Kapitel 12

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"Crashing, hit a wall. Right now I need a miracle, hurry up now, I need a miracle.
Stranded, reaching out. I call your name but you're not around. I need you right now."

- Don't Let Me Down, The Chainsmokers ft. Daya (Boyce Avenue Acoustic Cover)

Seitdem Scott mich gebissen hatte, war ich dem Tod näher gewesen als jemals zuvor. Leute waren um mich herum gestorben und ich selbst hatte auch schon Schmerzen erlebt, die so unerträglich waren, dass ich dachte, mein Leben wäre vorbei. Doch so endgültig wie jetzt war mir der Tod noch nie vorgekommen.

So langsam wie möglich schlenderte ich zur Schule. Ich hatte mir die Kapuze meines schwarzen Sweaters in die Stirn gezogen, damit die Jäger mich nicht erkannten, sollten sie vorbeifahren. Ich versuchte, nicht daran zu denken, wie enttäuscht alle von mir sein würden.

Mason, Theo, aber vor allem Scott. Ich vertraue dir. Mit diesen drei Worten hatte er mir so eine große Last auf die Schultern gesetzt, dass ich davon erdrückt wurde. Ich war der größte Loser auf der ganzen Welt. Wie hätte ich bitte das Rudel übernehmen können, wenn Scott tatsächlich fortgegangen wäre? Es hätte keine zwei Sekunden gedauert und die Stadt hätte lichterloh gebrannt.

Es war schließlich halb zwölf, als ich an der Schule ankam. Das Lacrossefeld war noch leer, aber ich wollte nicht riskieren, dass Monroe mich sofort sah, wenn sie auftauchen würde, also versteckte ich mich zwischen den Sitzen der Tribüne und wartete ungeduldig auf die Jäger.

Während ich davor auf mehr Zeit hoffte, konnte sie mir jetzt, wo ich auf meinen sicheren Tod wartete, nicht schnell genug vergehen.

Meine Gedanken schweiften zu Theo und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ob er meine Angst spüren konnte? Entweder er fühlte nichts oder es war ihm einfach egal. Sonst hätte er sich doch längst gemeldet, oder nicht?

Klar war ich heute ein wenig gemein zu ihm gewesen, aber es ging um Leben und Tod, wie konnte er mich da so im Stich lassen? Nicht, dass ich gewollt hätte, dass er mir half. Ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Aber er hätte es ja wenigstens versuchen können.

Ich holte mein Handy raus und überlegte, Theo eine letzte Nachricht zu schreiben. Egal, aus welchen Gründen er nicht hier war, heute früh war ich derjenige, der einen Fehler begangen hatte.

Schließlich tippte ich nur fünf kleine Worte ein:

Es tut mir so leid.

Und schickte sie ab.

Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Aus unerfindlichen Gründen wollte ich Theo noch einmal spüren, bevor ich starb. Und tatsächlich durchflutete mich kurz später eine Welle der Traurigkeit. Oder war es Wut? Noch konnte ich die fremden Gefühle in meinem Körper nicht unterscheiden. Jedenfalls war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass er die Nachricht gelesen hatte.

Ich dachte an den Kuss im Aufzug zurück. War er wirklich erst heute früh gewesen? Als würde nur die Erinnerung daran den Kuss hervorrufen, fingen meine Lippen plötzlich an zu kribbeln und ich strich unbewusst darüber.

Als mein Handy plötzlich vibrierte, verschwand dieses Gefühl genauso schnell, wie es gekommen war. Ich blickte auf das Display.

Tu mir einen einzigen Gefallen und verschwinde von da. Monroe wird dich umbringen und Alec gleich mit. Du kannst ihn nicht mehr retten.

Ich zögerte. Irgendwie wusste ich, dass Theo recht haben könnte. Ich war schließlich mit einer tödlichen Vorahnung hierhergekommen. Aber als ich vorhin Corey von meinem Plan erzählte, keimte in mir Hoffnung auf. Wenn Monroe es wirklich auf Scott abgesehen hatte, und sie ihn nicht mit Alec anlocken konnte, dann könnte sie vielleicht ja denken, dass es mit mir klappte.

i'm not gonna save you ➸ thiamWhere stories live. Discover now