Sukey stieß ihn zurück, "Soll ich mich jetzt dafür entschuldigen, dass die Rebellen uns entführt haben oder was!?"

Scenic lief rot an vor Wut, doch ehe er was erwidern konnte, ging Camey dazwischen. "Jungs!! Gott, ich vermisse die Zeit, als ihr beide noch friedlich Arm in Arm eingeschlafen seit!!" , rief sie.

Sämtlicher Ärger wich aus Sukeys Gesichtszügen, als er Camey erblickte. "Camey ..." , hauchte er, und sie fiel ihm um den Hals. "Es ist alles Ok. Mir gehts gut." , beruhigte sie ihn.

Sukey umarmte sie lange, dann fixierte er sie und deutete sofort auf ihre Bisswunde. "Wer war das?"

Sie zögerte, und Ayk trat hinter sie. "Er ist vollkommen harmlos, da sie keine Wolfsgene in sich trägt." erklärte er gelassen.

Mit einem einzigen Ausdruck der aufkommenden Wut funkelte Sukey ihn an. "Du wiederlicher -", doch Camey hielt ihn fest, ehe er auf Ayk losgehen konnte, der einfach dastand und Sukey ruhig ansah.

"Er gehört nun zu uns!", erklärte Camey deutlich.

"Er ist ein Archer !", protestierte Sukey.

"Hier zählt im Moment nicht, was du bist! Sondern, auf welcher Seite du kämpfst.", entgegnete Camey und betonte jedes Wort, "Und er ist auf unserer."

Sukey entspannte sich merklich und nickte langsam, da ließ Camey von ihm ab. "Gehen wir zu Gape. Er wartet oben."

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Es sah so aus, als würde gar kein Licht in die Festung dringen, die in dem Berg errichtet worden war.

Eigentlich eine ziemlich kluge Idee.

Das einzige Mittel, das ihnen das Licht spendete, das sie benötigten, kam von den tausenden Fackeln überall.

"Wie bleibt euch da die Luft, bei so vielen Fackeln?", fragte ich an Mason gewandt. Er war groß, breit und dunkelhäutig, die Haare in einer schwarzen Mütze versteckt.

"Das ist kein richtiges Feuer. Es brennt mit Magie, deshalb wärmt es auch nicht richtig." , seine Stimme war tief und passte zu dem ernsten Gesicht. Aber dennoch reagierte er stehts offen und freundlich auf unsere Fragen.

Gape saß mit den anderen an einem Feuer, in eine dicke Decke gehüllt, und ich gesellte mich zu ihm.

"Werden wir eine Weile hierbleiben?", wolle ich wissen.

"Ich denke schon ...", antwortete Gape. "Du und Amy, ihr müsst lernen, die gewaltige Kraft, die euch nun verbindet, zu kontrollieren."

"Und wie das?"

"Ihr müsst euch kennenlernen. Euch vertrauen, eine Einheit werden."

Amy ließ seufzend ihren Kopf hängen, "Das klingt furchtbar."

"Ein Engel und ein Dämon sollen eine Einheit werden??" , zweifelnd sah Ayk zwischen mir und Amy hin und her.

"Ich werde euch dabei helfen. Nichts ist unmöglich!", versprach Gape und Scenic seufzte. "Ja, nichts ... bis auf das."

"Und du wirst lernen, deine Magie zu kontrollieren.", fügte Gape an mich gewandt hinzu.

Da fiel mir ein, was ich ihn schon die ganze Zeit fragen wollte: "Bist du ein Magier?"

"Nein.", antwortete er sofort, als hätte er diese Frage vorausgesehen.

"Nein??", überrascht starrte ich ihn an.

"Wieso denn so überrascht? Du solltest dein Gesicht mal sehen!", lachte er amüsiert, "Als hätte man dir das falsche Essen serviert!"

"Das ist nicht witzig.", erwiederte ich verwirrt, "Du hast Magie benutzt! Wie soll das gehen?"

Sukey hatte das auch gekonnt, doch er war ein Wesen, ein Skill. Wenn Gape kein Magier war - war er ein Mensch.

"Natürlich habe ich das! Aber man muss weder Magier noch Hexer sein, um Magie anzuwenden." ,verteidigte er sich und blickte auf seine Hand hinab, an der er einen Ring mit versiberter Münze und roten Verzierungen trug, von dem genau die Hälfte fehlte. Ich bezweifelte, dass er so gehörte - doch bevor ich danach fragen konnte, sprach er weiter. "Wenn du kein Magier bist, oder ein höheres Wesen mit dieser Gabe, muss man sie studieren um sie als Mensch zu beherrschen. Dieses Studium ist sehr hart und dauert Jahre ... ", ich unterbrach ihn. "Was ist dann an mir oder den Magiern so besonders, wenn jeder Magie beherrschen kann?"

