VII. Das in dem sich Liam wie Louis fühlt

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LOS ANGELES

HARRY- JULI 2016

Ich seufzte kurz und drehte mich dann genüsslich auf die andere Seite. Allerdings bemerkte ich noch im Halbschlaf, dass irgendetwas anders war. Mein Kissen auf der anderen Seite fühlte sich auf eine unbestimmte Weise seltsam an. Schlaftrunken öffnete ich meine Augen und blickte in ein Puppengesicht mit verwuschelten blonden Haare, welches leicht die Nase rümpfte, während der Mund etwas Unverständliches murmelte.

In Millisekunden kam meine Erinnerung zurück. Rachel war über Nacht geblieben und während ich an diese zurückdachte musste ich grinsen. Letzte Nacht hatte ich festgestellt, dass Rachel sehr anders war als alle Frauen, die ich bisher kennengelernt hatte. Rachel hatte keinerlei Respekt vor mir, der sie dazu brachte mich anzuhimmeln, noch hatte sie verzweifelt versucht um meine Aufmerksamkeit zu kämpfen.

Im Gegenteil. Im ersten Moment, in dem sich unsere Blicke getroffen hatten, hatte sie eher den Eindruck gemacht als würde sie so schnell wie möglich abhauen wollen. Sie erinnerte mich an meine Zeit auf der High-School, in der ich genauso um die Gnade des weiblichen Geschlechts buhlen musste wie jede andere Person, die sich verliebt hatte.

War ich in Rachel verliebt? Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich es so nennen konnte. Aber worin ich mir sicher war, war, dass ich so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen wollte. Ich genoss ihre Gesellschaft genauso wie ihre Leichtigkeit und ihre Fähigkeit mich auf der gleichen Ebene wie jede andere Person zu behandeln. Eine Weile beobachte ich sie im Schlaf. Immer wieder strich sie sich unbewusst ihr Haar aus dem Gesicht, was nicht funktionierte. Irgendwann drehte sie sich einfach um. Ich musste kurz frustriert aufseufzen.

Gerne hätte ich sie noch länger beobachtet, aber ich wollte mich nicht wie ein Stalker an die andere Seite des Bettes setzen. Ich schwang mich aus dem Bett und stolperte halb in die Dusche. Ich hatte vergessen, dass unsere immer noch nassen Klamotten überall im Schlafzimmer verteilt lagen. Ich kickte sie in eine Ecke und nahm mir vor sie gleich nach der erholenden Dusche in die Wäsche zu schmeißen.

Erleichtert drehte ich das warme Wasser an und ließ es auf mich herunterprasseln. Meine Muskeln reagierten unmittelbar auf die Wärme. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wann ich mich das letzte Mal so entspannt gefühlt hatte. Ich hatte gehofft, dass sobald wir die Pause von der niemals endenden Tour und der Produktion der Alben machten, mehr Zeit für mich und die Dinge die mir wichtig waren, hatte.

Aber ich hatte mich verschätzt. Dunkirk, Galatermine, Einzelgespräche mit Produzenten hielten mich auf Trab. Dazwischen war ich zwischen England und Los Angeles hin und her gejettet. Gemma war wie immer enttäuscht über mein Verhalten gewesen. Mir war klar, dass es nicht fair war, nicht an ihrer Einweihungsparty ihrer neuen Wohnung teilgenommen zu haben. Genauso ignorant war es, nach zwei Jahren immer noch nicht ihren Freund kennengelernt zu haben. Ich war offiziell der schlechteste Bruder der Welt.

Meine Mum hatte es aufgegeben mir Vorwürfe zu machen, aber Gemma war unerbittlich und jedes Mal wurde mein schlechtes Gewissen größer. Natürlich hatte ich es probiert meine Welt in Los Angeles mit der von Holmes Chapel zusammenzubringen. Aber das war kläglich gescheitert. Kendall konnte meine Mum nicht ausstehen und Gemma hatte sich von Nick Grimshaw abschleppen lassen und hatte sich danach geweigert irgendeinen weiteren meiner prominenten Kumpels kennenzulernen.

Mir war das eher Recht gewesen. Ich hätte natürlich Nicks Fresse polieren können, aber letztendlich war Gemma erwachsen und ich wollte mich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen. Das Ergebnis war, dass ich immer weniger Zeit für meine Familie hatte. Und ständig unter Strom stand. Vierundzwanzig Stunden an jedem Tag.

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