Kapitel 13

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"Lass uns erstmal zu Emily gehen, dann erklären wir dir alles.", sagte Sam, da Paul anscheinend kein Wort rausbekam. Warum eigentlich nicht? Immerhin war ich diejenige, die gerade in so einer komischen Situation war. Okay, er war ein Wolf, das war auch ziemlich verrückt. Ich hoffte jetzt einfach, dass er mir jetzt die Wahrheit sagte. Mein Versuch aufzustehen, ging kläglich schief. Ich kippte zur Seite und wäre fast auf den Boden geknallt, aber Paul hielt mich am Arm fest und zog mich in seine Arme. Mein Gleichgewichtssinn war dahin, aber ich wusste trotzdem, dass er mir etwas zu sagen hat. Auch sein fürsorglicher Blick änderte nichts an meiner Meinung, also stieß ich ihn zurück und lief an ihn und den Anderen vorbei zu Emily. Ich schritt selbstsicher voran bis ich Jake prusten hörte. Wütend fragte ich ihn: "Was lachst du so blöd?". Jake lachte noch lauter bis er in eine Richtung zeigte und sagte: "Dort geht's zu Emily.". "Das wusste ich.", sagte ich zornig und ging in die Richtung, die Jake mir gezeigt hatte. "Also süß ist sie ja.", hörte ich Jake noch zu Paul sagen und musste schmunzeln, als Paul sagte, dass er das schon seit dem ersten Moment an wusste.

Bei Emily setzten wir uns auf die Couch und Emily servierte uns Knabberzeugs, Obst und Getränke. Alle aus der La Push-Gang waren da, was mich wunderte. Paul saß neben mir und wollte mein Hand nehmen, aber ich zog sie weg und rückte ein Stück weg, aber sofort bereute ich mein Verhalten. Ich rückte also wieder näher an ihn ran und lehnte mich an seine Schulter. In seiner Nähe spürte ich Schutz und irgendwie brauchte ich den Schutz jetzt auch.
Sam räusperte sich und als er die Aufmerksamkeit aller geweckt hatte, erzählte er, was mir solange verschwiegen blieb.

"Die Quileute waren schon immer von einer gewissen Magie umgeben. Diese machte sich der Geisterkrieger Kaheleha zunutze, als andere Stämme es auf das Land der Quileute abgesehen hatten und sie fliehen mussten. Sie wollten die Bucht, in der sie gelebt, gefischt und gejagt hatten, als Geister zurückerobern. Dazu verließen sie ihre Körper und kehrten in die Bucht zurück. Sie hatten die Macht, sich den Wind zunutze zu machen, und die Tiere sahen sie und hörten auf sie. Mit ihrer Hilfe trieben sie die Eindringlinge in die Flucht, die benachbarten Hoh und Makah schlossen Frieden mit ihnen, sie fürchteten sich vor der Magie der Quileute. Lange Zeit später regierte der letzte große, friedliebende Geisterhäuptling Taha Aki. Alle Quileute waren mit ihm zufrieden, nur Utlapa nicht. Er war ein mächtiger aber gieriger Krieger, er wollte mehr als nur in Frieden leben, wollte mehr Land erobern, und das mit der Macht als Geisterkrieger. Da die Geisterkrieger die Gedanken der anderen lesen konnten wenn sie ihren Körper verließen wurde Utlapa bald von Taha Aki aufgedeckt und verstoßen. Doch er sann auf Rache. Oft ging Taha Aki in die Wälder, verließ seinen Körper und streifte als Geist umher um nach Gefahren Ausschau zu halten. Eines Tages folgte ihm Utlapa, raubte seinen Körper und kehrte als Taha Aki in das Dorf zurück. Er führte einige Neuerungen ein und es durfte sich nun niemand mehr in einen Geisterkrieger verwandeln, damit sie nicht von Taha Akis Geist die Wahrheit erfuhren. Dieser kehrte zum Reservat zurück. Mit Hilfe eines Wolfes wollte er seinen Körper vernichten, es wurde aber ein anderer Krieger an seiner Stelle getötet. Der Wolf hatte Mitleid mit Taha Aki, für den das lange Wandeln ohne Körper schon zur Qual geworden war und so durfte dieser in seinen Körper schlüpfen. Als Wolf versuchte er die Krieger auf seinen Geist aufmerksam zu machen, und sie begriffen. Als Utlapa noch einen Krieger tötete, der die anderen warnen wollte, verwandelte sich Taha Aki vor den anderen in einen Menschen, da Taha Akis Liebe und Hass zu gewaltig für den Wolf waren. Mit der Kraft des Wolfes konnte er den falschen Häuptling besiegen. Von nun an konnten sie Taha Aki und auch seine Söhne bei Gefahr in Wölfe verwandeln.
Eines Tages stießen sie auf die Spur von etwas Unbekanntem, das sie später als Kaltes Wesen bezeichneten. Sie zerstörten es, doch seine kalte Frau kam zurück und nahm Rache. Nur noch ein weiterer Mann war zu diesem Zeitpunkt noch in der Lage, sich in einen Wolf zu verwandeln, Taha Akis Sohn. Er verlor den Kampf mit der kalten Frau. Sein Vater nahm als alter Wolf den Kampf auf und wurde beinahe besiegt. Taha Akis dritte Frau opferte ihr Leben, um das ihres Mannes zu retten. Als zwei ihrer jungen Söhne ihre Mutter sterben sahen, brach der Wolf aus ihnen heraus, und gemeinsam mit Taha Aki wurde die kalte Frau überwältigt. Taha Aki kehrte nie mehr zu seinem Stamm zurück. Seither können sich die Nachfahren von Taha Aki bei Gefahr in Wölfe verwandeln. Lange Zeit gab es nie mehr als drei Wölfe im Stamm, mehr war nicht notwendig, um ihn zu beschützen.
Erst unter Ephraim Black kam ein größerer Zirkel in ihr Gebiet, diese waren allerdings anders als die anderen kalten Wesen. Sie töteten keine Menschen, um Blut zu trinken und waren friedliebend. Es wurde ein Vertrag ausgehandelt, der die Grenzen festlegte. Sollten die kalten Wesen diese übertreten, dürften die Wölfe angreifen, und auch umgekehrt. Und sollte ein Mensch gebissen werden wäre der Vertrag auch ungültig. Nur war die Anzahl der Wölfe durch die vielen kalten Wesen nun sehr viel größer geworden.", beendete er die Erzählung.

Was war das denn jetzt bitte? Stimmt das? Ich meine, ich hab gesehen, dass Paul ein Wolf war. Aber das klingt alles so verrückt. Es kann doch nicht war sein. Vor nicht mal 10 Tagen hatte ich ein normales, glückliches und wunderschönes Leben und jetzt. Jetzt dreht sich alles im Kreis, nein besser gesagt, mein Leben schlägt gerade 10000 Wegkreuzungen ein. Ich stehe im Dunkeln und weiß nicht welche Richtung ich einnehmen soll. Jede scheint mir die Richtige, dennoch kann sie sich als die Falsche entpuppen.
Ich guckte zu Paul hoch und erwartete, dass er mir helfen würde. Aber das tat er nicht. Sein Gesicht war verkrampft und er schaute in die andere Richtung. Er wird mir also bei dieser Entscheidung nicht helfen. Alle waren ruhig und schienen darauf zu warten, dass ich irgendeine Reaktion zeigte. "Ihr seid also alle Wölfe?", fragte ich immer noch verwirrt. "Ja, wir alle bis auf Emily.", antwortete mir Jared. Oh Mann, das musste ich erstmal sacken lassen. Hilfesuchend und immernoch verwirrt suchte ich nach Emily's Blick. "Ja, ich bin ein Mensch. Aber ich bin mit einem Wolf verlobt und es ist gar nicht so abwegig, wie du denkst. Man gewöhnt sich daran und blendet es schließlich aus.", sagte sie zu mir. "Okay, du magst ja Recht haben. Aber warum bist du nicht abgehauen, als du das erfahren hast? Sam hätte sicher eine andere Frau gefunden, immerhin fliegen alle Leute, die Augen im Kopf haben, auf die Jungs. Warum bist du also nicht gegangen?", wollte ich von ihr wissen, aber Jake antwortete. "Sam hätte sie nicht gehen lassen. Da gibt es noch etwas was wir dir erzählen müssen. Die Prägung." Die Prägung? Was war das denn jetzt? Ein geheimes Bund oder eine Organisation? Ich glaub, ich drehe bald durch, wenn das so weitergeht. Jetzt übernahm Paul das Wort, das erste Mal seit wir bei Emily waren. "Die Prägung ist wie Liebe auf den ersten Blick, nur stärker und unzerstörbar. Wenn man sie das erste Mal sieht, dreht sich alles nur noch um sie. Du wirst nicht mehr von der Schwerkraft angezogen, sondern von ihr. Du bist machtlos ohne ihre Nähe und du gehst kaputt, wenn du mit ihr auf Distanz gehst. Sie ist dein Erdmittelpunkt und alles andere scheint unwichtig. Du lebst nur noch für sie und du wirst alles für sie sein, ein Bruder, ein Freund, ein Beschützer. Ihr passt perfekt zusammen. Ihr seid Seelenverwandte." Mein Herz zog sich zusammen und Tränen überströmten mein Gesicht. Ich stand auf und wollte einfach nur noch weg. Weg von Paul und von der ganzen Wolf-Scheiße. Bevor ich allerdings zur Tür raus konnte, wurde ich zurückgehalten und klebte an Paul's Brust. Er strich mir eine Träne von der Wange, guckte mir dann in die Augen und sagte: "Dieses Mädchen bist du, Emma. Du gehörst zu mir und ich würde alles für dich tun, aber bitte geh nicht. Ich weiß, wie hart das alles klingt. So ging es jeden von uns. Aber wie Emily schon gesagt hat, man gewöhnt sich dran. Aber ich werde mich nie daran gewöhnen, dass du mir gehörst. Denn du bist viel zu wertvoll, als das ich dich besitzen dürfte. Du hast jemand besseren verdient als mich, denn ich bringe dich ständig zum Weinen, aber ich hoffe, dass du mir die Chance gibst, dein Leben perfekt zu machen.". Ich küsste ihn innig, damit er sich nicht weiter runtermachte und dann sagte ich: "Ich will kein perfektes Leben. Ich will ein Leben mit dir.". Mit diesem Satz waren alle seine Zweifel beseitigt und er küsste mich wieder. Ja, ich liebte diesen Jungen einfach unsterblich, ob er nun ein Wolf ist oder nicht, ist mir egal. Solange er mein Wolf ist.

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