XX. Das mit dem Benefizkonzert in Boston

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LOS ANGELES

RACHEL- OKTOBER 2016

Langsam öffnete ich die Augen. Sie klebten ein wenig zusammen und mit einem Seufzen drehte ich mich einmal in dem riesigen Kingsize Bett um, mit der Hoffnung noch eine weitere Mütze Schlaf abzubekommen. Doch Harry machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem er das ganze Haus mit „You can't always get what you want" beschallte. Mit einem ärgerlichen Grollen zog ich mir die Decke über den Kopf um die Musik ein wenig zu dämpfen. Wie konnte Harry so früh morgens schon so fit sein?

Insbesondere, weil Harry sich eine Menge Whiskey eingeflößt hatte, bis er irgendwann sehr albern wurde. Zu meiner allgemeinen Belustigung hatte er Mick Jagger imitiert und dabei sogar einige Merkmale getroffen. Dennoch war ich nicht überzeugt gewesen, was dazu geführt hatte, dass ich mir mit Harry eine zweistündige Dokumentation über die Rolling Stones ansah, bis ich irgendwann auf der Couch einschlief. Ich erinnerte mich nur dunkel, wie ich irgendwann wie ein schlaftrunkener Zombie in das Bett gewankt war. Harry hatte zu dem Zeitpunkt noch immer voller Interesse sich dem Film gewidmet.

Die allgemeine Beschallung wechselte zu „Shine a light" und ich beschloss, dass es zu spät war um noch einmal einschlafen zu können. Ich nahm mein Handy in die Hand und überprüfte meinen Terminkalender und atmete erleichtert aus, denn ich musste erst um vier Uhr nachmittags zu einer Kostümprobe antanzen und hatte sonst keine Termine über den Tag.

Langsam schlurfte ich in die Dusche und genoss das warme Wasser welches über meinen Körper floss. Ich begann Harrys Haus zu mögen auch wenn es mir immer noch etwas zu kalt und ordentlich war, zusätzlich hatte ich durchgehend Angst etwas zu zerstören, was meine Haftpflichtversicherung nicht decken würde. Es gab sicher Dinge in diesem Haus, welche mehr als drei Millionen wert waren. Ich schüttelte den Kopf und wollte ehrlich gesagt nicht darüber nachdenken. Ich nahm mir Zeit mich fertig zu machen und genoss ein wenig Zeit für mich zu haben, während ich wusste, dass Harry sich irgendwo im Haus beschäftigte, was ich daran merkte, dass er von den Rolling Stones zu The Cure umgestiegen war.

Ich mochte die Tatsache, dass wir gut nebeneinander her leben konnten und uns nicht die ganze Zeit gegenseitig unterhalten mussten, genauso wie die Tatsache, dass wir gut mehrere Tage ohne einander verbringen konnte. Keiner nervte den anderen mit hohen Ansprüchen oder überzogenen Erwartungen. Niemand von uns wollte eine zweite Danielle sein, was mich zum Schmunzeln brachte. Ich hätte nicht gedacht, dass Harry ein Lästermaul sein konnte, wo er eigentlich von jeder Person immer gut redete, aber vielleicht war Danielle auch einfach eine Ausnahme, weil sie so unerträglich war, was ich nach zwei Minuten unserer Begegnung bestätigen konnte. Was Louis wohl in ihr sah? Ohne Zweifel sah sie sehr gut aus, aber ich konnte nie verstehen, wie Äußerliches eine anstrengende Persönlichkeit überwiegen konnte. Andererseits hatte Ellie erwähnt, dass Danielle eher wie eine Kopie von Louis Exfreundin aussah. Vielleicht versuchte er irgendwas zu kompensieren?

Bei dem Gedanken an unser Gespräch bevor Danielle reinplatzte, verzogen sich meine Lippen zu einem kleinen Lächeln. Louis war fast nett gewesen und hatte sogar den Eindruck gemacht als würde er mit mir reden wollen. Obwohl ich immer noch nicht einordnen konnte, was ich von Louis Verhalten, sowie von meinem eigenen Verhalten ihm gegenüber halten sollte, keimte ein wenig Hoffnung in mir auf, dass wir vielleicht doch irgendwo Freunde werden könnten. Wahrscheinlich dachte ich nur so viel über Louis nach, weil ich ihn nicht verstehen konnte, aber wenn wir erstmal Freunde sein würden, würde das wohl schnell nachlassen. Ich beschloss bei unserer nächsten Begegnung ein richtiges Gespräch anzufangen, vielleicht würde das die Wogen glätten, jetzt wo ich nicht mehr das Gefühl hatte er wolle mich in einer dunklen Ecke umlegen.

Ich schlenderte in die Küche, wo ich Harry am Herd vorfand etwas in der Pfanne zubereitend, wobei er leidenschaftlich in ein Telefongespräch verwickelt war. Dabei bewegte er sich zur Musik, die durch das Haus tönte. „Ich habe es verstanden. Niall erstellt die Liste, wir treffen ein paar Kinder davor und danach und alle sind glücklich." Die Person am anderen Ende erwiderte etwas, denn Harry nickte und als er sich umdrehte entdeckte er mich, zwinkerte mir kurz zu und hielt die Pfanne mit gebratenem Speck, soweit ich es erkennen konnte, in die Höhe.

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