Mein Blick schweifte durch den Raum, doch viel erkennen konnte ich aufgrund des mangelnden Lichts nicht, also wandte ich mich an die drei Skills. "Ziehen wir den Plan jetzt nur zu fünft durch? Dann gehen wir definitiv drauf."

"Erstens" , Sukey lächelte, "gibt es gar keinen Plan. Und zweitens, ist der Rest - unsere Verstärkung, nebenbei gesagt - , schon oben und sendet uns ein Zeichen, sobald die Luft rein ist."

"Ein Zeichen?" , wollte ich wissen und lehnte mich gegen die kalte Wand.

"Falls du es noch nicht bemerkt hast, funktioniert die ganze Welt mit Zeichen oder Symbolen, wie Flaggen, Brandzeichen, Muttermale, Narben ... sie bestimmen einfach wer du bist oder woher du kommst - oder beides. Bei uns Wesen funktioniert das genauso. Da Skills ja unter anderem Meister der Tarnung sind, sind wir in der Lage uns Zeichen zu schicken. Sie sehen ungefähr -"

In diesem Moment begann sich in die Wand, an der ich lehnte, langsam ein Zeichen einzubrennen.

" ... so aus.", beendete Sukey seinen Satz und sprang zur Tür, um sie zu öffnen.

Ich sah noch voll Begeisterung zu, wie das Symbol wieder verschwand.

Und wie bitte soll so etwas möglich sein, ohne Magie?

Mondlicht srahlte in den Raum, gemeinsam mit einem frischen Luftzug, den ich ganz in mich aufnahm. Und als ich dann stumm hinter Sukey die Treppe nach draußen folgte, erblickte ich wieder den riesigen, sternenbesetzten Nachthimmel, den ich während meinem kurzen Aufenthalt im Hauptquartier der Skills so sehnlichst vermisst hatte.

Es fühlte sich an, als wäre ich in einer anderen Welt gewesen, weit weg vom Himmel und den Sternen - dabei war ich die ganze Zeit in derselben Stadt gewesen.

"Na los, Juna!", drängte Camey ungeduldig.

Da bemerkte ich, dass ich wohl mal wieder etwas langsam vorausgegangen war, und alle hinter mir aufgehalten hatte.

"Tut mir leid...", murmelte ich und schloss hastig wieder zu Sukey auf.

"Wie kann man von hier oben ein Zeichen in einen unterirdischen Raum versenden, wenn nicht mithilfe von Magie?", stellte ich Sukey zur Rede, da mir dass einfach keine Ruhe lassen wollte. Magie war einfach noch immer ein Rätsel für mich.

"Das war nur eine Grundlage von Magie. Ein ganz kleiner Teil davon - und trotzdem wahnsinnig schwer zu erlernen. Dein Symbol taucht jedes mal auf wenn du deine Kräfte benutzt, ohne dass du dich dafür anstrengen musst."

Ich starrte meine Handfläche an. Das stimmte.

"Aber wenn man Magie beherrscht, was ist man dann in der Lage zu kontrollieren?"

Er sah mich an. "Deine Umgebung, - und am aller wichtigsten, - dich selbst."

Während ich mich schweigend mit seiner Antwort beschäftigte, überquerten wir mehrere Straßen der Innenstadt.

Viele, die uns auf den Wegen begegneten, zogen lange Gesichter oder dumme Grimassen wegen unseres Auftretens. Nicht wegen den Waffen, die hatten sie unter Mänteln versteckt, sondern der Klamotten und den Haaren.

Sie sahen uns an und erblickten nur Menschen, die sich durch ihr Aussehen von der Gesellschaft abhoben - und das war Grund genug, uns so abfällig anzuschauen?

Niemand sah die schönen, geheimnisvollen Wesen, welche die Menschen vor den Schatten beschützte. Sie kämpften. Sie hatten nie etwas anderes getan als das.

Dann entfernten wir uns von den überfüllten Straßen, bogen in eine Seitengasse ein und folgten der eine Weile, schlängelten uns durch verschiedene Gassen, und als wir ein letztes mal um die Ecke bogen, blieb Camey vor einer langen, breiten Gasse stehen, die mit einer Mauer endete. Sie war von zwei stämmigen Hausmauern umgeben und der gepflasterte Boden glänzte noch nass vom Regen.

