Kapitel 9

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"But you'll never be alone, I'll be with you from dusk till dawn. I'll hold you when things go wrong, I'll be with you from dusk till dawn.
Baby, I'm right here."

- Dusk Till Dawn, Zayn ft. Sia

Mit einem klaffenden Loch an der Stelle, wo eigentlich mein Herz hätte sein sollen, saß ich nun neben Corey auf einer metallenen Bank im Flur des Krankenhauses und wartete ruhelos auf irgendeinen Arzt, der mir versichern konnte, dass es meinen Freunden gut ging. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht wusste, wie ich Theo je wieder unter die Augen treten sollte. Er würde mich hassen. Ich hasste mich ja selbst. Entkräftet fuhr ich mir durch die Haare. Ich packte das Ganze einfach nicht länger und wusste nicht, was ich dagegen tun konnte.

„Hey. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte", rief Scott, der plötzlich vor mir stand. Ich runzelte die Stirn. Hatte Corey ihn etwa angerufen?

„Ich habe ihn angerufen", erklärte Melissa, die gerade um die Ecke auf uns zukam. Ein Schauer durchlief meinen Körper und ich sprang auf. Corey tat es mir nach. „Wie geht es ihnen?", riefen wir wie aus einem Munde. Mit einem undefinierbaren Blick sah sie uns abwechselnd an.

„Ich fange mal mit der guten Nachricht an: Theo konnte sich noch weit genug heilen. Wir haben ihn genäht und er wacht jeden Moment auf." Ich  atmete erleichtert auf, nur um im nächsten Moment wieder zu erschauern.

„Bei Mason sieht's anders aus." Melissas Blick wurde traurig und ihre Augen schwammen in Tränen. Ich hörte sogar fast, wie Coreys Herz barst und meines in Stücke zerfiel. „Er ... schläft noch, aber er kämpft. Und er ist stark."

Ich schüttelte den Kopf. Es konnte jeder sterben, nur nicht er. Bitte nicht mein bester Freund.

„Ich habe Scott hergeholt, weil ihr etwas tun müsst, bevor sie richtig zuschlagen. Mason hatte Glück, dass er nicht woanders getroffen wurde, sonst wäre er jetzt längst tot. Ich weiß, dass du gegen Gewalt bist, Scott", wandte sie sich nun an ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Und ich bin die Erste, die dir dabei zustimmt, dass Gewalt keine Lösung ist. Aber diese Menschen sind böse und sie greifen deine Freunde an. Ihr müsst anfangen, etwas gegen sie zu tun. Und wenn es nur mit Gewalt geht, dann ist das eben so."

Scott zögerte keine Sekunde und nickte. „Ich denke mir was aus, Mom. Danke."  Hätte ich gewusst, dass er das Offensichtliche nur aus dem Mund seiner Mutter zu hören brauchte, um endlich was zu unternehmen, hätte ich sie schon vor Tagen aufgesucht.

„Nichts zu danken. Ich komme zurück, wenn einer der Jungs aufwacht." Sie meinte Theo. Denn Mason würde so schnell nicht aufwachen.

„Kann ich ihn sehen?", fragte Corey mit gebrochener Stimme. Sein Anblick zerriss mir aufs Neue das Herz. Die Augen waren rot vom Weinen und in der Hand drehte er den kleinen Chamäleon-Anhänger, den Mason ihm zum Geburtstag geschenkt hatte.

„Natürlich, Schätzchen. Komm mit."

Wenige Sekunden später verschwanden beide um die Ecke und ich ließ mich erschöpft auf die Bank fallen.

„Erzähl mir, was passiert ist", forderte Scott. Ich fing leise an zu sprechen und hoffte dabei, dass ich nicht zusammenbrach. „Ich bin mir nicht sicher, Corey konnte kaum reden, als er es mir erzählt hat. Er konnte einfach nicht aufhören zu schluchzen." Bilder vom weinenden Corey schossen mir durch den Kopf. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie dieses Erlebnis für ihn gewesen sein musste.

i'm not gonna save you ➸ thiamWhere stories live. Discover now