Kapitel 23 - Yuka

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Nach dem Frühstück ging alles sehr schnell. Die Leute haben alles abgeräumt und sind dann los, um ihrer Arbeit nachzugehen. Aiseah, der totmüde war, ließ Rachel von Aput durch das Haus führen. Er selbst ging direkt wieder ins Bett.

"Der Gang da gehört zu den älteren, da dürfen wir nicht hin. Da vorne geht es zum Wohnzimmer, da hinten die Küche", murmelte Aput leise und verließ das Esszimmer, ohne auf Rachel zu warten. Hastig folgte die 19-Jährige ihm. "Da drüben gehts es zur Futter- und Sattelkammer, dann zu den Ställen, hier raus zum Garten. Die Weiden sind Ruheplätze, klar?"

"Ja, schon klar", antwortete Rachel murmelnd. Aput nickte und ging zur Treppe.

"Das ist alles, was du wissen musst." Mit diesen Worten verschwand er nach oben. Rachel seufzte. Aput war kalt wie Schnee. Rae ging ebenfalls nach oben, machte sich fertig, um in den Stall zu gehen. Sie wollte zu Raven, sie musste schließlich wissen, wie es ihrer Friesin ging.

Als Rachel an die Box von Raven trat, erblickte sie Yuka. Das Mädchen mit den dunkelblonden Haaren stand bei einem roanfarbenen Fjordi in der Box und putzte es gerade. Als sie Rachel bemerkte, zuckte sie zusammen.

"Oh, hallo", murmelte sie und bemühte sich, zu verstecken, dass sie gerade ziemlich rot wurde. Rachel  schmunzelte.

"Hey", lächelte Rachel, stellte ihre Sachen vor Ravens Box ab und öffnete die Tür. Die schwarze Stute schmiegte sich direkt an das schwarzhaarige Mädchen und zog die Oberlippe hoch. "Willst du ausreiten, oder so?"

"Äh, j- ja", murmelte Yuka und wendete sich hastig wieder ihrem Pferd zu. Das Fjordi schnaubte und kratzte sich mit dem Kopf am Bein. "Möchtest du mitkommen? Also nur, wenn du willst, du musst natürlich nicht, ich meine-"

"Ich komme gerne mit", lachte Rachel und fing an, Raven zu putzen. Über Yukas Gesicht huschte ein kleines Lächeln und sie nickte. "Danke."

"Wo- wofür denn?"

"Ganz ehrlich, vorhin hatte ich schon befürchtet, dass mich alle bei der nächstbesten Gelegenheit aus dem Haus werfen würden", lachte Rae, während Ravenclaw sich belustigt schüttelte. Yuka kicherte und strich über das stichelhaarige Fell ihres Pferdes.

"Die Befürchtung hatte ich auch", gestand sie leise. "Urgroßvater ist schon immer etwas skeptisch gewesen, was Fremde anging. Aber du hast ja gehört, er dachte zu erst, Ace hätte endlich eine Frau gefunden." Yuka musste wieder kichern und Rachel lief sofort rot an.

"Sieht man mir nicht an, dass ich erst neunzehn bin?", fragte Rachel etwas beschämt, während sie in Gedanken kurz zu Aiseah schwiff. Diesem gutaussehenden, jungen Druiden.

"Opas Augen sind nicht mehr die besten, und wahrscheinlich sehen für ihn eh alle Fremden gleich aus", lachte Yuka. "Ironischerweise denkt ihr das wohl über uns, oder?"

"Das tun bestimmt viele", nickte Rachel. "Ich hatte, ehrlich gesagt, gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Es ging alles so schnell, von der einen auf die andere Sekunden waren wir noch bei Fripp und dann standen Ace und ich schon im Aufzug ins Dinotal. Ich dachte, ich würde erfrieren." Yuka lachte schadenfroh auf, als Rachel vom letzten Tag erzählte, und hörte ihr auch weiterhin gespannt zu. Rae erzählte davon, wie sie die Druiden kennenlernte, wie sie Darko gegenüber stand, und natürlich erzählte sie von Justin, Fiona und Oliver.

In dieser Zeit machten die beiden Mädchen ihre Pferde fertig und verließen den Stalltrakt zum Innenhof. Sie beschlossen, auf den Feldern auszureiten, und gemeinsam ritten sie durch ein Portal, welches sie dort hinbrachte.

Es war anders. Es waren keine Felder wie die Everwind- oder die Goldfelder, nein, diese Felder waren abgeerntet, einige verbliebende Körner wehten durch die Luft und der Wind war frischer.

"Weißt du, hinter dem Tor aus Eis ist nichts", sagte Yuka auf einmal, als sie Cinnamonstar antrieb. "Du musst ein Kallter sein und darum bitten, zu dem Ort zu kommen, zu dem du willst. Oder du wünscht es dir. Damit dieser Wunsch oder diese Bitte in Erfüllung geht, musst du jeden Tag mindestens eine gute Tat vollbringen."

"Das System gefällt mir", lächelte Rachel. "Jeden Tag 'ne gute Tat und das Portal ist nicht so hart." Die beiden Mädchen lachten und ritten weiter. Kurze Zeit später galoppierten sie über die Felder und die Pferde wieherten fröhlich. Erde flog hoch, das herzhafte Lachen und die schöne Luft war befreiend für Rachel. Seit zehn Jahren hatte Rachel nicht mehr solch ein Gefühl gehabt.

Oder eine Person, mit der sie so gut reden konnte, wie mit Yuka.

Rachel und Ravenclaw - Eine Reise ohne Ende | SSO FFWhere stories live. Discover now