KAPITEL 8

986 40 5
                                    

( Sicht Klara ) 

15.05.2000

Lieber Samu,                                                                        

Es gibt keine Worte dafür, wie Leid es mir tut, dich verlassen zu haben. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo ich anfangen soll. Du fehlst mir wahnsinnig. Ich habe wirklich lange überlegt, ob ich es dir erzählen soll oder nicht. Jedoch musst du es erfahren. Denn du hast ein Recht dazu. Warum ich Finnland und damit auch dich verlassen habe, hatte einen bestimmten Grund. Während du damit beschäftigt warst Demos an verschiedene Plattenfirmen zu schicken, bemerkte ich das sich mein Körper veränderte. Nach einem Arztbesuch war die Sache glasklar. Ich war schwanger, erwartete somit ein Kind von dir. Im ersten Moment war es ein Riesenschock für mich. Ich wusste nicht so richtig, ob wir das schaffen so jung Eltern zu werden. Schon die ersten Fragen überschlugen sich damals wild in meinem Kopf. Wie soll das nur funktionieren? Sind wir einem Kind überhaupt gewachsen? Waren wir bereit dazu? Ich wusste ganz genau, dass dir deine Musik damals alles bedeutete und du schon viele Niederlagen, hast einstecken müssen. Ich wollte es dir sagen. Doch ich nahm an, dass du für mich und das Baby, deinen Traum einmal ganz groß heraus zu kommen, nie aufgeben würdest. Ich hatte damit zu große Angst vor deiner Reaktion. Du wolltest dein Leben in vollen Zügen genießen ohne Zwang. Ein Kind hätte nun überhaupt nicht in deine Pläne gepasst. 

Obwohl ich dich über alles liebte und es immer noch tue, fasste ich den schweren Entschluss und kehrte nach Deutschland zurück. Jetzt ist es genau 4 Tage her, dass Sie das Licht der Welt erblickte. Ja Samu, du hast richtig gelesen. Sie! Ich habe ihr den Namen Klara gegeben. Es bedeutet so viel wie strahlende Schönheit. Und sie ist wunderschön. Als sie zum ersten Mal ihre Augen aufschlug, sah ich in stechend grüne Augen. Die hat sie von meinem Vater. Doch schon nach 4 Tagen mit ihr merke ich, dass sie einmal genauso wie du sein wird. Sie wirkt stark. Klara ist ein wundervolles Baby. Ich könnte mich ohrfeigen dafür, dass ich dir solch eine Naricht per Brief schreibe, jedoch kann ich so meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ja Samu, du bist Vater einer Tochter! Von Klara! Es tut mir wahnsinnig Leid, dass du es so erfahren musst. Ich hoffe, dass Klara, wenn sie einmal groß ist, genauso wird wie du. Denn du bist einfach großartig Samu. Ich hoffe so sehr, dass du Klara irgendwann einmal kennen lernen wirst. 

Ich scheue mich nicht dir noch einmal deutlich zu machen, was ich für einen Fehler begannen habe. Dich sang und klanglos zu verlassen, mit einem Kind in meinem Bauch, war das Dümmste was ich in meinem bisherigen Leben getan habe. Bitte verzeihe mir das. Denn ich vermisse dich so sehr und wünschte, dass ich wieder in deinen Armen liegen könnte.

Bis dahin, Dein Märchen                                                                                                                                                      Yvonne


Wie erstarrt, saß ich da. Den Blick ins Leere gerichtet. Ich konnte gar nicht fassen, was Marie gerade eben gelesen hatte. Langsam realisierte ich, was Sache war. Jedoch wollte ich es nicht wahrhaben. "Das glaube ich nicht! Das ist nicht wahr. Mama lügt. Samu ist nicht mein Vater. Der Brief ist falsch!", begann ich wie wild meinen Kopf zu schütteln und musste meine Tränen unterdrücken. Sofort spürte ich, wie mich Marie wieder in den Arm nahm: "Ach Süße, so schwer es mir fällt, das zu sagen aber du hast eindeutig die Handschrift deiner Mutter identifiziert. Und der Brief ist genau 4 Tage nach deiner Geburt geschrieben wurden. Du bist am 11. Mai 2000 geboren worden. Es ist wahr! Samu Haber ist offensichtlich dein Vater. Das ist schlimm, aber du bist die Tochter des Frontmannes von Sunrise Avenue. Und das macht es schon wieder, auf eine Weise schön!" Ich schreckte hoch und sah sie entgeistert an. Ich konnte gerade nicht glauben, was meine beste Freundin ausgesprochen hatte. "Schön? Marie du hast sie doch nicht mehr alle! Mama hatte mir mein ganzes Leben lang verschwiegen, dass ich einen verdammten finnischen Vater habe. Und zum allem Überfluss weiß er noch nicht einmal, dass ich seine Tochter bin. Sie hat den Brief  niemals abgesendet, weil sie zu feige war. Und Papa, Oliver... Wer auch immer. Er war nie mein Vater gewesen!", rasselte ich herunter. Dicke Tränen rannen nun in Strömen über meine Wangen. "Klara so war das doch nicht gemeint. Doch als deine beste Freundin muss ich dir klar machen, dass du die Tochter von ihm bist!", tröstete sie mich und zog mich ganz fest in ihre Arme. Meine Tränen aus Verwirrung und Enttäuschung, wandelten sich schnell in Wut um. Energisch stand ich auf, schnappte mir meine Tasche und stiefelte gen Schultor. "Wo willst du hin?", schrie mir Marie hinterher.  Ich blieb nicht stehen, lief weiter. "Wohin wohl? Zum Studio. Ich will wissen, warum meine Mutter mich all die Jahre belogen hat. Meine Mutter hat mir meinen wahren Vater verschwiegen und mich in den Glauben gelassen, ein andere wäre es. Sie soll wissen, dass ich so wütend bin, dass ich ihr an die Kehle springen könnte!", rief ich zurück. Als ich bereits am Tor ankam, zog mich Marie am Arm zurück. "Du kannst jetzt nicht gehen! Die Pause ist vorbei und wir haben noch zwei Stunden!", versuchte sie mich davon ab zu bringen. Ich verdrehte wütend die Augen und befreite mich aus ihrem Griff: "Darauf pfeife ich, Marie!" "Nein, du gehst nicht. Klara so wütend wie du bist, wirst du bei deiner Mutter nichts erreichen! Außerdem kassierst du nur einen Termin beim Schulleiter oder sogar einen Tadel! Willst du das etwa riskieren? Komm, wir haben Unterricht!", sagte Marie in einem strengen Ton und stemmte ihre Hände in die Hüften. Ich schloss meine Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Schließlich nickte ich. "Okay, du hast ja Recht.", gab ich kleinlaut von mir. Mitfühlend nahm mich Marie noch einmal in den Arm und drückte mich ganz fest. "Ich bin für dich da! Ich komme dann mit zum Studio!", flüsterte sie mir zu. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, gingen wir zurück ins Schulhaus.

In den letzten zwei Stunden Unterricht, konnte ich mich auf keinster Weise konzentrieren! Zum Glück hatten wir gerade Geschichte und schauten uns irgendeinen historischen Dokumentarfilm an. Meine Gedanken kreisten ständig um den Brief, um meine Mutter und meinem wahren Vater Samu Haber. Schlag auf Schlag wurde mir bewusst, warum Mama sich die ganze Zeit so komisch verhielt. Hatte sie etwa eine Vorahnung? Wollte sie es etwa erzählen? Nein, das glaube ich nicht! Ich will es nicht glauben! 

Nachdem endlich die erlösende Schulklingel ertönte, packte ich in Windeseile meine Sachen zusammen und stürmte aus dem Klassenzimmer. "Klara nicht so schnell! Ich komme!", rief mir Marie hinterher. Sie rannte mir entgegen und nickte mir zu. Gemeinsam stiegen wir in den Bus, der in Richtung Studio fuhr. Stillschweigend sah ich aus dem Fenster. Wie würde wohl meine Mutter reagieren? Ich wusste Bescheid! Ich kannte die Wahrheit und war gespannt auf ihre Erklärung.        






Sie soll leben // Samu Haber & Yvonne Catterfeld FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt