Kapitel 32

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Percy's Sicht

Komplett schwarze Augen, bis auf die beiden schneeweißen Flecken, die ich als meine Irden identifizieren konnte, starrten mir entgegen. Es waren die gleichen Augen, die ich jedes Mal sah, wenn ich Chaos ins Gesicht schaute. Das gleiche matte Schwarz, in dem sich der Sternenhimmel widerspiegelte und die selben emotionslosen Irden. Fassungslos schloss ich die Augen, um sie gleich darauf wieder zu öffnen und das selbe Ergebnis wie vor ein paar Sekunden vorzufinden. Ich würde nie wieder in den Spiegel sehen können, ich würde immer das Gesicht des Mannes sehen, der mir alles genommen hatte. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare, so konnte ich auf keinen Fall zu den Anderen gehen. Sie würden denken Chaos hätte mich wieder übernommen. Wie in Zeitlupe glitt meine Hand an mein Spiegelung in dem Glas der Fenster. Langsam fuhr ich die Konturen meines Gesichtes nach und schluckte schwer, so endete ich also: Ein hoffnungsloser, verzweifelter, von Chaos eingenommener Gott. Erbärmlich... Annabeth hätte gelacht, wenn sie mich so sehen würde. Meine Hand ballte sich zur Faust und mit einem frustrierte Schrei ließ ich meine Hand gegen die Scheibe knallen. Als erstes sollte ich das Problem mit meinen Augen lösen und ich hatte auch schon eine Idee wie. Zu meinem Pech musste ich dafür aber meine neu erworbenen Kräfte als Gott benutzen, auch wenn ich mir mal geschworen hatte sie nur in äußersten Notfällen einzusetzen.
Mit geschlossenen Augen dachte ich an das schwarze Gestell und die dunkelgetönten Gläser. Und schon nach ein paar Sekunden hielt ich die Sonnenbrille, die ich mir exakt genauso vorgestellt hatte, in meiner Hand. Sie würde mich zwar nur begrenzt schützen, aber fürs erste musste es reichen. Also lief ich mit der neuen Sonnenbrille auf der Nase weiter in Richtung Foyer. Notgedrungen musste ich mir irgendetwas einfallen lassen, es war ja doch ziemlich komisch, dass ich plötzlich mit Sonnenbrille, an einem regnerischen Tag und dann auch noch in einem Gebäude, herum lief. Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir allerdings nicht, denn als ich wieder aufsah, bemerkte ich, dass ich bereits vor der Tür des Foyers stand. Ich schluckte schwer und warf meinem Spiegelbild noch einen Blick zu, ehe ich mit hoch erhobenem Haupt die Tür aufstieß.

Fast sofort spürte ich alle Blicke auf mir oder besser gesagt auf meiner Sonnenbrille. „ Perseus ?” Wütend knurrte ich, ich hatten ihnen doch gesagt sie sollen mich Percy und nicht Perseus nennen ! „ Ich heiße Percy. ”, zischte ich in Richtung Steve, der mich mal wieder mit meinem vollen Namen angesprochen hatte. „ Wieso trägst du eine Sonnenbrille ?” Ehrlich gesagt hatte ich schon mit dieser Frage gerechnet, trotzdem kam sie irgendwie unerwartet und ich hatte mir auch keine wirkliche Antwort darauf überlegt, ich könnte ja schlecht die Wahrheit sagen. Denn dann würden sie denken Chaos hätte mal wieder seine Finger im Spiel und ich war mir ziemlich sicher, dass dies gerade nicht der Fall war, also musste mir etwas einfallen und zwar schnell.
„ Mir... war das Licht zu hell, wofür sollte man sich denn sonst eine Sonnenbrille aufsetzen ?”, antwortete ich anfangs zögerlich. In Gedanken bat ich inständig darum, dass sie mir diese wirklich unglaubwürdige Lüge abkaufen würden. Der Regen, der im Hintergrund an die Fenster prasselte, verstärkte den Effekt meiner Lüge um das dreifache und gab mir ein mehr als nur schlechtes Gefühl. „ Ist doch jetzt egal, er muss uns erst alle unsere Fragen beantworten, dann können wir weiter über diese fesche Sonnenbrille reden. ”, sagte Tony mit einem verdächtigen Funkeln in den Augen.

Egal was für Fragen jetzt kommen würden: Ich war bereit. Schon als ich das erste Mal einen Fuß in dieses Gebäude gesetzt habe, war mir klar, dass ich früher oder später die Wahrheit sagen müsste. Und um ehrlich zu sein hatte ich mehr Angst vor einem Flashback, wenn ich von meiner Vergangenheit erzählen würde, als vor der Reaktion meines 'Teams'. „ Alles was ich jetzt sage werde ich nur ein Mal erzählen und nur dieses eine Mal beantworte ich eure Fragen. ”, flüsterte ich leise und sah jedem Einzelnen in die Augen, wobei sie nur die dunklen Glässer meiner Sonnenbrille sahen. „ Was bist du ?” Ein leises Lachen verließ meinen Mund, die erste Frage und schon könnte ich so viel darauf antworten, aber fürs Erste sollte ich sie will aufklären. „ Was wisst ihr alles über die griechische Mythologie ?” Aufmerksam musterte ich jede Reaktion, ein Stirnrunzeln, ein Schnauben. Wahrscheinlich dachten sie, ich mache mich über sie lustig, aber als normaler Mensch hätte ich das mit hoher Wahrscheinlichkeit  auch gedacht. Bruce war der Erste, der mir antwortete. „ Stammt Chaos nicht aus der griechischen Mythologie ?” Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um mir nicht mit der flachen Hand auf die Stirn zu schlagen. Ich hätte nicht gedacht, dass die so lange brauchen würden, um zu merken, dass ihnen der Name Chaos bekannt vorkam. „ Ja, Chaos stammt aus der griechischen Mythologieund ist der Erschaffer des Universums. ”, bestätigte ich ihm und nickte, ganz begriffsstutzig waren sie hoffentlich nicht. „ Und was hat die griechische Mythologie oder besser gesagt der Erschaffer des Universums mit dir zu tun ?”, kam auch schon die nächste Frage. Ich war froh, wirklich froh: Sie glaubten mir anscheinend, dass die griechische Mythologie wirklich existierte. Weniger freute ich mich jetzt auf meine Antwort. Zum einen könnte ich jetzt sagen, dass ich Chaos' Sohn wäre. Wobei ich mir da nicht hundertprozentig sicher war, ich wurde ihm zwar immer ähnlicher, aber akzeptieren konnte ich das trotzdem nicht. Und zum anderen könnte ich sagen ich wäre Poseidon's Sohn, aber tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich den Weg des Meeresgottes, der mal mein Vater war, verlassen hatte. „ Ob ihr mir jetzt glaubt oder nicht ist eure Sache, aber ich sage die Wahrheit. ”, begann ich und legte mir in meinem Gedanken schon mal Wörter zurecht, die nicht zu weit hergeholt klangen. „ Die Götter der griechischen Mythologie kommen ab und zu auf die Erde, getrieben von ihrem menschlichen Verlangen und zeugen Kinder mit Sterblichen. Und diese Kinder haben das Blut von einem Gott oder einer Göttin und einem Menschen in sich, sie sind so genannte Demigötter. Demigötter strahlen eine Aura aus, die Monster anlockt und um die Kinder zu trainieren wurden Camps errichtet, in denen Demigötter lernen können, sich zu verteidigen. Und ich war in einem dieser Camps, ich war ein Demigott. ”

1| The Devil inside your HeartWhere stories live. Discover now