile bis ich realisierte, dass ich wieder bei Chaos war und dieser mir nun besorgt in die Augen sah. "Geht es dir gut ?", fragte er mich mit vor Sorge funkelnden Augen. Doch bevor ich antworten konnte, schob sich ein schwarzer Wolfskopf in mein Blickfeld. "Hallo Percy, es tut mir leid, falls ich dich erschreckt habe.", sagte der Wolf und zeigte dabei seine messerscharfen Fangzähne, die im Licht leicht funkelten. "Ich bin Lýkos.", stellte der Wolf sich vor und lief etwas rückwärts, bis er gegen mein angehobenes Knie stieß. "Aha.", brachte ich heraus und versuchte beim Anblick des Miniaturwolfes nicht allzu überrascht zu wirken. Immerhin war er vor kurzem noch ein wenig größer. Etwas benommen schob ich den Wolf etwas zur Seite, damit ich mich setzen konnte ohne ihn dabei versehentlich zu zerquetschen. "Anscheinend versteht ihr euch gut.", lachte Chaos, hob den Wolf hoch und ließ ihn anschließend auf meinem Schoß nieder. Mit der Situation überfordert nickte ich nur anstatt etwas zu sagen, der Wolf dagegen zeigte stolz sein Gebiss. "Wie du sicher mitbekommen hast, Percy, bin ich dein Seelentier und du hast soeben ein lebenslänglichen Vertrag unterzeichnet." War dieser Vertrag nicht eigentlich illegal ? Ich war noch nicht volljährig, was meine 'Unterschrift' ungültig machte und außerdem wurde ich von keinen Bedingung informiert, ich wusste ja eigentlich nicht mal, worum es in diesem Vertrag überhaupt ging. Aber irgendwas hatte Lýkos auch von Diener, Krieger und etwas, das wie Freund klang, geredet. "Und was genau beinhaltet dieser Vertrag ?", fragte ich mittlerweile etwas genervt von der Situation. "Hast du mir vorhin etwa gar nicht zugehört ?", fragte der kleine Wolf entrüstet. Mein Schulterzucken, das darauf folgte, war für ihn anscheinend Antwort genug. "Ich bin dein Seelentier, durch den Vertrag bin ich dazu verpflichtet jeden deiner Befehle ohne Zögern auszuführen." Also hatte ich jetzt einen persönlichen Diener ? Aber etwas in mir wollte den kleinen Wolf gar nicht so behandeln, er hatte doch auch ein Gefühl von Selbstrespekt und wenn ich jemandem dienen müsste, hätte ich mit großer Wahrscheinlichkeit jeden Hauch von Stolz und Ehre verloren. "Du musst mir nicht dienen, wir können doch einfach Freunde sein.", schlug ich vor und streichelte dem kleinen Tier über den Kopf. Entgegen meinen Erwartungen entkam Lýkos ein leises Schnurren, das lauter wurde je weiter ich meine Hand zu seinem Nacken bewegte.

1| The Devil inside your HeartWhere stories live. Discover now