Kapitel 10

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"I can't help but love you, even though I try not to.
I can't help but want you, I know that I'd die without you."

- War of Hearts, Ruelle

Das erste, was ich am nächsten Tag erblickte, war die Farbe weiß. Weiße Wände, ein weißer kleiner Schrank, ein weißer Nachttisch.

Erst dann fiel mir der gestrige Tag wieder ein und ich drehte mich augenblicklich auf die andere Seite, wo Theo am Bettrand saß und sich vorbeugte. Das braune Shirt spannte sich über seinen Rücken und die Muskeln traten deutlich hervor.

Als hätte er meinen Blick gespürt, fing er plötzlich an zu reden: "Gut, dass du schon wach bist. Wir müssen los."

Er klang ganz und gar nicht entspannt. Was sollte das denn heißen? Jetzt bemerkte ich auch, was er da unten tat; Er zog sich hektisch die Schuhe an. Die Nadel, die gestern noch in seiner Hand steckte, baumelte lose an dem langen Schlauch.

"Was zum Teufel, Theo? Du kannst dich doch nicht einfach selbst entlassen!", rief ich, stand auf und ging um das Bett herum, um mich vor ihm hinzuknien.

Theo sah furchtbar aus. Er war blass und seine Augenringe waren tiefer als jemals zuvor. "Du kannst nicht abhauen. Du siehst überhaupt nicht gut aus, außerdem spüre ich, dass du Schmerzen hast."

Er schüttelte heftig den Kopf. "Das liegt an dem Zeug, das mir Monroe gegeben hat. Der Kratzer hat mir im Nachhinein nicht viel ausgemacht, weil ich ja selbst übernatürlich bin. Noch."

Ich biss mir auf die Lippe. Ich war trotzdem der Meinung, dass Theo lieber noch eine Nacht hier bleiben sollte und versuchte noch ein letztes Mal, ihn davon zu überzeugen.

Ich legte beide Hände auf sein Gesicht und zwang ihn, mich anzusehen.
"Theo ... bleib hier. Bitte. Sag mir, was auch immer du erledigen musst und ich mache es für dich, okay? Aber bleib einfach nur für noch mindestens eine Nacht hier."

Es war erfolglos. Ohne zu zögern nahm er meine Hände von seinem Gesicht und stand auf.

"Liam, hör zu. Wir müssen jetzt ganz dringend weg, okay? Außerdem habe ich das starke Gefühl, dass wir lieber zusammen bleiben sollten. Zieh dich an, wir gehen zuerst zu Mason und Corey. Ich erkläre euch dann, was überhaupt los ist." Er zog mich auf die Beine und lächelte aufmunternd, bevor ich mir wortlos Schuhe und Jacke anzog und wir hinaus in den Flur traten.

Dass er uns irgendwas sagen musste, ließ mich nicht mehr los und die Neugier spannte mich auf die Folter.

"Ist es was Schlimmes?"

Theo gab kein Wort von sich, aber das war Antwort genug.

"Weißt du, wo Masons Zimmer ist?", fragte er schließlich und ich nickte.

"Corey hat mir gestern eine Nachricht mit der Zimmernummer geschickt. Wir müssen nach oben."

Wenig später standen wir vor dem Aufzug. Schweigend warteten wir, bis die Türen aufgingen, und als wir eintraten, standen wir so nah beieinander, dass sich unsere Arme berührten.

Mein ganzer Körper stand in Flammen; an diesem Ort neben Theo zu stehen, brachte so viele Erinnerungen und Gefühle hervor, dass es schon beinahe wehtat.

"Hier hast du mich immer gerettet", murmelte ich leise. Irgendwas musste ich sagen. Irgendwas wollte ich sagen.

Wie von der Tarantel gestochen, beugte sich Theo plötzlich nach vorne und drückte einen Knopf, sodass der Fahrstuhl stehen blieb. Im nächsten Moment wurde ich sanft aber bestimmt gegen die Aufzugwand gedrückt und ich spürte seine Hand auf meiner Wange.

i'm not gonna save you ➸ thiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt