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Annabelles P.O.V
Nachdem Oliver gegangen war, hatte ich mich mit Lernen abgelenkt und da bald die Prüfungsphase anfing, nutzte ich die Zeit perfekt.
Um 15 Uhr machte ich mich schließlich auf den Weg in die Küche, um zu kochen, dabei drehte ich Musik auf und begann eine Soße anzurühren.
Gerade war ich dabei die Nudeln in den Topf zu geben, als mein Bruder in die Küche schlenderte.
"Was gibt's?", fragte er mich neugierig und musterte die zwei Töpfe.
"Spaghetti mit einer abgewandelten Bolognese-Soße", beantwortete ich gelassen seine Frage.
"Wie lange dauert's bis es fertig ist? Ich muss nämlich bald los", stellte er mir erneut eine Frage, während er auf seine silberne Armbanduhr starrte.
"Hättest du mir geholfen, wären wir schon beim Essen", entgegnete ich über meine Schulter und zog eine Augenbraue hoch.
Dieser rollte nur seine Augen.
"Aber du kannst schonmal decken", bot ich ihm an.
"Ne, dass überlass' ich dir, kleine Schwester", sagte er grinsend.
Ich warf automatisch ein Handtuch nach ihm und wir mussten beide lachen.
Plötzlich klingelte es an der Tür.
"Kannst du aufmachen?", fragte ich Cole, der an seinem Handy irgendetwas nach schaute.
"Einen Moment", murmelte er nur und machte keine Anstalt aufzustehen.
"Cole, jetzt sei doch nicht immer so faul und mach die Tür auf", rollte ich mit meinen Augen und schenkte mir ein Glas Wasser ein.
Er seufzte auf und schlenderte zur Tür, die er auch aufmachte.
Ich konnte nicht hören, wer geklingelt hatte, da der brodelnde Kochtopf zu laute Geräusche machte.
Ich trank gerade mein Wasser und wartete, als ich hinter meinem Bruder eine weitere Person vernahm.
Geschockt riss ich meine Augen auf und verschluckte mich. Reflexartig musste ich husten, hielt mir aber meine Hand vor dem Mund.
"Logan?", krächzte ich.
"Hey, Honey", begrüßte er mich lächelnd.
"Was ... machst du hier?", fragte ich schließlich mit einer normalen Stimme und musterte ihn.
"Ich muss mit dir reden", erzählte er etwas ernster. "Am besten alleine", fügte er hinzu, während sein Blick kurz zu meinem Bruder zuckte.
"Ähm, ja ... ich zieh mir schnell etwas anderes ... an und komme gleich wieder", sagte ich schüchtern und lief schnell an den beiden vorbei.
Ich rannte die Treppe noch, in mein Zimmer, und kramte mir eine blaue Jeans, ein normales weißes T-shirt und einen grauen Cardigan heraus und zog mich in rekordverdächiger Zeit um.
Schnell bürstete ich mein Haar, legte mir eine Spur Maskara und zarten Lippenstift drauf und rannte wieder nach unten.
Ich blickte zuerst zu meinem Bruder.
"Ich komme etwas später, die Nudeln abschütten, etwas Butter reinrühren, dann könnt ihr essen", wies ich Cole an, der mich prüfend musterte.
Dann wandte ich meinen Blick zu dem gutaussehenden Jungen hinter ihm und musste automatisch lächeln.
Schnell zog ich meine Sneaker an, meine Jacke ließ ich allerdings zu Hause, da erstaunlicher Weise nach dem Regen, die Sonne schien.
"Wir können gehen", lächelte ich Logan an, der genauso zurück grinste. "Tschüss, Cole", rief ich über meine Schulter und schloss die Tür hinter mir.
Schweigsam gingen wir nebeneinander zu seinem Auto, stiegen ein und fuhren los.
"Wohin geht's?", fragte ich ihn und wandte meinen Blick zu Logan.
Seine Mundwinkel zuckten kurz noch mehr nach oben, was mein Herz höher schlagen ließ.
"Wirst du schon noch sehen", grinste er mich kurz an, als sein Blick wieder der Straße galt.
Lächelnd starrte ich aus dem Fenster und beobachtete die Häuser.
Es schien so, als würde der gestrige Tag vollkommen ausgelöscht sein, als würde er nicht mehr existieren. Die explodive Spannung, welche sich gestern aufgebaut hatte, war wie weggeblasen, und um ehrlich zu sein störte mich das kaum.

Wir fuhren aus der Stadt heraus auf das Land und immernoch hatte ich keinen blassen Schimmer, wohin wir wollten.
Etwa eine halbe Stunde später parkte Logan vor einem abgelegenen See, und stieg aus, gefolgt von mir.
Noch nie hatte ich so einen schönen Ausblick der Natur gesehen.
Das blaugrüne Wasser stand still, während Bäume, sowie haufenweise Blumen und Sträucher den Ort perfekt machten.
