Kapitel 13

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"Versuch es doch mal!", ich konnte Amys Blick genau entnehmen, dass sie mich scheitern sehen wollte.

Dann sollte ich ihr mal das Gegenteil beweisen!

Ich entriss ihr den Bogen und legte zittrig einen Pfeil an, bemüht, ihn von der dünnen Sehne nicht abrutschen zu lassen. Bei ihr hatte das immer so einfach ausgesehen!

Mason hatte uns einen der vielen Trainingsräume, der für seine Soldaten gedacht war, zur Verfügung gestellt. Gape wollte unbedingt, dass ich mit Amy trainierte, die aber schon seit frühem Morgen nur dabei war, mich auszulachen - egal, was ich versuchte.

"Du triffst niemals.", grinste sie spöttisch. Wollen wir doch mal sehen!

Ich kniff leicht die Augen zusammen, als ich auf den kleinen, rot markierten Sandsack zielte, der von der steinigen Decke hing. Gleichmäßig ein und aus atmen ... ich ließ los und der Pfeil flog geschmeidig durch die Luft - verfehlte sein Ziel aber um einiges.

Amy sagte nichts, sie ließ mich im Stillen meine Niederlage bedauern - und dass ich nicht einmal Bogenschießen konnte. Beinahe wünschte ich mir, sie hätte mich ausgelacht.

"Darf ich?", sie lächelte freundlich und nahm ihren Bogen wieder an sich. Am liebsten hätte ich ihn ihr einfach um die Ohren gehauen.

"Ich hoffe du bist wenigstens in der Lage, zu lernen.", zwinkerte sie mir zu und legte professionell einen Pfeil an.

Ich seufzte ... und legte eine Hand um den Griff meines Schwertes. Sie ließ los und der Pfeil surrte perfekt auf sein Ziel zu - doch ich zerschnitt ihn mitten in der Luft mit dem Schwert.

"Was sollte das!?", fuhr Amy mich an. Ich zuckte mit den Achseln. "Ich hatte gehofft, du würdest dabei etwas lernen."

Sie lächelte finster, legte den nächsten Pfeil an ... und zielte auf mich. "Oh das habe ich."

Ich schluckte und hielt mein Schwert bereit vor mich. Mir war klar, dass sie das ernst meinte. Zeit, zu beweisen, dass ich ihr standhalten würde - egal, was kommt.

Doch sie sah mich nur gelassen an, und legte gleich drei weitere Pfeile an. "Zeig was du draufhast, Engelchen." , und dann ließ sie los.

Ich reagierte sofort, drehte ich zur Seite und ließ mein Schwert diesmal von unten nach oben sausen, wobei ich alle drei erwischte. Die sechs Hälften der Pfeile landeten durcheinander klappernd auf dem Boden, während ich erleichtert ausatmete.

Mit bedauerndem Schmollen legte sie ihren Kopf schräg. "Wie langweilig ..."

Ich hatte fürs erste genug von ihr, legte das Kampfschwert, das meinem Katana ziemlich ähnlich sah, zurück zu den anderen und verließ in großen Schritten den Trainingsraum. So sehr ich mich auch anstrengte, mich zu beweisen versuchte und hoffte - Amy raubte mir dabei immer den allerletzten Nerv.

Auf dem Weg zur inneren Halle begegnete ich vielen Soldaten, die mir wieder diese merkwürdigen Blicke zuwarfen. Sie alle betrachteten Amy und mich als 'die große Rettung' ihrer Welt. Immerzu sahen sie uns an, als erwarteten sie eine epische Rede, die ihnen beweisen sollte, zu was wir alles in der Lage wären, wenn wir nur fest genug daran glaubten! - oder sowas in der Art.

Gape, Sukey, Scenic, Ayk und Camey warteten bereits auf mich.

"Wo ist Amy? Wir müssen los!"

Gerade wollte ich sagen, dass sie noch im Trainingsraum war, als ihre Stimme hinter mir ertönte: "Hier. Wo gehts denn hin?"

Wann war sie mir gefolgt??

Gapes Miene verdüsterte sich. "Nochmal in mein Büro."

Kurz spiete sich vor meinen Augen ab, was ich dort als letztes erlebt hatte. "Wieso??"

Hunters of Hell - Jäger der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt