Kapitel 51

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Chaos' Sicht

Ungeduldig wippte ich mit dem Fuß auf und ab, es konnte doch nicht sein, dass Percy so lange brauchte um mich zu finden ! Ich musste mich wirklich beherrschen, um jetzt nicht einfach aufzuspringen und ihn mit Gewalt in meinen Thronsaal zu zerren. Doch soweit kam es gar nicht, mit Schwung öffneten sich meine Türen und gaben die Sicht auf meinen Sohn frei. Doch sobald er mich erblickte, flackerte Angst in seinen Augen auf. Und es verletzte mich, es verletzte mich, dass mein eigener Sohn Angst vor mir hatte. Teilweise hatte ich zwar wirklich überreagiert, aber trotzdem musste er mich doch lieben, ich war sein Vater ! "Wieso bin ich hier ?", fragte der Junge auf einmal und hielt sein kleines Spielzeug vor sich. "Ich bezweifle, dass du weißt wo wir sind.", antwortete ich in der gleichen Tonlage. "Wo bin ich ?", ertönte auch prompt seine genervte Stimme. "Auf meinem Planeten, χάος cháos !" Ich hatte mich wirklich noch nie so gefreut, den Namen meines eigenen Planeten zu sagen und ich war mir sicher, dass mein Hofstaat mich dafür ausgelacht hätte, doch zum Glück hatte ich alle schon gestern weggeschickt. Percy's Ankunft sollte nämlich etwas besonderes sein und außerdem wollte ich nicht, dass irgendjemand sah, dass er mich immernoch nicht akzeptierte. "Und jetzt wieder zu meiner Frage wieso ich hier bin !", erwiderte er bloss unberührt, etwas enttäuscht war ich schon, er hatte nicht mal mit der Wimper gezuckt, als ich ihm den Namen meines epischen Planetens verraten hatte ! Doch ich schluckte meine Enttäuschung und den leichten Zorn, der in mir aufgekommen war, einfach runter und antwortete ihm. "Du wirst bald von diesem Planeten aus das Universum regieren, es ist wichtig zu wissen, über was man herrscht.", erläuterte ich ihm und beobachtete sein Gesicht, um jede sichtliche Veränderung seiner Stimmung festzustellen. Doch zu meinem Erstaunen zuckte er einfach nur mit den Schultern und ließ sein Spielzeug verschwinden, im Gegensatz zu seiner Reaktion beim ersten Mal, als ich ihm davon erzählt hatte, das er die Erde verlassen musste. "Ich kam mir deinen wunderschönen Planeten gerne angucken, dass wird meine Meinung dazu aber auch nicht ändern.", sagte er langsam, ehe sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie klang es so, als hätte er das Wort wunderschön ironisch gemeint. Aber das interessierte mich nicht, ich war mehr davon überrascht, dass er genau so handelte, wie ich es getan hatte, als ich jung war. Leicht nostalgisch schmunzelte ich und dachte an die Zeit mehrere Jahrtausende zurück. Viel Zeit zum Nachdenken gab mir Percy aber nicht, denn er räusperte sich einmal laut und sah mich dann abwartend an. "Ich werde dich zu erst in meinem Palast herumführen, ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst, aber du warst schon einmal hier.", begann ich und wurde direkt von dem Jungen unterbrochen. "Das hast du schon einmal gesagt..." Genervt ließ ich meine Faust auf die Lehne meines Thrones schnellen. Konnte er mich nicht einmal ausreden lassen ? Mit einem letzten warnenden Blick fuhr ich fort. "Nach der kleinen Führung durch meinen Palast, werde ich dir ein paar deiner Fragen beantworten und dir etwas geben."

Percy's Sicht

Dieser Vorschlag klang eigentlich gar nicht mal so schlecht, es schadete mir sicher nicht, mir kurz den Palast anzugucken und außerdem würde ich danach ein paar Antworten bekommen, meine Fragen brannten mir nämlich fast schon auf der Zunge.  Also stimmte ich nickend zu und entspannte mich etwas, Chaos würde mir fürs erste hoffentlich nichts tun. Meine Haltung spannte sich aber fast sofort wieder an, als Chaos sich von seinem Thron hob und an mir vorbei zur Tür lief. Er lachte bei meiner Reaktion einfach leise und trat hinaus in den Gang, in dem er dann auf mich wartete. Peinlich berührt lief ich ihm mit gesenktem Kopf hinterher, mittlerweile war ich komplett verwirrt: Mein Kopf hasste ihn dafür, dass er mir alles genommen hat. Mein Körper war im Allgemeinen einfach misstrauisch, teilweise auch durch mein nicht so ganz ruhiges Halbgottleben und mein Herz sagte mir gar nichts, hasste ich ihn oder hatte ich ihn schon längst als meinen Vater akzeptiert ? Genervt schüttelte ich den Kopf, um meine Gedanken loszuwerden und lief weiter. Chaos lief vor mir und erst, als wir an der Tür mit den vielen Schlössern ankamen, viel mir auf, dass wir genau den gleichen Weg gegangen waren, den ich genommen hatte, um zum Thronsaal zu kommen.

"Was glaubst du ist in diesem Raum ?", fragte Chaos mich und lehnte sich mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck an die Wand neben dem Türrahmen. Seufzend zuckte ich mit den Schultern. "Woher soll ich das denn wissen ?", sprach ich meine Gedanken aus und versuchte dabei leicht verzweifelt zu klingen, vielleicht würde er es mir dann ja schneller sagen. "Du weißt es, aber du willst dich nicht daran erinnern." Was ? Wieso sollte ich mich so einen Raum erinnern ? Ich kniff die Augen zusammen und versuchte ernsthaft nachzudenken, aber Chaos' Blick, den ich dabei die ganze Zeit auf mir spürte, half mir nicht wirklich dabei, mich zu konzentrieren... Blinzelnd öffnete ich die Augen wieder und sah Chaos fragend an. "Ich weiß es immer noch nicht !", rief ich frustriert und warf die Hände in die Luft. Chaos entwich nur ein ersticktes Lachen und dann stieß er sich von der Wand ab, drehte sich zur Tür und schloss sie auf, wobei mir auffiel, dass das Feld für den Fingerabdruck, auf das ich vorhin meinen Finger gelegt hatte, auch Grün aufleuchtete, als er seinen Finger darauf legte. Überrascht öffnete ich den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder, als ich das Zimmer sah, das hinter der Tür war.

1| The Devil inside your HeartWhere stories live. Discover now