Kapitel 38

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Als ich mich gerade neben Jack setzte, kam auch schon unsere Englischlehrerin und fing mit dem Stoff an. ,,Wo warst du?", murmelte mein Bruder. ,,ich musste auf Klo." ,,Und warum hat Dean dann nach dir geschaut?" ,,Weil ich Kreislaufprobleme hatte. Nichts bewegendes." Er drehte sich zu mir. ,,Hey. Wenn du etwas hast, komm zu mir. Ich weiß, ich bin nicht dein leiblicher Bruder bin, jedoch bemühe ich mich, dass es sich so anfühlt. Denn ehrlich für mich bist du meine kleine Schwester." ,,Ich danke dir. Jack, du bist mir echt wichtig geworden. Ich hatte lange keine Person, die mich möchte." ,,Hattest du keine Freunde." ,,Naja schon. Es waren eher Schulbekannte. Sie kannten mich nicht richtig." ,,Melodie. Ich kann dir aber sagen, dass die anderen dich auch mögen. Gerade.." ,,Jack und Melodie Black! Bitte folgen Sie dem Unterricht." Wir nickten und wenden uns den Blätter wieder zu. ,,...Dean.", hörte ich Jack flüstern und bei dieser Aussage musste ich schmunzeln, denn ich mochte ihn auch sehr.

Es klingelte. ,,Ich muss nochmal zu meinen Spint, geh ruhig schon zur Mensa." ,,Ich hakte dir den Platz neben mir frei, Schwesterherz." Bei den Spitznamen, den er mir verpasste, musste ich lachen. ,,Jaja. Ich habe dich auch lieb." Und mit diesen Worten trennten wir uns im Flur. Er ging lässig zur Mensa und ich strebte den Gang meines Spindes an.

Als ich die Bücher, die ich gerade für Englisch brauchte, zurück lag, hörte ich eine Stimme, die ich am liebsten nie hören möchte. ,,Na. Wen haben wir denn da? Wenn das nicht mal Deans und Jacks Püppchen ist! Wie geht es denn meine Prinzessin?" ,,Lass mich in Ruhe, Justin. Ich habe keine Intresse und nenn mich nicht so!" Ich drehte mich zu dem Fuckboy um und machte gleichzeitig die Tür meines Spindes zu. ,,Ach ja, Prinzessin?" ,,Nenn mich nicht so." ,knurrte ich.

,,Meine Prinzessin", die Stimme von Henry hallte in meinen Ohren.

Justin stellte sich genau vor mich. Es passte kein Blatt mehr zwischen uns. Zurück weichen konnte ich nicht und auch wenn ich es könnte, hätte ich es nicht gemacht. Es hätte gezeigt, dass er mich damit schwächen und einschüchtern konnte. Sein Atem traf mein Ohr. ,,Prinzessin.", sagte er ganz langsam. Ich nutze die Chance und rammte mein Knie in seine Kronjuwelen. Er krümmte sich vor Schmerz. ,,Nenn mich nicht so.", sagte ich genau so langsam wie er in sein Ohr. ,,Das kriegst du wieder!" Ich ignorierte ihn und ging in Richtung Mensa.

,,Tach Leute.", ich setzte mich neben meinen Bruder. ,,Keinen Hunger?", fragte mich Dean. Ich schüttelte den Kopf.

Das mit Justin schlägt auf den Magen.

Als ich wieder aufschaute, guckte Dean mich immer noch an. Er bemerkte, dass ich es sah und schenkte sein Essen die Aufmerksamkeit. Zu mindestens versuchte er es, so richtig Hunger hatte er wohl auch nicht. ,,Entschuldigt mich. Hier ist es mir zu stickig, ich gehe raus.", ich hatte keinen freien Kopf und wollte meine Ruhe. ,,Ich komm mit.", meinte Dean und packte sein Essen wieder ein.

Zusammen gingen wir raus und setzten uns auf die Bank. ,,Wie geht es dir?" ,,Wieder gut.", es war gelogen. Zwar ging es mir nicht schlecht, doch ich hatte ein bedrückendes Gefühl, als würde jemand meinen Atem rauben und ich weiß, wer dieser jemand ist. Es war der, der meine Freude am Leben genommen hat. Der mich in dieses schwarze Loch stürzte, in dem ich immer noch drin war, was immer noch manchmal an meinen Beinen zog, damit ich ganz darin versinken kann, doch dies lasse ich nicht zu. Viel zu früh klingelte es wieder und Dean und ich mussten unser schönes Gespräch beenden und uns von einander trennen. Vor dem Bwl Raum wartete Ben auf mich. ,,Hey, Melodie. Das mit heute morgen tat mir Leid. Ich wollte dir nicht weh tun." ,,Ist schon gut. Es ist ja schon lange her." Ich begriff erst, was ich sagte, als ich es schon sagte. Hoffentlich, fragt er jetzt nicht, warum das schon lange her ist, da ich ihm erzählt habe, dass mein Onkel erst dieses Wochenende verstarb. Jedoch sagte er nichts und wendete sich dem Unterricht zu.

,,Warum musste der jetzt ein Überraschungstest machen?" Ben zuckte mit den Schultern. ,,Also für mich ging es." ,,Ja. Ich hab auch ein gutes Gefühl. Nur warum gibt es Überraschungstest oder überhaupt Tests und Arbeiten?" Um meinen Unmut zu verdeutlichen fuchtelte ich mit den Armen. Ben lachte. ,,Irgendwie müssen sie uns ja beurteilen." ,,Ja, hast Recht. Trotzdem blöd." ,,Deine Argumentation ist sehr gut und berechtigt." ,,Ich weiß" Gespielt Stolz grinste ich wie ein Honigkuchenpferd.
,,Was grinst du so?",Dean schmunzelte. ,,Ihre Argumentation ist kraftaussagend." Dean schaute nur verwirrt, ließ es aber dabei bleiben. Es klingelte auch direkt und wir gingen in den Raum, in welchen wir jetzt Philosophie hatten.

,,Guten Tag.", begrüßte uns die ältere Dame. ,,Ich möchte da weiter machen, wo wir gestern waren und zwar die Zitate deuten. Bitte nehmen Sie die Blätter heraus. Egal was man macht, die Vergangenheit holt dich ein, denn die Vergangenheit macht dich so, wie du bist." ,las sie das Zitat von mir vor. ,,Also was sagt ihr, hat der Autor Recht?" Ein Junge aus meinen Kurs meldete sich. ,,Ja, bitte." ,,Ich denke nicht. Die Vergangenheit kann niemanden einholen, wie denn auch? Sonst hieß es ja nicht Vergangenheit heißen und nicht zurück liegen." Ich meldete mich. ,,Melodie?"

,,Im Grunde hast du Recht. Die Vergangenheit liegt zurück. Jedoch lernen wir aus Erfahrungen und handeln deshalb so. Man erinnert sich daran und wird ein anderer Mensch. Man endwickelt sich immer weiter. Wenn du zum Beispiel als kleines Kind den Topf auf der Herdplatte anfässt und du dich daran verbrühst, merkst du dir das und wenn du wieder einen Topf auf einer Herdplatte siehst, denkst du dir, Achtung heiß nicht anfassen. Dann hat dich die Vergangenheit so gemacht, wie du bist."

Manchmal fässt man trotzdem die heiße Herdplatte an, nicht weil man möchte, sondern weil man dazu gezwungen wird.

Ich rieb meine linke Hand an meinen Oberschenkel, da die Erinnerung an dieser Szene sie zum kribbeln brachte. Unwillkürlich fing ich an zu zittern und rutschte mehr in mein Pulli herein. Denn ich hatte sein Gesicht vor Augen, seine Augen, die früher mal Liebe, Schutz und Besorgnis strahlten und dann von einen Tag zum anderen Hass, Wut und am meisten Ekel zeigten. Ich kniff mir selber in den Arm, damit ich wieder in die Wirklichkeit kam und nicht wegen Vergangenes einen Nervenzusammenbruch erlitt. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Als ich meine Augen wieder öffnete, schaute ich in die braunen Augen und war sofort beruhigt. Ich konnte mich nicht von Deans Gesicht lösen und auch er schaute mich an. Nach paar Minuten lächelte er mich schief an.

die Vergangenheit macht dich so, wie du bistWhere stories live. Discover now