Entdeckt?

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Ein paar Stunden später war ich auch schon wieder wach. Das lag entweder an meiner inneren Uhr, oder an der, nicht real erscheinenden Situation in der ich mich befand. Wenigstens wurde ich während des Schlafs von Alpträumen verschont.
>>Na ja, das ganze hier ist ein Alptraum.<<
Durch einen, langsam heranreifenden, Verfolgungswahn, musste ich erst einmal alle Räume überprüfen. Hätte ja sein können, das die mich in der Nacht doch gefunden hätten und nur auf der Lauer lagen. Glücklicherweise war das nicht so. Ich machte mich im Bad fertig und ging dann hinunter. Dort machte ich aber einen riesigen Bogen um alle Fenster und wenn ich wirklich mal an einem vorbei musste, wie zum Beispiel in der Küche, krabbelte ich einfach drunter durch.
>>Das ist... echt lächerlich.<<
Mit einer Wasserflasche setzte ich mich mit dem Rücken gelehnt gegen die Haustür. Keine Ahnung warum, aber hier fühlte ich mich am sichersten und hatte alles im Blick. Jetzt war die Zeit gekommen um Nachzudenken.
Als erstes musste ich alles nötige Zusammenfassen.
>>Ein verrückter Agent, Stellvertretender Boss einer Super Geheimen Geheimorganisation, hat jemanden Umgebracht. Und warum auch immer, vielleicht weil er total Irre ist, hat er mir das angehängt. Er hetzt seine Marionetten auf mich, um mich zu verhaften. Ja, das müsste eigentlich das wichtigste beinhalten.<<
Als nächstes musste ich ein Ziel festlegen.
>>Smith sagte, das dieser Fury, eigentlicher Boss der Super Geheimen Geheimorganisation, die Wahrheit über seinen, nicht so treuen und gleichzeitig machtgierigen, Arbeitskollegen erfahren sollte. Gut, nur treibt der sich wohl irgendwo in Europa herum. Schlechte Aussichten für mich. Ich kann ja schlecht einfach so nach Europa düsen. Also weiter überlegen.<<
Ich nippte kurz an dem Wasser.
>>Na ja, da wäre noch dieser Barton. Der ist Fury anscheinend direkt unterstellt. Da gibt es nur ein Problem. Der befolgt Andersons Befehle wie ein gut abgerichteter Hund. Wie soll ich also mit dem reden? Mit einer Waffe vor der Nase geht das schlecht. Mir bleibt aber nichts anderes übrig... Ach verdammt ist das schwierig!<<
Die Wasserflasche musste ganz kurz unter einer kleinen Würgeattacke leiden, schnell hatte ich mich aber wieder beruhigt und war fähig weiter zu denken.
>>Also nochmal... wo war ich?... Barton. Der ist anscheinend meine einzige Möglichkeit. Hmm... Wird nur schwer den allein, ohne Waffe, und kooperativ anzutreffen. Ja, das wären wohl die Schwerpunkte. Okay, gut. Ich hab mich entschlossen! Ich werde den Typen finden und dann wird geredet. Jap, so mach ich das.<<
Fest entschlossen stand ich auf, nur um dann gebückt wieder in die Küche zu marschieren. Langsam fragte ich mich, weshalb hier so viele Wasserflaschen herumstanden, obwohl eh keiner da war. Das kam mir aber glücklicherweise zu gute. Ich schnappte mir drei davon, noch ein paar Kekse, die da so einladend herumstanden und machte mich dann wieder die Treppen hoch. Nachdem ich unzählige Schränke durchwühlt hatte, fand ich endlich einen Rucksack und stopfte meine Beute dort hinein. Für meinen Plan war solch ein „Notproviant“ zwar nicht nötig, aber ich konnte nicht vorsichtig genug sein. Schnell hatte ich mich angezogen und wollte schon wieder hinunter gehen, blieb aber am Türrahmen vom Bad stehen. Der Anzug hing da doch, der jetzt wieder wunderbar frisch duftete.
Ich drückte ihn ebenfalls in den Rucksack. Ich hatte mich schon zu sehr an ihn gewöhnt, auch wenn er für mein Anliegen eigentlich nicht notwendig war. An der Haustür atmete ich einmal tief ein und aus und ging ein weiteres mal meinen, in Sekunden entstandenen Plan durch.
>>Ich hab keine Ahnung wo der Typ ist. Also bleibt mir im Moment nichts anders übrig, als auf einen geeigneten Moment zu warten. Da ich aber unbedingt mit jemanden reden muss, geh ich jetzt die Gefahr ein, nach meiner spektakulären Flucht, geschnappt zu werden. Oder ganz einfach ausgedrückt: Ich werde meiner Besten Freundin einen Besuch abstatten.<<
Die Kapuze der Jacke zog ich tief in mein Gesicht, schnappte mir den Schlüssel, nickte noch einmal entschlossen und ging dann raus. Mit vor Nervosität zitternden Händen schloss ich die Tür wieder und versuchte mich nicht hektisch nach allen Seiten umzusehen. Schließlich durfte ich nicht auffallen. Das Wetter hatte sich über Nacht gebessert und somit schien die Sonne munter auf die Erde. Nur verbesserte das meine Situation auch nicht. Den ganzen Weg über war ich damit beschäftigt, aus dem Augenwinkel alles und jeden unter die Lupe zu nehmen. Die alte Frau, die wie der junge Morgen mit ihrem bellenden Yorkshire die Straße entlangging. Der Zeitungsjunge, der Leuten die Zeitungen gegen die Häuser warf. Ein alter Mann, der anscheinend damit beschäftigt war seine Schlüssel zu suchen die er in der Hand hielt. Oder der Junge Mann, der gerade ein Auto knackte um es zu stehlen. Zum Glück alles nichts bedrohliches.
Zehn Minuten später hatte ich mein Ziel erreicht. Vor mir erstreckte sich ein kleiner Park, den ich schon als Kind immer besucht hatte.
>>Wie schön das damals alles war... und so unkompliziert.<<
Schnell hatte sie entdeckt. Durch einen geheimen Hinweis, oder weil Julia es mir einfach erzählt hatte, wusste ich das sie jeden Tag um die gleiche Zeit hier in den Park kam, damit ihr Wölfchen Aurora ein wenig Auslauf bekam.
>>Vielleicht wäre der Name „Flipper“ auch mal originell für so einen Wolf.<<
Ich schüttelte den Kopf um den Gedanken wieder heraus zu bekommen. Für Namenssuche hatte ich später immer noch genug Zeit. Mit entschlossenen Schritten ging ich auf sie zu, wurde aber schon ein paar Meter vorher abgefangen. Durch einen, an mir hochspringenden Wolf.
>>Wirklich? Dabei war ich gerade so gut in meiner Rolle.<<
Natürlich bemerkte Julia meine verzweifelten Versuche nicht umzufallen und kam hinzu.
„Sarah? Man wo warst du denn? Ich hab mir Sorgen gemacht und-“
Bevor sie weitersprechen konnte, hatte ich ihr schon beide Hände auf den Mund gedrückt und kam jetzt nicht drumherum mich panisch umzusehen. Nach einigen Sekunden ließ ich meine Hände wieder sinken.
„Okay? Du erzählst mir jetzt sofort was los ist! Deine Mutter hat nur irgendwas unverständliches geplappert.“
Das musste wohl heißen, das bei ihr noch keiner war, um irgendwas in Erfahrung zu bringen. Das hieß aber noch lange nicht, das sie nicht doch beobachtet wurde. Ich atmete wieder einmal tief durch und fing dann an zu erzählen. Alles. Ich ließ kein Detail aus.
„... und dann bin ich abgehauen.“ Damit endete meine Erzählung. Die ganze Zeit über tätschelte ich
den Kopf des Tieres, das mich die ganze Zeit beschnupperte.
>>Tja, wir sind jetzt so zusagen Artgenossen. Woran du schuld bist!<<
Es fühlte sich wie Stunden an, bis sich Julia endlich mal wieder rührte. Sie stand die ganze Zeit wie
eine Salzsäule da.
„Dieser Anderson ist ein Drecksack!“
Gut, mit diesem Satz hatte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet.
„Ja, beachte die Tatsache nicht, das ich mich in einen riesigen Hund verwandeln kann.“ meinte ich trocken.
Julia packte mich an den Schultern.
„Das ist nicht lustig! Dieser Arsch hat jemanden umgebracht und es dir angehängt!“
„Könntest du etwas leiser schreien?“
Sie schaute sich prüfend um und flüsterte ihre nächsten Sätze dann.
„Weißt du eigentlich was das heißt? Die wollen dich einsperren! Oh mein Gott... die haben mit Waffen auf dich gezielt! Realisierst du das eigentlich?!“
„Ich realisiere das schon die ganze Zeit. Versuche es aber zu verdrängen um keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Glaub mir, da fehlt nicht mehr viel.“
Meine Stimme klang ernst und genauso ernst schaute ich ihr in die Augen. Sie seufzte einmal und ließ dann ihre Arme wieder sinken. Und genau in diesem Moment bemerkte ich sie. Vielleicht hundert Meter entfernt, rechts auf der Straße, stand ein Schwarzer Jeep. Auf der anderen Seite sah es nicht besser aus. Ich wusste nicht woher aber mir war sofort klar, das SIE es waren. Die hatten mich aufgespürt. Mein Herz schlug sofort einige takte schneller, ich bis mir auf die Lippe und versuchte nicht hinzuschauen.
Als meine beste Freundin merkte Julia sofort das etwas nicht stimme.
„Was ist denn?“
Bevor sie sich umschauen konnte, hatte ich sie schon in eine Umarmung gezogen.
„Wenn dich irgendwelche Typen auf mich ansprechen, dann darfst du ihnen nicht erzählen was ich dir gesagt habe. Sag das wir nur geplaudert haben. Aber auf keinen Fall die Wahrheit! Es tut mir wirklich leid das ich dich da mit reingezogen habe.“ flüsterte ich.
Als ich die Umarmung wieder löste grinste ich sie an, um den Schein zu waren. Sie grinste zurück und hatte anscheinend verstanden. Noch einmal streichelte ich Aurora über den Kopf und wandte mich dann um, versucht normal auszusehen.
Nach zwanzig Metern fing ich an zu rennen.

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