The answer is ...

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Nachdem ich mit Susanna telefoniert hatte und sie auf Nikolina angesetzt hatte, holte ich mein Tagebuch aus dem Koffer, setzte mich aufs Bett und fing an zu schreiben. Ich schrieb über alle meine Erlebnisse in den letzen Tagen sowie meine Gefühle und Gedanken. Es gab so viel aufzuschreiben, so viel, an das ich mich erinnern wollte. Und zwar mein ganzes Leben lang. Ich wollte diese Geschichte irgendwann einmal meinen Enkeln erzählen. Die Liebesgeschichte von mir und Stefan. 

Point of View Stefan

Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Warum tauchte sie hier aus heiterem Himmel auf? Und warum küsste sie mich? Vielleicht hatte sie ja wirklich noch Gefühle für mich. Aber ich hatte vor langer Zeit die Hoffnung aufgegeben, sie jemals wiederzusehen. Ich hatte mich damit abgefunden, meine Tochter alleine großziehen zu müssen, meinen Sohn eventuell nie zu sehen und dann tauchte plötzlich sie auf und stellte meine ganze Welt auf den Kopf. Ich musste das mit ihr klären. Und zwar so schnell wie möglich. Mit zügigen Schritten ging ich auf das Gästezimmer zu. Ich hatte zwar keine Ahnung, ob sie dort war, oder doch irgendwo anders, aber mein Gefühl riet mir, dort zuerst nachzuschauen. Komisch, es war fast so, als hätte sie mich nie verlassen, was aber der Fall gewesen war. Und das könnte ich ihr nie vergessen, genauso wenig wie die Tatsache, dass sie mir jahrelang meinen Sohn vorenthalten hat. Ohne anzuklopfen betrat ich den Raum. Rebekah saß auf dem Bett und hielt ein Buch in den Händen und schrieb etwas hinein. Ich war überrascht. Rebekah hatte nie Tagebuch geschrieben. Jedenfalls nicht in der Zeit, in der ich sie kannte und in der wir zusammen waren.Ich war noch so verwirrt über den Tagebuch Umstand, dass ich für einen kurzen Moment vergaß, weshalb ich hierher gekommen war. Kurz sah sie mich aus ihren wunderschönen Augen an, ehe sie wieder in ihre Aufzeichnungen versank. Sie fragte mich nicht, was ich hier wollte oder warum ich hier war, stattdessen war sie einfach nur leise, womit ich nicht gerechnet hatte. "Hey", begrüßte ich sie. Sie schaute nicht einmal mehr auf. "Hey, ich rede mit dir", ich schaute sie irritiert an. Meine Frau hatte mich noch nie ignoriert, wenn ich mit ihr gesprochen hatte. "Was willst du?", genervt schaute sie mich an, nachdem sie festgestellt hatte, dass ich nicht gehen würde. "Über das reden, was das gerade eben war.", beantwortete ich ihre Frage. "Nennen wir das ganze doch so, wie es wirklich heißt: einen Kuss. Es war nur ein Kuss." Da musste ich sie leider enttäuschen. "Mehrere." Sie lächelte mich an. "Das macht jetzt so einen großen Unterschied, oder?" Mit Schelm in ihren Augen wartete sie auf meine nächste Reaktion. Das stand ihr so gut. Wenn sie so lächelte, prinzipiell, wenn sie lächelte, war sie einfach nur die schönste Frau der Welt. "Ja, das macht wirklich einen großen Unterschied!", verteidigte ich mich. "Weshalb bist du hier, Stefan?" Ehrlich gesagt, wusste ich es gerade selber nicht mehr. "Unsere Kinder haben unseren Kuss gesehen, na und? Was ist da großes dabei? Andere Kinder sehen ihre Eltern sich ständig küssen. Warum sollten das unsere nicht können oder dürfen?" Nun war aller Schalk aus ihren Augen verschwunden. "Weil wir beide kein Paar mehr sind, so wie andere Eltern." "Hat dir unser Kuss, Pardon, unsere beiden Küsse, nichts bedeutet? War es so schlimm, mich zu küssen?" Ganz ehrlich, für einen Moment hatte ich die letzten Jahre vergessen und es war genauso gewesen wie früher. Aber das würde ich ihr natürlich nicht erzählen. Und es war gar nicht schlimm gewesen, Rebekah zu küssen, ganz im Gegenteil. Aber das würde ich ihr auch nicht erzählen. "Nein, ganz im Gegenteil." Was war nur mit mir los? Das wollte ich ihr doch verheimlichen. Endlich legte sie ihr Buch aufs Bett und stand auf. Sie kam auf mich zu. Vielleicht war ihre vorherige Position doch besser gewesen. "Ich bin mit Nikolina zusammen." Sie sah mich zweifelnd an. Naja, in Wahrheit war das zuerst nur eine PR-Geschichte gewesen, aber mittlerweile waren jedenfalls auf meiner Seite echte Gefühle im Spiel. Und jetzt war Rebekah aufgetaucht, das war ein vollkommenes Gefühlschaos meinerseits. Ausgelöst von ihr. Meine Gefühle für Rebekah waren nach wie vor, egal wie oft ich das leugnete, noch da. "Was ist los, Stefan? Warum bist du wirklich hier?" Genau das wollte ich sie auch fragen! Warum stellte sie mir meine Frage? Sie kam noch näher und sah mich mit schüchternem Blick an. Ganz ehrlich, sie war nicht mehr das unschuldige Unimädchen von gestern. Sie war die Königin von Dänemark. Die Nummer würde bei mir nicht mehr ziehen. "Rebekah", ich fing an, doch sie unterbrach mich, indem sie mir ihren Finger auf den Mund legte.  Ich nahm ihn mir zärtlich von meinen Lippen und sah sie so, wie sie vor unserer Trennung gewesen war. Die wunderschöne Frau, die von Minute zu Minute zärtlicher und verspielter wurde. Ich lächelte an diese Erinnerung. Das musste sie wohl bestärken, denn sie beugte sich vor und ich lehnte meinen Kopf nach vorne. Oh mein Gott! Das passierte gerade nicht wirklich, oder? Ich war nicht gerade drauf und dran, meine Frau zu küssen, oder? Aber ich tat es. Ich küsste Rebekah und er war einer unserer schönsten Küsse. Von Minute zu Minute, die ich mit ihr verbrachte, kamen meine Gefühle zurück. Aber wenn sie mich wieder verlassen würde, würde ich wieder am Boden sein und diesmal könnte mich sehr wahrscheinlich niemand mehr aufbauen. Daran musste ich denken, aber auch, wie wunderschön es wieder werden konnte. Wie toll, wie aufregend, was für eine tolle Familie wir vier zusammen abgeben würden, was für ein tolles Königspaar. Und das überwog in diesem Moment alle schrecklichen Gedanken. Ich vertiefte unseren Kuss. Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden, ich weiß nur, dass es sich wie eine Ewigkeit anfühlte und ich es nicht beenden wollte. "Ich hab Durst", flüsterte Rebekah schließlich und sie löste sich und lächelte mich an, während ich sie anstrahlte. Als sie sich etwas zu trinken holte, sah ich auf meine Uhr und musste an den Termin denken, der mir jetzt bevorstand. Eigentlich hätte ich jetzt losgemusst, aber Rebekahs Tagebuch, das da so einsam auf dem Bett lag, interessierte mich mehr. Ich wusste nicht, wann sie zurückkommen würde, aber dass sie es tat, war klar. Ich schnappte mir das Buch und verließ den Raum um wenigstens noch halbwegs pünktlich zu meinem Termin zu kommen.

Plötzlich Royal 2Where stories live. Discover now