Home Sweet Home

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Am Ende der Woche war ich wirklich froh, endlich aus dem Krankenhaus raus zukommen. Denn es war abartig langweilig da drinnen.
Nach der Aussage von Dr. Havering, war ich sozusagen unter Quarantäne gestellt. Das war zwar nicht so eine Von-allem-und-jedem-abgeschottet-Quarantäne, aber es reichte um keine Besucher reinzulassen. Merkwürdigerweise war Sofia die einzige, außer den Schwestern und Ärzten, die hinein durfte. Das war aber auch nicht gerade das aufregendste. Zum Glück bekam ich aber am Ende meine, für verschollen gehaltene, Reisetasche wieder. Auf meinem Handy waren innerhalb dieser Woche ein Haufen Nachrichten von Freunden und von wem sonst nicht alles, eingetroffen. Doch ich fühlte mich nicht tangiert diese zu beantworten.
„So, Miss Mitchel. Ich bin immer noch erstaunt das Sie so glimpflich davongekommen sind. Aber ich rate ihnen trotzdem sich nicht mehr irgendwelchen Radioaktiven Stürmen zu stellen.“
Dr. Havering hatte mich in die Eingangshalle des Krankenhauses begleitet um mich zu verabschieden. Bei seinem letzten Satz schien er recht amüsiert zu sein.
>>Ja, ja, lachen Sie nur.<<
„Ich werde versuchen es mir zu verkneifen. Vielen Dank und einen schönen Tag noch.“
Ich war gerade durch die Eingangstür getreten, da wurde ich auch schon stürmisch von jemandem Umarmt.
„Oh mein Gott, Sarah! Oh mein Gott! Wie geht es dir? Ich hätte diesem Mist niemals zustimmen dürfen!“
Es war natürlich meine Mutter, die mich hier fast erdrückte.
>>Gott hilft hier auch nicht mehr....Haaaa... Sauerstoffmangel.<<
„Mum... Luft... keine Luft.“
Endlich ließ sie von mir ab, hielt mich aber noch an den Schultern.
„Ich bin so froh das es dir gut geht.“
>>Na ja, nicht ganz.... ich hab Hunger.<<
Als wir im Auto saßen und auf dem Weg nach Hause waren, wurde ich voll zu getextet. Ohne Punkt und Komma erzählte sie mir, das bereits wenige Stunden nach dem „kleinen“ Zwischenfall unzählige Nachrichtensender davon berichteten. Und sie regte sich unglaublich über das Krankenhaus auf, da sie ja nicht zu mir durfte. Entweder meckerte sie auch noch über das Wetter rum oder über Würstchen, durch meinen Musik von sich gebenden, Kopfhörer verstand ich das leider nicht so genau. Aber eines von beiden wird es wohl gewesen sein.
Als ich diese dann wieder heraus stöpselte, da wir endlich angekommen waren, war sie scheinbar auch fertig mit erzählen. Anscheinend hatte sie nicht mitbekommen das ich ihr gar nicht zuhörte.
„Oder was sagst du dazu?“
>>Verdammt! Sie fragt mich was.<<
„Ähm, ja das sehe ich genauso“
>>Ha, ha! Gut gerettet.<<
In der Woche in der ich Weg war, hatte sich nicht viel geändert. Die Küche war immer noch die Küche und das Wohnzimmer das Wohnzimmer.
>>Zuhause ist es doch am schönsten.<<
Ich brachte meine Tasche hoch in mein Zimmer, außer das sich die Staubschicht auf allen Schränken an menge zugenommen hatte, war hier auch alles wie immer.
„Bett du hast mich wieder! Nie lass ich dich wieder so lang allein.“
Mit einem rascheln landete ich auf dem Möbelstück und wollte mich nicht mehr vom Fleck bewegen. Leider gab es da nur ein Problem. Mein Magen meldete sich mit einem überlauten Grummeln zu Wort.
„Ach man, ich will nicht aufstehen. Aber was getan werden muss, muss getan werden.“
Um mich ein wenig wohler zu fühlen schlüpfte ich von meiner Jeans in eine Jogginghose und schlurfte im Schneckentempo wieder hinunter in die Küche.
„Sarah da bist du ja. Das Krankenhausessen war doch sicher nicht sehr genießbar. Setz dich, ich mach dir etwas.“
Als ich den Raum betrat werkelte meine Mutter schon munter am Herd herum. Mit einem müden „Mmh.“ gab ich ihr zu verstehen das das eine gute Idee wäre.
Ich setzte mich an den Tisch und ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen.
>>Brauche Nahrung, Energie und Kohlenhydrate.<<
Während ich aß, meine Mutter wollte nichts also war alles meins, saß sie mir gegenüber und beobachtete mich die ganze Zeit.
>>Hab ich was im Gesicht?<<
„Isch irgenwasch?“ nuschelte ich mit vollem Mund.
Und schon begann die Fragerunde von neuem.
„Ist mit dir wirklich alles in Ordnung? Wie geht es dir? Ist das Essen zu heiß? Warte ich hol dir was zu trinken.“
„SCHOP!“
Schnell schluckte ich den Brocken runter.
„Alles in Ordnung. Ganz ruhig. Mir geht es prima. Das essen ist super. Setz dich auf das Sofa und schau fern.“
Irgendwie hörte sich das an als würde ich mit einem Schwerverbrecher reden, um sein Vertrauen zu gewinnen.
„Ja ab-“
„Nichts aber. Solang ich nicht anfange im dunkel zu leuchten, ist schon alles in Ordnung.“
Diese Vorstellung ließ mich grinsen.
>>Als lebendige Taschenlampe könnte ich im Dunkeln lesen. Nieder mit euch ihr Stromkosten!<<
Die Blicke ignorierend, die meiner Mutter mir immer noch zuwarf, wurde ich fertig, stellte das Geschirr in die Spüle und machte mich wieder auf den Weg nach oben. Durch das ganze nichts tun war ich echt müde. Da sich draußen die Wolken zu einer dicken grauen Wolke zusammen rafften,
würde es sicher bald anfangen zu regnen. Das konnte mir aber jetzt egal sein. Im Zimmer angekommen, schloss ich die Vorhänge an meinen Fenstern und ging dann wieder zum Lichtschalter, da ich dieses eingeschaltet hatte.
>>Hmmm... man könnte es ja mal probieren.<<
Ich schaltete das licht aus... und es war dunkel. Das war also nichts mit „Im Dunkeln leuchten“.
>>Na ja, damit ist klar: Ich bin nicht verstrahlt. Vielleicht ein wenig, aber das war ich vorher schon.<<
Da es jetzt stockdunkel im Zimmer war, erreichte ich das Bett nicht, ohne noch einmal auf dem Weg über etwas zu stolpern und hinzufallen.
>>Das ist doch alles Absicht.<<
Zum Glück hatte ich es dann aber unverletzt zum Objekt meiner Begierde geschafft.
Mit dem Blick zur Decke lag ich noch fünf Minuten wach und dachte über etwas nach. Ich hatte meine Mum angelogen. Eigentlich fehlte mir nichts, aber dieses merkwürdige Druckgefühl, das mich bereits im Krankenhaus beschäftigte, war immer noch nicht verschwunden. Es wurde, mit jedem Tag der verging, auch unangenehmer. Ein Gefühl das nicht leicht zu beschreiben war. Der unschlagbare Optimist in mir, schaffte es aber schnell diese Gedanken wieder zu verdrängen. Wer weiß, vielleicht würde es bald aufhören.

Der Spaß beginnt!Where stories live. Discover now