Gape lachte rau. "Nur wenige Menschen haben die Zeit, oder die Geduld, sie zu erlernen. Fast zwei Jahre deines Lebens, um ein winziges Flämmchen zu erzeugen, was ein Magier schon als Säugling mit links schafft ... ! Magie ist und bleibt eine Gabe. Für jene, die sie nicht beherrschen, nur verschwendete Zeit."

"Und du? Warum hast du sie studiert?", schaltete sich Amy ein.

"Um stark genug zu sein, wenn ich Alec gegenübertrete. Ich habe noch eine Rechnung mit ihm offen." Vor Gapes Augen musste sich eine bittere Erinnerung abspielen, denn in ihnen spiegelte sich Entsetzen und Trauer zugleich, während er in die Flammen starrte.

Nach langem Schweigen begann er, zu erzählen. "Wir waren eine arme Familie ... ", die Schatten der Flammen tanzten über Gapes Gesicht, während er erzählte, "Schon als kleiner Junge war ich gezwungen zu stehlen, um meine Familie zu ernähren. Ich war ein guter Dieb. Ziemlich gerissen auf jeden Fall ... .Mit der Zeit wurden die Verbrechen größer, und das Risiko höher. Doch ich kannte es nicht anders. Eines Tages hörte ich von einem Trupp Soldaten, die unter Zeths Namen ein paar Schätze eskortierten. Ein paar Freunde und ich überfielen sie mit Leichtigkeit. Neben dem Gold und dem Silber fand ich dies.", er zeigte uns seinen Ring. "Ich hielt es für ein passendes Andenken, doch hätte ich damals schon die Folgen gekannt ... ich ahnte nicht, wie wichtig er ist. Als ich wieder daheim eintraf, war meine ganze Familie tot. Die Art und Weise, wie sie zugerichtet waren - das war Alecs Handschrift. Er tötete sie alle, weil ich diesen Ring an mich genommen hatte. Ich war schuld an ihrem Tod. Ich schwor, sie zu rächen, und studierte von da an die Magie. Noch immer weiß ich nicht, was es mit diesem... Teil eines Ringes auf sich hat ... "

"Das tut mir leid, mit deiner Familie ... ", flüsterte ich.

Gape seufzte traurig. "Ich wünschte, ich könnte sie nur noch ein einziges Mal sehen ... . "

"Weshalb benutzt du nicht den Erinnerungszauber?", wollte Sukey wissen.

"Darüber denke ich öfter nach, als du glaubst.", lächelte er schwach. "Doch bei einer Erinnerung von Menschen oder Orten, die nicht mehr sind, ist es viel zu riskant. Es kann passieren, dass man in einer Erinnerung gefangen bleibt, oder nicht mehr mit der Vergangenheit abschließen kann - was einen in den Wahnsinn treibt."

Ich schluckte schwer und erhob mich. Alec war eben nicht gerade mein Lieblingsthema, und ich hatte schon wieder so viel zu verarbeiten.

"Ich werde mal etwas ... vertret mir die ... nach dort hinten gehen.", murmelte ich und torkelte davon.

Als ich um die nächste Ecke ging, lehnte ich mich gegen die kühle Felsenwand. Alec hatte Gapes ganze Familie ermordet, wegen eines Rings. >Bestimmt der, den Sauron hat schmieden lassen<.... ich verdrehte die Augen. Der Münze fehlte doch eine Hälfte ...

Da kam mir ein Licht auf. Natürlich! Sie brauchten diesen Ring, weil sie die andere Hälfte dazu hatten.

Ich griff in meine Tasche, in die ich an dem Abend als ich das Haus verließ und zu dem Club ging das letzte Mal hineingeschaut hatte. Dort kramte ich zwischen dem Lippenstift, dem Spiegel und meinem Puder eine Packung Zigaretten heraus und steckte mir eine im den Mund. Das Feuerzeug dazu lag in der Packung bei. Nachdem ich sie angezündet hatte und meinen ersten Zug nahm, verstaute ich sie wieder in der Tasche und schloss die Augen.

"Juna.", ich riss die Augen wieder auf. Amy stand vor mir, mit verschränkten Armen und ernstem Blick. "Ich bin ein Dämon."

Ach, tatsächlich? Verwirrt starrte ich sie an. Was wollte sie mir damit nun sagen? Als ich den Mund öffnete, fuhr sie fort. "Ich verderbe die Menschen in meinem Umfeld, töte andere Lebewesen, wie unschuldig sie auch sind, habe wenn es darauf ankommt wirklich kein Herz und es macht mir Spaß. Aber lass mich dir einen Rat geben: Rauchen ist wirklich dumm."

Damit verschwand sie auch wieder. Kurz starrte ich noch meine Zigarette an, bevor ich die an der Wand ausdrückte und die Schachtel gleich mit ins Feuer warf. "Danke.", antwortete ich, obwohl sie bereits weit weg war.

Hunters of Hell - Jäger der SchattenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon