Eine verhängnissvolle Gleichung

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Es war einfach nur Langweilig.

Meine Klasse saß jetzt schon geschlagene zwei Stunden in einem Hörsaal der zur New York University gehörte. Nach einem schnellen Check auf mein Handy musste ich feststellen das es bereits zehn Uhr war.

Unsere Klasse wurde als eine von insgesamt drei Klassen ausgesucht, um als Zuschauer für eine Art Casting irgendwelchen ach so schlauen Studenten zuzusehen wie sie nacheinander Formeln und Gleichungen lösten. Alles nur, weil ein Steinreicher Unternehmer Schrägstrich Wissenschaftler mit einem, bis dato, noch nie dagewesenen Projekt auf alle Titelblätter wollte.  

Jacob Mason war wohl der im Moment angesagteste Mann in den Vereinigten Staaten und machte Tony Stark ziemliche Konkurrenz. Er hatte vor eine Wissenschaftliche Expedition auf seine Raumstation anzuführen um einen Kosmischen Sturm zu untersuchen. Dadurch das er beschlossen hatte einem Studenten die Chance zu geben auf dieser Expedition mit zu wirken stieg er in der Gunst der Öffentlichkeit noch weiter nach oben.

Meiner Meinung nach war er aber nur ein Aufgeblasener Multimilliardär der dringend Aufmerksamkeit brauchte. Madison, eine gute Freundin, saß zum Glück genau neben mir und machte ständig Anstalten einzuschlafen. Ich rüttelte sie am Arm als sie wieder kurz davor war.

„Sag mal Sarah, weißt du wie lang das hier noch dauert? Das ist doch total langweilig. Na ja, zumindest für uns normal sterbliche oder?“ flüsterte sie los.

Sie zwinkerte mir grinsend zu, worauf ich nur einen genervten Ausdruck zustande brachte.

„Hey, ich finde es schließlich auch langweilig.“

Madison verschränkte die Arme und schaute auf den Schreibblock den ich schon die ganze Zeit auf meinem Schoß liegen hatte.

„Ja und deswegen schreibst du auch die ganze Zeit mit. Sei ehrlich, du bist doch in Wahrheit nur schlecht drauf, weil die da vorne einen Fehler nach den anderen in den Zahlensalat hauen. Ich frag mich echt wie dich das interessieren kann.“

Da hatte sie wohl oder übel recht. Es war wirklich schrecklich mit anzusehen, wie sich jeder einzelne an der Tafel zum Affen machte. Für die anderen sah dieses Zahlenwirrwarr total schlau und  

Intelligent aus, aber ich erkannte jeder Fehler und musste mir des öfteren ein genervtes stöhnen verkneifen.

Ich seufzte und schaute wieder nach vorn.

„Die haben einfach nichts drauf. Nicht das ich da vorne gerne stehen würde, aber wenn sie schon so schlau tun, dann gefälligst auch richtig. Wieso schreibt der denn da jetzt eine 1 hin?“

Madison hatte sich ebenfalls wieder nach vorne gedreht und ging auf meinen Einwurf nicht ein.

„Es kann eben nicht jeder hochbegabt sein.“

„Ich bin nicht hochbegabt!“ gab ich flüsternd zurück.

Sie musste sich ein lachen verkneifen.

„Oh wie konnte ich das vergessen. Nur schlau und technisch begabt oder?“

Ich steckte ihr die Zunge raus und versuchte mich wieder zu konzentrieren. Mittlerweile waren schon 15 Studenten an der Reihe gewesen. Jeder wurde einzeln in den Saal geführt und musste sich dann verschiedenen Fragen und Aufgaben stellen, die Jacob Mason höchstpersönlich stellte. Er war ja schließlich der Kopf des ganzen und durfte hier nicht fehlen. Er übernahm ebenfalls die Bewertung und die Ergebnisse des ganzen würden dann in einer Woche in der New York Times stehen.

>>Ich hoffe nur das er schlauer ist als er aussieht und nicht irgendeine Hohlbirne nimmt.<<

Während ich das dachte kam der nächste in den Saal. Sofort klickten die Kameras der Journalisten die sich an der Wand drängten. Es war der Favorit und einziger Teilnehmer der NYU. Aber ich hatte keine Ahnung wie der Typ hieß. Er stellte sich genau wie die anderen vor und machte sich dann daran die ihm gestellten Aufgaben zu lösen.

Seinen Namen hatte ich wieder mal nicht mitgekriegt.

Nach zehn Minuten hatte er zu meiner Bewunderung alle Fragen richtig beantwortet und war jetzt dabei eine Gleichung zu lösen die wohl selbst für Astrophysiker eine harte Nuss wäre. Beinahe hätte er es auch hingekriegt, doch dann musste er ja unbedingt an mehren stellen Fehler einbauen und war mit seiner scheinbar richtigen Lösung auch noch richtig stolz. Ich schlug mir leise die Hand vor die Stirn.

>>Das gibs doch nich!<<

Mason erhob sich jetzt von seinem Platz in der vordersten Reihe, ebenso wie seine Assistentin, sprach noch kurz mit dem Universitätsleiter und wandte sich dann an die Menge.

„Ich möchte mich bei ihnen für ihre Geduld und Aufmerksamkeit bedanken. Die Pressekonferenz über die Details der Expedition wird in drei Stunden im Hauptsitz meiner Firma stattfinden.“

Und mit diesen Worten war er auch schon auf dem Weg zur Tür, gefolgt von dutzenden Kameras.

„Der Typ macht keine halben Sachen.“

Ich schaute der Meute nach und merkte das sich die anderen Zuschauer ebenfalls auf den Weg hinaus machten.

„Sarah beeil dich! Vielleicht bekommen wir noch ein Autogramm.“

Madison war eine der ersten die Aufgesprungen war, als Mason den Saal verließ. Ich schaute sie mit hochgezogener Augenbraue an und wurde dann auch schon von ihr hinaus gezogen.

„He- Hey! Zieh doch nicht so! Das ist lächerlich.“

Irgendwie schaffte ich es dann mich zu lösen und drängte mich außerhalb des Saal an eine Wand und atmete tief durch.

Ich lehnte mich an und dachte kurz nach.

>>Irgendwie lässt mich das nicht los....<<

Mit „das“ meinte ich die Gleichung die immer noch total falsch an der Tafel stand.

>>Gut... geh ich jetzt zurück oder lass es einfach wie es ist? Verdammt! Das ist wie mit dem Herd! Man weiß nicht, ob man ihn angelassen hat oder nicht.<<

Nach reiflicher Überlegung und ein paar prüfenden Blicken in alle Richtungen, entschied ich mich zurück zu gehen. Durch eine Nebentür gelang ich wieder zurück in den Saal, der mittlerweile komplett geleert war. Ich schloss die Tür leise hinter mir und schlich mich zur Tafel. Den Schreibblock hatte ich schon lange in meiner Tasche verstaut.

>>Sooo... wo fangen wir da bloß an. Erstmal den falschen Teil wegwischen... So. Und jetzt kommt da eine 2 hin... da eine 34... und zu guter Letzt noch ein x. Na bitte! Ich bin Batman!<<

Ich klopfte mir selbst auf die Schulter und wollte gerade die Kreide weglegen, als hinter mir eine Stimme erklang.

„Was machen Sie denn noch hier?“

Der Spaß beginnt!Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin