Reaction

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Ich wartete gespannt auf seine Reaktion. Schließlich wurde einem ja nicht oft gesagt, dass seine Frau, mit der man betrunkener Art und Weise Sex hatte, schwanger war. Aber er nahm sich nur sein Glas, schenkte sich ein wenig Whiskey ein und tippte mit seinem Finger dauernd auf dem Glas herum. Das erste was er sagte war: "Das ist jetzt aber nur ein Witz, oder?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. "Denkst du wirklich, ich würde über so etwas Witze machen? Ich ziehe ja nicht einmal einen Vorteil aus der ganzen Sache! Oder denkst du, es wäre angenehm, selbst kaum noch in der Lage zu sein, sich die eigenen Klamotten anzuziehen? Denkst du, es wäre wundervoll, im Hochsommer hochschwanger vor Klimaanlagen zu sitzen? Und denkst du wirklich, ich hätte nach der Geburt der Zwillinge vorgehabt, noch einmal ein Kind zu bekommen, nach allem, was passiert ist?" Fuhr ich ihn an. Dann wurde mein Ton wieder sanfter: "Was denkst du, Stefan?" Er schaute mich nur still an. Nach einer Weile sprach er wieder mit mir: "Ich weiß es nicht. Es ist also wirklich wahr? Wir beide werden wieder Eltern?" Ich nickte nur und hoffte, dass diesmal keiner von uns beiden einen Teil des Lebens unseres Kindes verpassen würde. Vielleicht klappte das ja endlich einmal beim dritten und hoffentlich letztem Mal. "Aber wie konnte das passieren?" fragte er ratlos. Ich verdrehte nur die Augen. "Thailand. Wir beide. Betrunken. In einem Zimmer. Kommen dir da irgendwelche Erinnerungen?" Jetzt begannen seine Augen größer zu werden und er nahm mir die ganze Geschichte doch einmal ab. Stefan betrachtete das Ultraschallbild noch einmal genauer. "Das ist also unser Kind?" Ich nickte. "Unser Baby. Es ist so winzig. So klein wie eine einzelne Bohne. Das musst du dir mal vorstellen." Ich musste schmunzeln. Stefan ebenso. "Unglaublich." Ich schloss kurz die Augen und sah ihm dann direkt in die Augen. Er erwiderte meinen Blick. "Freut es dich?" Wollte ich wissen und schloss meine Augen solange, bis ich hörte, dass er zu einer Antwort ansetzte. "Ich habe gemischte Gefühle. Natürlich bin ich glücklich, noch einmal Vater zu werden, auch wenn es mehr als nur ungeplant war. Andererseits, es ist nicht mehr so wie früher, als Leonia, Maxi und Niklaus auf die Welt gekommen sind. Ich weiß es gerade wirklich nicht, aber ich glaube, die Freude überwiegt." Mein Mann lächelte mich leicht an. Na immerhin eine ehrliche Antwort. "Aber dieser Unterschied zwischen den anderen Schwangerschaften könnte unser Vorteil sein. Überleg doch mal, nach den anderen haben sich unsere Wege getrennt, trotz der Harmonie. Insofern, vielleicht ist das Ungeplante ja unser Weg zu einer glücklichen gemeinsamen Zukunft." Optimistisch und voller Hoffnung sah ich ihn an. Er schaute nur versunken in sein Glas. "Das liebe ich so an dir, deinen Optimismus." "Habe ich geliebt", verbesserte er sich schnell und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Ich ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. "Ich wollte diese Schwangerschaft genauso wenig, wie du, aber wenn du willst, müssen wir dieses Baby nicht bekommen." Traurig und entsetzt sah Stefan mich an. "So was darfst du nie wieder sagen! Natürlich bekommen wir dieses Baby!" Ich nickte und legte meine Hand geistesabwesend auf meinen Bauch. "So kenne ich dich gar nicht." Er sah mich verwirrt an. "Du bist nicht der Einzige, der viel durchgemacht hat und sich deswegen verändert hat." Das klang schroffer, als dass ich es beabsichtigt hatte. Er machte eine entschuldigende Geste und griff noch einmal zu seinem Glas. "Morgen gehen wir beide zum Frauenarzt." Ich hatte keine Kraft mehr, dagegen zu protestieren, denn ich war ja erst heute da gewesen. Immerhin wollte er mitgehen. "Welche Schwangerschaftswoche bist du?" "Ich? Gar keine." Ich lachte über seinen Grammatikfehler, obwohl ihm solche Fehler eigentlich nie passierten. "Ich bin in der 6. Schwangerschaftswoche, aber sein tue ich keine?" Fragend über die grammatikalische Richtigkeit sah ich ihn an, wobei ihm doch erst dieser Fehler passiert war. "Was sagen wir eigentlich Leonia und Maximilian?" Wollte ich wissen, denn das fragte ich mich, neben Stefans Reaktion, den ganzen Tag. "Wir sagen es ihnen erst, wenn ein Abgang fast nahezu ausgeschlossen werden kann. Bis dahin haben wir genug Zeit, uns etwas zu überlegen." Ich nickte und gähnte. "Lass uns schlafen gehen" schlug Stefan vor, nahm meine Hand, die erste körperliche Annäherung seinerseits an diesem Abend, und zusammen gingen wir in unser gemeinsames Zimmer. 

Plötzlich Royal 2Where stories live. Discover now