XI. Das in dem ich niemals Julia sein werde

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LONDON

RACHEL- AUGUST 2016

„Es sind drei Tage, Ellie. Drei Tage und ich würde ihn am liebsten umbringen. Es ist fast unerträglich." Frustriert schnaufte ich vor mich hin, während ich Ellie von meiner knappen ersten Woche in London erzählte. Eigentlich hatte ich vorgehabt ihr von all den faszinierenden Gebäuden und Museen zu erzählen, doch es war schnell zu einer monologartigen Wutrede über Harrys Bandkollegen und jetzt Mitbewohner geworden.

Es war nicht so, dass Louis wirklich gemein zu mir war. So etwas wie er im Aufzug gesagt hatte, war nicht wieder aus seinem Mund gekommen. Stattdessen gab es kleine spitze Kommentare und ansonsten wurde ich kompromisslos ignoriert. Das war aushaltbar.

Dennoch hatte ich das Gefühl, dass Louis mich in jeder Hinsicht versuchte zu provozieren, in dem er zeigte, wie wenig Rücksicht er auf mich nahm. Er verbreitet im ganzen Haus ein unermessliches Chaos, in dem nichts mehr auffindbar war. Ich hatte drei Stunden damit zugebracht, mein Wochenticket für den Londoner Nahverkehr zu suchen, bis ich es unter den leergegessenen Pizzaschachteln fand, die Louis sich gestern bestellt hatte.

Zusätzlich kam er jede Nacht frühestens um drei Uhr nachts von seinen Sauftouren, Partys, oder was immer er um diese Uhrzeit trieb, zurück. Ich könnte schwören, er war jedes Mal besonders laut, nur um zu zeigen, dass er wieder im Haus war.

Harry schien dies allerdings nicht zu stören. „Mit Louis zusammenzuwohnen, hieß schon immer Chaos, Rachel. Dafür wird es nicht langweilig." Er schien sich wirklich über Louis Anwesenheit zu freuen. Obwohl sie nicht wirklich bewusst Zeit miteinander verbrachten, konnte ich sehen, wie Harry die kleinen Gespräche zwischen Tür und Angel genoss. Dazu verbrachten sie natürlich auch tagsüber Zeit im Studio zusammen.

An einem Abend saßen sie sogar bis um zehn zusammen noch an einer Songidee zusammen, bis Louis sich schließlich aufmachte, sich mit einem „Stan" zu treffen. Harry spielte einfach weiter auf seiner Gitarre, während ich mich neugierig neben ihm niederließ.

„Willst du mir vorspielen, was ihr schon habt?" Harry lächelte leicht und stimmte ohne seine Finger abzusetzen eine schlichte Melodie an. Dann ertönte seine raue Stimme und ich bemerkte eine leichte Gänsehaut, die meinen Körper überzog.

„I do not love you for the way you dress, though you do look so lovely tonight."

Mein Blick ging herunter an meinem zu großen Hard Rock Cafe T-shirt und der langweiligen schwarzen Jeans herunter. Ich muss kurz auflachen, während Harry ein kurzes Grinsen nicht unterdrücken konnte.

„I do not love you for the things you know, though I've always admired your mind."

Harry spielte die gleiche Melodie von vorne, allerdings ohne Gesang, was mir zeigte, dass er offenbar nicht bereit war, mehr mit mir zu teilen. Aber mir kam ein passender Text in den Sinn, so fing ich an zu singen, die Melodie übernehmend, mit großer Mühe, nicht ganz furchtbar zu klingen.

„I do not love you for your sweet green eyes, though I love when they're looking at me."

Harry nickte anerkennend. „Nicht schlecht. Falls das mit der Schauspielerei irgendwann nichts mehr für dich ist..." Ich musste grinsen. „...dann werde ich ganz sicher studieren wollen."

Harry stoppte das Spiel auf der Gitarre.

„Was würdest du studieren wollen?" Ich dachte an die Zeit zurück in der ein Studium die beste Option gewesen war. Was Bekka machte, klang unglaublich interessant, aber mich würde wahrscheinlich die ganze Theorie langweilen.

Ich zögerte kurz. „Journalismus, wahrscheinlich. Rezensionen für den Kulturteil von einer Zeitung würde mir wahrscheinlich gut gefallen."

Ich musterte Harry. „Was würdest du machen, wenn du nicht...du weißt schon... singen und Selbstvermarktung tun würdest."

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