Kapitel 48

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Percy's Sicht

Schweiß tropfte mir von der Stirn, aber ich hatte keine Hand frei, um ihn mir wegzuwischen. Bruce war mir ungefähr bei der Hälfte des Fluges von den Schultern gerutscht und jetzt hatte ich keine andere Wahl, als ihn in den Armen zu tragen. Meine Muskeln waren bis zum Reißen gespannt und meine Flügel hatten schon den ein oder anderen Krampf hinter sich. Wenn das so weiter gehen würde, konnte ich nicht versichern, ob ich alle Avengers sicher in den Tower bringen könnte. Verzweifelt biss ich mir auf die Lippe und kämpfte mich weiter, der Tower ragte nun fast schon unmittelbar vor mir auf. Dieses Bisschen würde ich noch schaffen und der Rückweg würde leichter sein, immerhin hatte ich dann kein Gewicht und ich musste nicht darauf achten niemanden fallen zu lassen. Die letzten paar Meter ließ ich mich eigentlich nur fallen und mit einer ziemlich schmerzhaften Bruchlandung flog ich durch eines der Fenster auf Tony's Etage. Mich vor Schmerzen krümmend rollte ich mich von den Scherben. Meine Flügel pulsierten und meinen Armen ging es nicht besser, aber jetzt war noch lange nicht die Zeit, um eine Pause zu machen. Die Anderen waren auch noch dort und Bruce lag immer noch in den Scherben. Erschöpft stemmte ich mich wieder hoch und lief zu Bruce, meine Flügel hingen schlaff an meinem Rücken und schleiften über den mit Bluttropfen besetzten Boden. Ehe ich Bruce hochhob, atmete ich tief ein und ignorierte den imaginären Protestschrei, der von meinen Armen ausging. Sobald ich Bruce in den Armen hatte schoss Schmerz durch meinen Körper, aber ich musste ihn ja nur aus dem Bereich der Scherben bringen... Ich fiel fast über Bruce, als ich ihn vor mich ablegte. Es konnte doch nicht sein, dass ich plötzlich so schwach war ! Ich war noch nie so, nichtmal als Circe mich in ein Meerschweinchen verwandelt hatte...

Mit mangelnder Motivation machte ich mich wieder auf den Weg zurück zu den restlichen Avengers. Der Rückflug fiel mir eindeutig leichter, meine Flügel fühlten sich mittlerweile zwar taub an, aber schneller voran kam ich trotzdem. Meine Landung war zwar wieder nicht perfekt, aber eindeutig besser als zuvor. So schnell wie möglich lief ich wieder in den Gang und stellte erleichtert fest, dass bis jetzt noch alles gut ging. Eira hatte es sich in der Zeit, in der ich nicht da war, auf Tony's Kopf bequem gemacht und miaute sobald sie mich sah. Ich lächelte schwach und kniete mich neben Natascha, ich würde sie jetzt erstmal in Sicherheit bringen. Ich atmete tief durch und hob sie dann hoch, sie war aber zum Glück eindeutig leichter als Bruce... Also lief ich wieder die gleichen Schritte aus dem Gang, nur fiel es mir diesmal deutlich leichter. Als ich meine Flügel ausbreitete fuhr ein stechender Schmerz durch meine Wirbelsäule, das hielt mich aber nicht davon ab loszufliegen. Der Flug kam mir beim zweiten Mal deutlich länger vor und die Anstrengung belastete meine Flügel, sodass ich sie schon nach kurzer Zeit nicht mehr fühlte. Aber eigentlich war das ja ein Vorteil, wenn ich sie nicht spürte, spürte ich auch die Schmerzen nicht. Etwas abgelenkt versuchte ich wieder an Höhe zu gewinnen. Der Tower war nur noch ein paar Flügelschläge entfernt und die Fensterscheibe, die ich bei meiner ersten Landung zerstört hatte, war in erreichbarer Entfernung. Nur noch ein bisschen ! Mit zusammen gebissenen Zähnen beschleunigte ich mein Tempo und ließ mich dann abrupt fallen, sodass ich knapp durch die Öffnung der Fensterscheibe kam.

Der Druck, der bei meiner zweiten Landung entstand, zwang mich in die Knie und fast automatisch ließ ich Natascha vor mir fallen. Ich wusste nicht, ob ich jetzt noch weiter machen könnte. Ich war momentan einfach nur ein Mensch mit Flügel, nicht mehr und nicht weniger und es war nicht leicht mit einem Gewicht fast drei Kilometer zu fliegen, vor allem wenn man Gegenwind hatte. Ich konnte einfach nicht mehr ! Erschöpft ließ ich mich nach hinten auf den Boden fallen und streckte meine Arme links und rechts von mir aus. Bei jedem Atemzug stachen meine Lungen und der metallene Geschmack von Blut machte sich langsam in meinem Mund breit. Plötzlich traf mich ein Bedenken, ruckartig setzte ich mich auf und spuckte das Blut in meinem Mund auf den Boden. Immer noch Ichor. Ich hatte Angst, dass ich jetzt für immer so leben müsste, aber da mein Blut kein Anzeichen von dem sterblichen Rotton besaß, war dies nicht der Fall. Aber sollte ich mich wirklich darüber freuen, immerhin könnte ich sterben, wenn ich wieder ein Mensch war und dann würde ich meine Annabeth wieder sehen. Doch wenn ich ein Gott bleiben würde, hätte ich nur die Möglichkeit mein Neunmalklug zu besuchen und selbst das, war nicht sicher. Mein Gewissen konnte es nicht akzeptieren ein Gott zu sein, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger wollte ich mein jetziges Leben aufgeben. Chaos bedrohte mich zwar immernoch, aber ich hatte mein Team und meine Fähigkeiten. Aber stellte ich diese Dinge wirklich über Annabeth und meine Freunde. Athene selbst hatte mir gesagt, dass Loyalität mein Untergang sein würde. Wie konnte es also sein, dass ich nun darüber nachdachte meine Freunde und vor allem Annabeth zu verraten ? Meine Loyalität galt mittlerweile nämlich auch den Avengers, es war schwer es zu verleugnen, aber sie waren mir mittlerweile wirklich ans Herz gewachsen. Sie hatten mich aus meinem Trauerzustand gebracht und mir wieder das Gefühl gegeben gebraucht zu werden. Konnte ich dieses neue Leben wirklich einfach so aufgeben ?

1| The Devil inside your HeartWhere stories live. Discover now