Wir waren die Einzigen hier, die diesen Platz gefunden hatten und um ehrlich zu sein, freute ich mich darüber alleine mit Logan zu sein. Ich konnte jetzt wirklich keine Personen gebrauchen, die irgendwo herumschreien, und somit die Atmosphäre störten.
Logan hatte derweil eine Decke auf dem Rasen ausgebreitet und ein paar Kissen darauf plaziert.
Sofort musste ich lächeln, da ich so etwas herzliches noch nie angeboten bekommen hatte.
"Setz dich", bot mir der gutaussehende Junge neben mir an und zeigte auf die Decke.
Dankend machte ich es mit neben Logan gemütlich und betrachtete weiterhin die Schönheit der Natur.
"Woher kennst du diesen Ort?", fragte ich schließlich.
"Bevor ich älter und größer wurde, bin ich mit meinem Onkel und meinem Cousin immer hierher gekommen", erzählte er.
Seine tiefere raue Stimme sorgte bei mir für Gänsehaut.
"Es ist wunderschön hier", flüsterte ich und sah einem Vogel dabei zu, wie er über das Wasser flog.
"Das finde ich auch", sagte er genauso leise, wobei sein Blick an mir hängte.
Ein paar Minuten sagten wir nichts, sondern genossen einfach nur die Stille, dann räusperte Logan sich schließlich und mein Blick wandte zu ihm.
"Also, du und Oliver?", fragte er mich und wendete seinen Blick ab.
"Er ist wirklich nett, freundlich und hilfsbereit ...", fing ich an zu erzählen, als Logan bei diesen Wörtern zusammen zuckte. "..., aber ich will nichts von ihm, und das habe ich ihm gestern mehr oder weniger deutlich gemacht."
Ich konnte Logan erleichtert aufatmen und musste automatisch lächeln.
"Und wieso nicht?", fragte er leise nach.
Kurz musste ich überlegen, wie ich es am besten formulieren sollte.
"Ich ... glaube, dass ich mich für jemand anderes ... interessiere", flüsterte ich und schaute auf meine ausgestreckten Beine.
"Und du? Gibt es kein Mädchen?", fragte ich schnell weiter.
"Um ehrlich zu sein, schon. Ich hatte zuerst bis vor kurzem überhaupt nicht verstanden, dass ich so für sie fühle", erzählte er, wobei sein Blick auf den See gerichtet war.
"Und wie ist sie so?", fragte ich weiter nach, um diesem verdammten Miststück die Augen auszukratzen.
"Sie ist hübsch, gebildet und selbstbewusst", zählte er auf.
"Aber dann hast du doch genau die Richtige, wieso sprichst du nicht einfach mit ihr, oder sagtst, was du für sie fühlst?", schlug ich vor. Innerlich zog sich mein Magen zusammen, wenn ich ein anderes Mädchen mit ihm sah, äußerlich hingegen versuchte ich ruhig zu wirken. Natürlich ist mir mein Glück wichtig, doch noch viel mehr lag mir an Logans Glück, und wenn das hieß, er habe das richtige Mädchen gefunden, musste ich damit klar kommen.
"Meinst du wirklich?", fragte er leise, und wandte seinen Blick ab von mir.
Ich verdrehte meine Augen und setzte mich gegenüber von ihm.
"Logan, ich als Mädchen, kann dir nur sagen, dass wir eigentlich darauf warten, dass ein Junge den ersten Schritt macht und ich denke, dass Mädchen hat das verdient", stellte ich klar und lächelte ihn schief an.
"Du hast vermutlich recht", murmelte Logan und seine Augen huschten von einem Punkt zu einem anderen, so als würde er darüber nachdenken, wie er es dem Mädchen sagen sollte.
Ich setzte mich wieder neben ihn und starrte auf die Sonne, die vermutlich in ein paar Minuten untergehen würde.
Ich wusste zwar nicht, wer sie ist, aber hoffentlich konnte sie ihn glücklich machen, auch wenn ich diesem Biest das Gesicht zerkratzen könnte ...
Minutenlang war es still und keiner sagte irgendein Mucks. Während ich den wunderschönen Sonnenuntergang zu sahen, konnte ich Logans Blick auf mir spüren, fragte ihn aber nicht, wieso.
"Annabelle", flüsterte er meinen Namen ganz leise.
Wieso klang das so sexy bei ihm?
"Hm?", fragte ich und wandte meinen Blick dennoch nicht von der untergehenden Sonne ab.
"Würdest du ... ich weiß auch nicht ..", fing er nervös an zu reden, sodass meine Aufmerksamkeit doch dem hübschen Jungen neben mir galt.
Er atmete tief ein und richtete seinen Blick auf mein Gesicht.
"Ich hab so etwas noch nie vorher ansatzweise gemacht, und deswegen, weiß ich nicht, wie man so etwas anfängt, aber ..."
Er holte tief Luft und sah mir in die Augen.
"Würdest du meine Freundin werden?"

Good Badboy ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt