Kapitel 36 - Showdown °Teil 1°

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Rachel zog die Handschuhe an und rückte noch einmal ihren Anzug zurecht. Die lilane Kapuze hing an ihrem Rücken herunter und die schwarzen Stiefel waren ihr etwas zu groß.

In wenigen Stunden würden sie Garnok nach Jorvik holen und das Gute und das Böse ins Gleichgewicht bringen.

Bei diesem Gedanken wurde Rachel schlecht. Sie hatte Angst, dass sie einen Fehler machen und alles verkacken würde. Dass die anderen dann enttäuscht von ihr seien und sie nicht mehr dabei haben wollten.

Rachel schüttelte den Kopf. Daran durfte sie nicht denken, es würde schon alles gut gehen.

Kurze Zeit später kam Katja und die beiden Mädchen gingen zum Stall. Sie mussten die Pferde fertig machen und den Plan noch einmal durchgehen. Alles musste abgeklärt sein, niemandem durfte ein Fehler unterlaufen. Ansonsten mussten sie wieder ein Jahr warten, um Garnok zuück holen zu können.

"Katja", murmelte Rachel dann leise, als sie ihre Pferde putzten. Das Mädchen mit den weißen Haaren sah auf und lächelte Rachel ermutigend an.

"Was denn, Rae?"

"Ich habe Angst", murmelte Rachel. Sie sah auf das dunkle Fell von Ravenclaw und kniff dann die Augen zusammen.

Nicht heulen, nicht heulen!

"Das versteh ich", lächelte Katja und strich den Hals ihres Pferdes entlang. "Geht mir genauso. Aber wir werden das schaffen, Rae, wir dürfen nur den Mut nicht verlieren."

"Okay."

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Kurze Zeit später kamen auch die anderen Mädchen in den Stall. Das Vorbereiten verlief still. Es wurden nur ein paar Bedenken geäußert, aber das war es auch schon wieder. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, seinen Vorstellungen, Befürchtungen und Wünschen.

Es könnte alles passieren.

Später, als die Pferde fertig in der Stallgasse standen und die Mädchen noch einmal alles überprüften, kamen Darko, Sands und Ace in den Raum. Ace war immer noch nicht komplett von dem ganzen überzeugt und mit Rae hatte er sich auch noch nicht ganz ausgesprochen.

Darko hingegen war fröhlich wie sonst nie. Er grinste über beide Ohren. Beim Gedanken daran, bald Garnok zu befreien, fühlte er sich komplett. Glücklich, zufrieden, einfach komplett.

Sands hingegen war drauf wie immer - griesgrämig, müde und griesgrämig.

Und natürlich müde.

"Rachel, alles okay? Du siehst so nachdenklich aus."

Mit einem Mal stand Darko neben dem lilahaarigen Mädchen und legte einen Arm um sie. Rachel zuckte zusammen, nickte dann aber und lächelte milde.

"Ja, schon gut. Bin nur aufgeregt."

Darko nickte und schwieg dann. In den letzten Tagen hatte sich Rachel von ihm distanziert und er konnte mit seinem Plan nicht fortfahren. Er konnte nur zu Garnok beten, dass die Zeremonie dennoch reibungslos ablaufen würde.

Wenn nicht, dann hätte er die letzten Tage härter durchgreifen müssen.

Sands hatte er dies auch schon mitgeteilt. Dieser murmelte nur irgendetwas vor sich hin und gab Darko dann einen Schlag auf den Hinterkopf, um dann zum Stall zu laufen. Darko wusste, er hatte dies verdient.

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Die Nachtreiter, Ace, Darko, Sands und etwa einhundert Handlanger waren dabei. Auf dem Plateau war nicht viel Platz, um die Zeremonie ausführen zu können, aber es musste reichen.

Die Handlanger waren vor den Stadttoren Jarlaheims, auf den Mauern, vor dem Tor zur Teufelsschlucht, auf der Steinbrücke und teils noch auf dem Plateau platziert. Der Rest versteckte sich, quasi als Backup, sollten die Druiden die Überhand gewinnen.

Darko und Sands hatten sich mit Ace auf einer Anhöhe auf dem Plateau niedergelassen und die Mädchen würden in wenigen Minuten mit der Zeremonie starten. Sobald die Sonne ganz oben stand, konnten sie starten und Garnok zurück holen.

Als es dann soweit war und die Mädchen auf ihren Pferden saßen, war plötzlich ein Beben zu spüren, Darko deutete den Mädchen, sie sollten anfangen, was diese dann auch taten. Er selbst teleportierte sich auf den Kraterrand der Teufelsschlucht und blickte auf Jarlaheim hinunter. Er sah die Seelenreiter und jede Menge Druiden. Sie kämpften mit den Handlangern und einige von diesen lagen auch schon fertig am Boden.

Verdammt, die waren schneller, als gedacht!

Darko teleportierte sich zurück. Die Mädchen trabten gerade um den Altar herum, hielten ihre Hände in die Mitte und murmelten die ganze Zeit den Spruch 'Erwache, erwache!'

Die Augen der vier waren schwarz, sie waren komplett in ihre Aufgabe vertieft.

Keine zehn Minuten später standen am Ende der Steinbrücke Leute. Es waren natürlich die Druiden und die Seelenreiterinnen, war ja klar.

Darko seufzte. Er musste seine Mädchen nur noch zehn Minuten hier durch bringen, dann wäre Garnok vielleicht schon wieder da!

"Darko!"

Cadence trat mit Fripp auf ihrer Schulter hervor. Darko stand von seinem Platz auf und schritt auf die Brücke zu.

"Cad, Fripp, schön, euch wiederzusehen", lächelte der Magier und steckte seine Hände in seine Manteltasche. "Ist ja schon etwas länger her!"

"Ich würde dir dringend davon abraten, Garnok zurück zu holen. Er ist unberechenbar, das solltest du doch wissen."

"Sehe ich so aus, als würde mich das interessieren?"

Darko grinste selbstsicher und nahm unauffällig seine Hand aus der Tasche.

"Dann wird es dich wohl nicht interessieren, zu sterben, was?"

"Cadilein, ich bitte dich", lachte Darko hönisch und warf die Hände hoch. "Ich bin unsterblich! Ich bin heute siebenhundert Jahre alt geworden, also komm schon."

"Mit einem Todesfluch sieht das ganze aber schon anders aus, Darko."

"Pah, als würde deine mickrige Kraft etwas gegen mich anhaben können."

Mit einem Mal schossen ein rotpinker und ein heller, blauer Lichtstrahl empor. Sie trafen gegeneinander und drückten sich gegenseitig ab. Sands beschwor ebenfalls einen Todesfluch und half Darko mit, Cadence zu vernichten. Diese bekam nun aber Unterstützung der anderen.

Und dann ein Knall. Alles wurde hell, blendete alle und sie kniffen die Augen zusammen.

Dann ein lauter Schrei.

"MÖGE DIE SCHLACHT BEGINNEN!"

Das war Garnoks Stimme.

Rachel und Ravenclaw - Eine Reise ohne Ende | SSO FFWhere stories live. Discover now