"Wir stehen mitten im Mondlicht, die sehen uns sofort!", zischte Scenic und versuchte Camey, die vorausgegangen war, von dort wegzuziehen.

"Sind wir den schon auf ihrem Gebiet?", wollte ich wissen.

"Ab hier schon.", antwortete Camey ohne ihr Gesicht von Scenic zu wenden. "Scenic. Die hätten uns so oder so bemerkt. Auf so etwas warten sie nur."

Scenic sah sie ein paar Sekunden an, bevor er die Augen ein Stück zsammenkniff und dann mit seinem Blick die Gegend absuchte. "Du hast einen Plan." , stellte er fest.

Camey zog scharf die Luft ein. "Nicht direkt ..."

"Lady's?"

Wir rissen die Köpfe nach oben. Auf einer der hohen Mauern zu unserer linken Seite stand jemand, dessen Gestalt nur ein schwarzer Umriss im Mond war, bis er absprang und geschmeidig vor uns landete.

"Ayk", Scenic funkelte ihn an, unausgesprochener Hass in seinen Augen.

Ayk war groß, muskulös, mit kurzem Kastanienbraunem Haar, goldbraunen Wolfspupillen und einem strahlend weißen Grinsen, bei dem die spitzen Eckzähne hervorblitzten.

Ich entschied mich einfach mal, alle Werwolfslegenden für 'Zutreffend' zu erklären.

Gleich wurde auch klar, warum sie von den Skills 'Lederheinies' genannt wurden. Er trug ene schwarze Lederjacke, geschnürte Lederstiefel, Lederhandschuhe und einen Nietenbesetzten Ledergürtel.

Auf dem Rücken sah ich eine Tasche voll Pfeilen, wobei die Armbrust lässig an dem Gütel um seiner Hüfte baumelte.

"Was habt ihr Streuner auf unserem Revier zu suchen?" , gefährlich knurrend machte er einen Schritt auf Camey zu.

Sukey sah sich um und gab uns stumm zu verstehen, dass er noch keinen anderen Archer entdecken konnte, worauf er Ayk zufrieden anlächelte. "Ich finde nicht, dass du uns unter diesen Umständen drohen solltest." , sagte er dann.

Ayk hob in dem Moment die Augenbrauen, als eine Herde von Wölfen von Mauern und Dächern sprang und sich knurrend vor uns aufbaute.

Hinter mir vernahm ich das sich nähernde Geräusch von Motorrädern und fuhr herum.

Schnell zählte ich die zehn Archer, ebenfalls alle in Lederjacken und mit Armbrüsten bewaffnet, die nun ihre Helme ablegten und von den Motorrädern stiegen, die einen großen Teil der Gasse hinter uns versperrten.

"Wie war das bitte?", fragte Ayk Sukey mit fiesem grinsen im Gesicht.

Einer der Werwölfe hatte sich so vor uns aufgebaut, dass das Mondlich meinem Sichtfeld entschwand und ich Ayks Gesicht nun besser sehen konnte. Er war jung - ungefähr so alt wie Camey. Die Gesichtzüge hatten etwas stolzes, aber unerfahrenes.

Er ließ von Camey ab und stellte sich nun vor Sukey. "Hast du etwas gesagt, Streuner?"

Mir kam wieder in den Sinn, was Camey mir am Nachmittag noch gesagt hatte. Die Archer hielten sich für etwas besseres, da sich Skills hauptsächlich durch Stehlen ernähren mussten und auf den Straßen herumtrieben. Deshalb nannten sie diese ständig 'Streuner'.

Ayk musterte Sukey amüsiert.

"Was ist so witzig!?", raunte Scenic.

"Ach!", Ayk machte eine abfällige Handbewegung, "Ich mache mir nur gerade Gedanken darüber, ob ich euch gefangen nehme, gleich töte, oder laufen lasse."

Ich zog ungläubig die Augenbrauen hoch, Camey atmete überrascht auf und Ayk lachte. "Das Letzte war natürlich ein Scherz."

Wütend starrte ich ihn an. "Für wen hälst du dich eigentlich?! Ihren Boss?"

"Nein ...", er schüttelte hastig, aber noch imme grinsend den Kopf, "Ich bin sein Sohn."

Hunters of Hell - Jäger der SchattenWhere stories live. Discover now