XVI. Das mit dem Shoot to Thrill

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LONDON

RACHEL- SEPTEMBER 2016

Ich wachte auf, als ein Sonnenstrahl an meiner Nase entlangstrich und mich genau dort kitzelte. Ich öffnete meine Augen einen Spaltbreit und versuchte verschlafen herauszufinden, warum ich mich anders fühlte. Dann kam alles im Bruchteil einer Sekunde zurück.

Louis. Die Taxifahrt. Zayn. Das Krankenhaus. Ich bemerkte demnach auch meine Schulter, die wie es mir schien, mehr schmerzte als noch vor wenigen Stunden. Ich drehte mich zur Seite und musste feststellen, dass Harrys Seite leer war. Stattdessen lag dort nur ein mit wenigen Zeilen beschriebenes Blatt Papier.

Du warst nicht wachzukriegen. Hab einen schönen letzten Tag in London. Wir sehen uns heute Abend. xx -H

Mit einem Stöhnen drehte ich mich wieder auf meine Seite. Morgen ging mein Flieger nach Rom. Eine der Dinge, die ich auch fast vergessen hatte über die Aufregung heute Nacht.

Ich warf einen Blick auf mein Handy und stellte fest, dass es schon halb Zwei Uhr nachmittags war. Ich schwang mich aus dem Bett und bemerkte voller Erleichterung, dass es mir abgesehen von dem dumpfen Schmerz meiner Schulter gut ging. Mir war weder schwindelig, noch hatte ich das Gefühl mich übergeben zu müssen.

Mit einem ungewohnten Hochgefühl bereitete ich tanzend mein Frühstück vor bevor ich mich zum letzten Mal in den Tumult der britischen Hauptstadt warf. Ich wollte noch einige Postkarten schreiben, etwas was ich immer auf den letzten Tag schob. Ellie und Tony würde ich immerhin ein Geschenk mitbringen, für Zoe würde ich sicher auch etwas finden, aber sowohl Bekka als auch meiner Mum würde ich wenigstens eine Postkarte schreiben.

Ich schlenderte durch die Oxford Street und bummelte durch die Läden bis ich irgendwann hungrig wurde. 

Ich hatte gerade die letzte Postkarte beendet als mein Telefon wie wild anfing zu vibrieren.

„Hallo?"

„Rachel? Wie schön deine Stimme zu hören." Harrys Stimme klang leicht verwaschen, was mich zum Stutzen brachte. Ich sah auf die Uhr. Es war sieben Uhr abends.

„Hast du was getrunken?" Ich hörte ein lautes Scheppern, daraufhin Gelächter. Dann war Harry wieder am anderen Ende der Leitung.

„Sorry. Ja... wir haben vor drei Stunden erfahren, dass wir dreimal für American Music Awards nominiert sind." Ich hörte, wie Harry noch etwas sagen wollte, aber offenbar wurde ihm das Telefon aus der Hand gerissen, denn als nächstes vernahm ich Nialls Stimme, der sich immer wieder selbst mit seinem eigenen Gelächter unterbrach.

„Wir haben ein paar Bier aufgemacht. Und..." Niall machte eine theatralische Pause. „Wir gehen zu AC/ DC." Ich runzelte die Stirn. Was...? Dann hatte Harry sein Handy offenbar wiedererobert, denn ich vernahm ein lautes „HEY!", was definitiv von Niall stammte.

„Was Niall eigentlich sagen wollte. Wir holen dich in zehn Minuten ab und dann fahren wir direkt zur O2 Arena, wo AC/ DC heute spielt."

Perplex starrte ich automatisch an mir herunter und ging in Gedanken durch, was ich anziehen konnte, denn mit der ausgeleierten Jeans und dem Rolling Stones T-shirt konnte ich sicher nicht auf ein Konzert gehen. Jedenfalls auf keines, was nicht die Rolling Stones spielten.

„Habt ihr denn Karten?" Ich hörte Harry amüsiert lachen. „Rachel. Wir brauchen keine Karten."

Mit den Worten legte er auf. Und ich spurtete nach oben in der Hoffnung, dass Harry mit den zehn Minuten untertrieben hatte.

Ich kletterte umständlich in den Van und gab mir Mühe auf niemandes Schoß zu fallen, außer auf Harrys vielleicht. Als ich schließlich den Kopf hob, stockte ich überrascht und versuchte nicht allzu verwundert zu wirken. Vor allem bemühte ich mich nicht komplett auszurasten angesichts einer der Personen, die ich seit der ersten Songzeile verehrte.

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