XXI. Das mit dem Feuerwerk

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BOSTON

RACHEL- OKTOBER 2016

„Oh mein Gott. Die Halle ist riesig." Bekka sah sich staunend um, während sie Unmengen an Popcorn in sich reinstopfte. Dank der Backstage Pässe standen wir nun in der ersten Reihe im abgesperrten Teil in dem sich uns bis jetzt noch niemand angeschlossen hatte. Im Gegensatz dazu war die Halle schon ordentlich gefüllt und es sollte laut dem Plan in fünfzehn Minuten losgehen.

Ich war nie ein riesiger Fan von Konzerten gewesen, die Menge schüchterte mich jedes Mal ein und die Lautstärke rief meistens einen tagelangen Tinnitus in mir hervor. Ganz im Gegenteil zu meiner besten Freundin, deren Sommerferien jedes Jahr mindestens drei Festivals beinhaltete. Einmal hatte ich mich breitschlagen lassen und fand mich am Ende in einem dreitätigen Matschmarathon, bei dem ich zweimal erwartete aufgrund eines weggewehten Zeltes zu sterben.  Danach hatte mir Bekka mehrmals versucht zu versichern, dass das das schlechteste Wetter seit Jahren gewesen war, aber die nächsten Festivals musste sie wieder ohne mich verbringen. Das einzige Konzert, was ich wirklich durchgehend genossen hatte, war das von George Ezra und das war es wirklich wert gewesen. Ich war mit Tony gegangen und ich hatte feststellen müssen, dass dieser Musiker mich durchaus zum Weinen bringen konnte.

Bekka neben mir fing aufgeregt an zu hüpfen, als langsam das Licht in der Halle gedimmt wurde und ich bemerkte wie sich einige Personen aus dem Backstage Bereich zu uns gesellten. Allerdings kannte ich keinen von ihnen, sodass ich mich wieder meiner Freundin zu wand. Als Reaktion auf meinen Kommentar, dass von allen Mitgliedern der Band ich Louis am wenigsten leiden konnte und ihr sein respektloses Verhalten aufzählte, hatte sie sich in einem der Stände, die Fanartikel verkaufte, grinsend eine Mütze mit der Aufschrift „LOUIS" gekauft, was ich mit einem Augenrollen kommentierte.

Ich wusste nicht genau, warum ich ihr nicht von unserem Zusammenstoß auf meinem letzten Konzert erzählte und die seltsame Spannung, die manchmal zwischen uns stand und die mir immer noch Rätsel aufgab. Tony hatte mich schon nicht ernst genommen und ich hatte Angst, dass Bekka genauso an meinem Urteilsvermögen zweifelte. Aber vielleicht war es auch die Tatsache, dass ich ihr so viele Dinge im letzten Jahr nicht erzählt hatte, dass ich nicht wusste, wie sie auf diese Gedanken von mir reagieren würde und die Tatsache, dass ich es nicht vorhersehen konnte, hielt mich zurück.

Das Licht auf der Bühne ging langsam an und es fühlt sich fast so an als würde die Sonne aufgehen, die Menge hinter uns begann an zu schreien und die Spannung war deutlich zu spüren. Es war schwer dieser Atmosphäre zu entkommen und als die ersten Töne des Eröffnungssongs begannen und die Lautstärke noch etwas in die Höhe ging, war es unmöglich sich nicht von dieser unglaublichen Menschenmenge mitreißen zu lassen. Bekka und ich sahen uns an und dann begannen wir genauso zu jubeln. Es war so herrlich albern in der ersten Reihe eines Konzerts einer Boyband zu stehen und richtig auszuflippen bevor überhaupt ein Vers des ersten Songs gesungen wurde.

Die vier Jungs schritten auf die Bühne und ich vernahm Harrys Stimme und sah wie Bekka mir anzüglich zu zwinkerte. Harry gelang in mein Blickfeld und ich musste breit lächeln. Er trug einen furchtbaren orangenen Anzug und man könnte meinen, er wolle zu einer Wandtapete mutieren. Mit vollem Ernst sang er seinen Teil in Drag Me Down und mich erstaunte wie wenig er lächelte. Er wirkte eher konzentriert als würde er sich fest darauf fokussieren nichts falsch zu machen. Louis übernahm die Führung des Songs und ich stellte fest, dass er das genaue Gegenteil von Harry auf der Bühne war. Er sprang herum und als Liam ihn ablöste begann er mit einem albernen Tanz und lachte laut und befreit. Liam schien ähnlich ernst zu handeln wie Harry, während Niall, wenn er nicht mit Singen beschäftigt war Kontakt zu den Fans suchte.

Es folgte History und die Party begann. Die Menge brodelte und die ganze Halle sang jede einzelne Zeile, immer wieder vernahm ich Pfeifen und Bekka riss ihre Arme nach oben und jubelte laut auf als es an den Refrain ging. Ich musste zugeben, dass ich niemals wirklich auf den Text geachtet hatte, doch wurde mir jetzt bewusst, dass es um Zayn ging und den Schmerz, den er zurückgelassen hatte. Mein Blick fand Louis und ich fragte warum ausgerechnet er mit Zayn nicht auf Eis lag, sondern ihm sogar beistand.

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