XXII. Das in dem Louis nicht verliebt ist

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BOSTON

LOUIS- OKTOBER 2016

Ich öffnete langsam meine Augen während sich meine Lider wie Blei anfühlten. Ich starrte in eine undurchdringbare Dunkelheit und ich begriff nicht, was mich geweckt hatte. Dann drang der durchdringende Ton meines Handyweckers an mein Ohr und mit einem lauten Stöhnen setzte ich mich auf die Bettkante. Ich strich über mein Gesicht und durch meine Haare und spürte den Rauch und den Schweiß an meinen Fingern.

Ich fühlte mich beschissen. Als hätte jemand mich durchgekaut und ausgespuckt. Für wenige Sekunden wusste ich nicht, warum zu meiner Müdigkeit und dem vertrauten Pochen eines Katers noch ein schweres Gefühl in meiner Magengrube dazukam. Nur wenige Sekunden blieb ich ohne Ahnung. Dann holte mich die letzte Nacht ein. Fuck. Ich erinnerte mich an den Aufzug, Rachels blaue Augen, die mich provoziert hatten. Ich hatte mich verdammt nochmal provozieren lassen. Ich hatte mich nicht im Griff gehabt, so wie ich es bis dahin immer geschafft hatte. Warum war ich nur so fahrlässig gewesen? Ich hatte Rachel geküsst. Rachel. Harrys Freundin. Die Freundin meines besten Freundes.

Verzweifelt ließ ich meinen Kopf in meinen Schoß fallen. Dabei bemerkte ich die Lippen die sich leicht geschwollen anfühlten. Sie hatte ihre Spuren hinterlassen. Bei dem Gedanken an letzte Nacht konnte ich nicht verhindern, dass mir heiß wurde. Der schwere Atem, der provokante Kuss, die Körper an Körper. Natürlich hatte ich es genossen. Es war eine Erleichterung gewesen, nach all den Wochen dem gegenseitigen Niedermachen und gegenseitigen Hieben. Diese großen Augen, die mich immer mit einer Mischung aus Wut und Verletzung ansahen um mir durchgehend das Gefühl zu geben alles falsch zu machen.

Doch jetzt hatte ich wirklich die falsche Entscheidung getroffen. Ich würde mir nicht einreden können, dass es der Alkohol war oder ein gewisser Leichtsinn, der zu mir gehörte. Ich konnte nicht einmal Rachel die Schuld geben. Sie hatte nicht bemerkt wie schwer es mir fiel sie nicht durchgehend anzusehen und hatte versucht freundschaftlich zu sein und mit dem besten Freund ihres Freundes klarzukommen. Und ich hatte mich wie ein Arschloch verhalten. Weil ich nicht damit umgehen konnte.

Schwerfällig schleppte ich mich unter die Dusche und verließ schließlich das Hotel nur mit der Sporttasche die ich gestern für die eine Nacht in Boston gepackt hatte. Was für eine beschissene Nacht. Ich stieg in den schwarzen Range Rover der für mich bereitgestellt worden war und musste mich zusammenreißen während der Fahrt nicht in einen traumlosen Schlaf zu gleiten also konzentrierte ich mich auf die Umgebung, die an mir vorbeirauschte. Doch alles verschwamm irgendwann in einen Rausch aus grün, braun und grau und das nächste was ich wahrnahm, war ein lautes Klopfen neben mir.

Ich schreckte hoch und musste doch feststellen, dass ich auf dem Rücksitz weggenickt war. Der Fahrer öffnete meine Wagentür und ich stellte mit Erleichterung fest, dass keine Paparazzi mir den Weg versperrten. Ich verabschiedete mich mit einem Händedruck und versuchte mich in einem Lächeln, doch es musste wohl eher aussehen wie eine gezwungene Grimasse. Der Bostoner Flughafen war wenig belebt um die frühe Uhrzeit und ich schaffte es ohne Menschenmengen und Stress durch die Sicherheitskontrollen. Der Schlafmangel und das Pochen in meinem Kopf, zusätzlich das schleichend einsetzende Schuldgefühl, was begann an mir zu nagen führte dazu, dass ich wie auf Autopilot lief.

Ich verbrachte zwanzig Minuten, die ich am Gate wartete nur damit vor mich hin zu starren. Irgendwann brachte mich ein lautes Rascheln zurück in die Gegenwart zurück. Ich drehte um mich selbst und musste feststellen, dass eine Schulklasse nur wenige Stuhlreihen von mir entfernt sahen und einige immer wieder zu mir herübersahen. Doch offenbar war keiner mutig genug mich anzusprechen. Vielleicht waren sie sich auch nicht sicher, ob ich derjenige war für den sie mich hielten. Es sollte mir recht sein. Demonstrativ setzte ich mir Kopfhörer auf und stellte Kings of Leon auf höchste Lautstärke. Dann starrte ich wieder weiter vor mich hin. Es stellte sich als schlechte Musikwahl heraus, denn nach wenigen Minuten ertönte Sex on Fire durch meine Ohren. Automatisch schossen die Erinnerungen durch meinen Kopf. Fast wütend riss ich die Hörer von meinem Kopf und musste mich zusammenreißen sie nicht in die nächste Ecke zu pfeffern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 05, 2018 ⏰

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