Erwachen

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Die Frage des Jahrhunderts.

War ich nun wirklich tot? Denn irgendwie fühlte sich das nicht so an. Gut, ich konnte nicht sagen wie sich tot sein anfühlte, da ich ja ,zum Glück, noch keine Erfahrung damit gemacht hatte. Aber ich glaubte nicht das es sich so an anfühlen sollte. Ich war eine ganze Weile ohne Bewusstsein gewesen. Doch jetzt klärte sich mein Verstand langsam wieder auf und ich fing an meinen Körper wieder zu spüren. Vor allem spürte ich aber die heftigen Kopfschmerzen die immer stärker wurden desto wacher ich wurde. Das war für mich das Zeichen das ich noch unter den lebenden verweilen musste. Meine Augenlider verweigerten beim ersten mal ihren Dienst, irgendwann öffneten sie sich aber.

>>Kann mal jemand das Licht ausschalten.<<

Nach einigen versuchen hatten sich meine Augen an das Licht gewöhnt, das nicht aus einer Lampe, sondern vom Fenster kam. Dieses war offen und somit drang eine ziemlich kühle Brise in das Zimmer, genauso wie der Straßenlärm denn ich nur zu gut kannte.

>>Das ist eindeutig der New Yorker Berufsverkehr. Aber welcher Idiot lässt im Winter bitte das Fenster auf?<<

Bevor ich mich aber weiter über Kleinigkeiten aufregen konnte, wurde mir wieder der ernst der Lage bewusst.

>>Gut. Ich lebe. Ich bin wieder auf der Erde. In meinem Kopf wüten gefühlte hundert Presslufthammer. Aber ich lebe. Mein Schutzengel müsste eigentlich befördert werden.<<

Da jetzt wieder eine Windböe durch das Fenster huschte, machte ich mich langsam daran aufzustehen und dieses zu schließen. Vorher identifizierte ich das Gebäude in dem ich mich befand noch schnell als Krankenhaus. Das zeigten die Medizinischen Geräte und der Geruch nach Desinfektionsmittel. Und natürlich das kleine Schild an der Wand auf dem „ Bellevue Hospital Center“ stand.

>>Jetzt muss man sich als Patient aufraffen um ein Fenster zu schließen.<<

Vorsichtig schwang ich meine Beine über die Bettkante, wobei ich jetzt erst feststellte das ich nicht mehr diesen super schicken Anzug trug, sondern einfach nur eine graue Jogging Hose plus dazu farblich passendes T-Shirt.

>>Na hoffentlich haben die das Teil verbrannt und nicht irgendwo aufbewahrt.<<

Da ich meinen Beinen nicht traute, stand ich in Zeitlupe auf, versuchte dabei aber auch noch die Kopfschmerzen zu verdrängen. Der erste Schritt war getan. Ich stand, wenn auch mit leichtem Schwindel und zitternden Beinen. Aber ich stand. Langsam tapste ich auf das Fenster zu und schloss es dann, nicht ohne noch einmal vorher rauszuschauen.

>>Eindeutig Manhattan. Schon wieder.<<

Der Schwindel hatte sich nach kurzer Zeit gelegt, aber zur Sicherheit setzte ich mich wieder zurück auf das Bett. Jetzt wo ich wieder saß, bemerkte ich so etwas wie einen Druck im Brustkorb. Nicht sehr stark, aber es fühlte sich dennoch komisch an.

>>Damit kann ich mich später noch beschäftigen. Mmmhh... Kommt hier auch mal jemand vorbei oder so?<<

Wie auf Kommando öffnete sich die Tür und eine Schwester betrat den Raum. In eine Akte versunken bemerkte sie erst gar nicht wie ich sie anstarrte, bis sie dann aufschaute, mich einmal verdutzt von oben bis unten musterte und dann wieder eilig auf den Flur verschwand.

>>Na toll...<<

Wenige Minuten später trat die gleiche Schwester wieder ein, aber dieses mal in Begleitung eines Arztes. Dieser stellte sich auch gleich vor.

„Miss Mitchel, es ist schön das Sie endlich wieder wach sind. Mein Name ist Doktor Havering. Wie geht es ihnen denn? Haben Sie irgendwo schmerzen?“

Ich erwiderte seine mir ausgestreckte Hand, schüttelte sie leicht und antwortete dann brav.

„Nur Kopfschmerzen, sonst geht es ganz gut.“

Er holte eine kleine Lampe aus seiner Brusttasche und funkelte mir damit in den Augen rum.

„Sie haben eine kleine Gehirnerschütterung erlitten als ihr Kopf auf den Boden aufkam. Sonst sieht aber alles ganz gut aus. Ihre Blutwerte sind ein wenig erhöht, aber nichts bedrohliches.Wenn man bedenkt wie es vor zwei Tagen aussah...“

Das verunsicherte mich.

„Was meinen Sie damit?“

Die Lampe verschwand wieder in der Tasche, dafür nahm er jetzt aber die Akte in die Hand, die die Schwester die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte.

„Na ja, ich meine damit Herzrhythmusstörungen, kaum messbarer Puls und Fieber. Da war die Gehirnerschütterung wirklich das kleinste Problem. Es grenzt schon fast an ein Wunder das es ihnen jetzt schon wieder so gut geht. Ihr Schutzengel sollte befördert werden.“

>>Das ist mein Spruch.<<

Irgendwie war ich jetzt schon wieder leicht überfordert. Das es in den letzten Tagen noch so schlecht um mich stand konnte ich nicht glauben, denn jetzt ging es mir wirklich Prima. Abgesehen von der Gehirnerschütterung.

„Moment! Wie lang ist das ganze denn jetzt schon her?“

Dr. Havering schrieb gerade etwas in die Akte, schaute dann aber auf.

„Am Sonntag Nachmittag wurden sie eingeliefert, heute ist Dienstag. Also wie gesagt vor zwei Tagen. Leider kann ich ihnen nicht mehr sagen, Ich war damit beschäftigt Sie wieder hinzubekommen. Miss Coleman wird ihnen sicher alles beantworten können. Bis zum Ende der Woche werde ich Sie noch Sicherheitshalber hierbehalten. Ruhen Sie sich also gut aus.“

Mit diesen Worten waren er und die Schwester auch schon wieder verschwunden. Ich ließ mich zurück ins Kissen sinken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Eine ganze Weile lag ich so da, ohne an etwas bestimmtes zu denken, bis es an der Tür klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten steckte Sofia ihr Köpfchen zur Tür hinein und trat, als sie mich im wachen zustand erblickte, hinein. Im Gegensatz zu sonst lächelte sie nicht sondern hatte ein äußert besorgtes Gesicht aufgesetzt. Die dunklen Augenringe waren auch nicht gerade Ansehnlich.

„Sarah, ich bin so froh das es dir wieder gut geht. Dr. Havering sagte mir gerade das du wieder wach bist. Es tut mir alles so schrecklich leid ich-“

Ich unterbrach sie mit einer Handbewegung.

„Keine Sorge mir geht es gut, und auch keine Schuldgefühle bitte. Was ist mit den anderen? Ist irgendwer...“

Das letzte Wort ließ ich offen im Raum stehen, doch sie wusste natürlich was ich meinte. Es konnte ja sein das irgendwer nicht so ein Glück hatte wie ich.

„Nein, zum Glück nicht. Ich und die Crew,wir waren zu der Zeit bereits in den Schutzräumen verteilt. Die einzigen die draußen waren, waren du und Mister Mason.“

Ach stimmt. Den gab es auch noch. Eigentlich war das richtig fies, aber mir war es irgendwie egal wie es diesem Typen ging.

>>Böse Gedanken, dafür komm ich sicher in die Hölle.<<

Schnell aber hatte Sofia mir berichtet das es ihm zwar viel schlechter ging als mir, aber dennoch außer Lebensgefahr war.

>>Na Halleluja...<<

Nachdem sich Sofia noch mindestens tausendmal Entschuldigte und ich sie wiederum tausendmal bat das endlich sein zu lassen, machte sie sich wieder auf den Weg. Wenigstens hatte ich durch den kleinen Besuch meine Kopfschmerzen ignorieren können, die sich langsam ins wohl gefallen auflösten. Das einzige was mich noch kurz beschäftige war dieses leichte Druckgefühl.

>>Das wird sicher auch bald aufhören.<<

Ich schloss die Augen und versuchte meine derzeitige Situation auszublenden um in Ruhe einschlafen zu können.

Der Spaß beginnt!Where stories live. Discover now