KAPITEL 20

944 43 14
                                    

( Sicht Yvonne ) 

Schlagartig erstarrte ich. Diese Stimme. Bitte lass es nicht ihn sein! "Samu!", rief Charlie und sprang vom Bett herunter. Ich drehte mich nicht um aber ich konnte spüren, wie er auf DIESEN Mann zustürzte und ihm in die Arme fiel. Keinen einzigen Millimeter bewegte ich mich. Ich hielt einfach nur Klaras Hand fest umschlungen. "Na, Charlie! Wie geht es deiner Schwester?", konnte ich Samu hören. Ich verdrehte meine Augen. Wie sollte es ihr schon gehen? "Sie schläft ganz tief.", antwortete Charlie aber ohne dabei traurig zu klingen. "Mama, sieh mal Samu ist da!", wies mich Charlie auf ihn hin. Aber ich drehte mich nicht um. Ich konnte nicht in seine Augen sehen. Denn sonst könnte ich schwach werden und das wollte ich nicht. 

Ich bemerkte, wie sich die Matratze neben mir etwas senkte. Samus starke Hand legte sich um Klaras und meine. Sofort schoss eine gewisse Wärme durch meinen Körper. Wohltuende Wärme. "Hallo Satu!", raunte Samu zur Begrüßung. "Hey!", piepste ich. Charlie kletterte von der anderen Seite des Bettes hinauf und starrte uns beide an. Mir entging das nicht. Blitzartig löste ich den Handgriff und wich etwas weiter zurück von ihm. "Warum bist du hier Samu?", wollte mein Sohn wissen. "Ich wollte mal schauen wie es euch geht. Dir, deiner Schwester und deiner Mama!", antwortete er gemach und berührte meinen Oberarm mit seinen Fingerspitzen. Automatisch stellten sich an dieser Stelle die kleinen Haare auf. "Aha!", sagte Charlie. Von seinem Aha, fühlte ich mich ein bisschen ertappt. Hatte Charlie etwa bemerkt, dass Samu immer die Nähe zu mir suchte? Ach so ein Quatsch, er ist doch erst 3 Jahre alt.

"Ich muss mal!", gab mein Sohn von sich und wippte plötzlich bibbernd auf und ab.  Ich sah in die Augen des Kleinen: "Dann geh schnell. Da drüben ist das Bad. Rufe, wenn du Hilfe brauchst ja?" Er nickte schnell und lief, so schnell ihn seine Füße trugen, zum Bad. 

"Endlich sind wir allein!", flüsterte Samu. Ich konnte seinen Atem nahe an meinem Ohr spüren. "Nicht!", blockte ich ab, stand auf und lief zum Fenster. Ich starrte auf die voll befahrenen Straßen von Berlin. Wer weiß was passieren würde, wenn ich jetzt meinem Innersten nachgeben würde? Doch Samu ließ nicht locker. Er trat an meinem Rücken und legte seine Arme um meinen Bauch. Ich wollte mich daraus sogleich wieder befreien. Doch sein Griff war so stark und fest, dass ich nicht konnte. Als ob das nicht genug wäre, stützte er sein Kinn auf meinen Schultern ab. "Samu wieso tust du das nur? Du bist doch wegen ihr hier oder?", fragte ich aber in einer so leisen Tonfrequenz, dass man mich kaum hörte.  "Tatsächlich wollte ich Klara eigentlich besuchen. Ich habe sie schließlich seit Tagen nicht gesehen. Ich konnte es kaum erwarten mein Kind zu begrüßen. Dann sah ich durch das Zimmer und habe dich mit Charlie erblickt. Du hast es ihm also erzählt?", entgegnete er mir mit einer Seelenruhe in der Stimme. Ruckartig drehte ich mich mit dem Gesicht zu Samu und sah ihm, zum ersten Mal seit er dieses Zimmer betrat, in seine Augen. Ich verspürte plötzlich das Bedürfnis ihn an der Wange zu berühren, denn meine Hand zuckte. Doch ich tat es nicht. "Ich habe es ihm erzählt. Ich wollte es ihm nicht sagen, da ich Angst hatte wie er es verarbeiten würde. Doch Anna hat mir gut zugeredet. Charlie hat es überraschend gut hin genommen.", sagte ich zu ihm.  "Das ist schön zu hören!", lächelte er und wollte nach meinem Kopf greifen, doch ich machte ein paar Schritte rückwärts. "Du hast mir die andere Frage noch nicht beantwortet, Samu! Warum hast du DAS gerade gemacht? Warum sucht du so sehr die Nähe zu mir?", fragte ich ein weiteres Mal mit etwas Unsicherheit. Samu trat an mich heran und zog sein Lächeln weiter auf: "Du weißt, was ich letztes Mal getan habe Satu. Und ich bereue es nicht diesen Schritt gewagt zu haben. Du hast diesen Kuss erwidert und ich war sofort in einer anderen Welt. Und jetzt gerade spüre ich es wieder. Diese magische Verbindung zwischen dir und mir. Und dir geht es genauso. Gebe es doch endlich zu!"

Wie gerne würde ich seiner Bitte jetzt Folge leisten. Ja du finnischer Idiot! Ich spüre es auch, dachte ich bei mir. Ich senkte meinen Kopf und sah beschämt zu Boden. Meine weich gewordenen Arme verschränkte ich vor meiner Brust. Er griff an mein Kinn und hob es wieder an. Schon wieder, waren unsere Lippen nur wenige Zentimeter vom nächsten Kuss entfernt. Unwillkürlich, pochte mein Herz ganz stark gegen meinen Brustkorb und mein Magen zog sich verdächtig stark zusammen. Er schien es bemerkt zu haben. "Warum wehrst du dich dann dagegen, Yvonne?", hauchte Samu mit seinem heißen Atem an meine Lippen. Er legte seine Finger an beide Wangen meines Gesichtes und zog mich näher und näher zu sich heran. "Samu... Ich...!", stotterte ich. Aber Samu brach nicht ab. Kurz bevor sich unsere Lippen trafen, sprang eine Tür auf und es erklang eine helle Kinderstimme: "Ich bin fertig!" 











Sie soll leben // Samu Haber & Yvonne Catterfeld FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt