45

20.3K 485 8
                                    

Der Unterricht bis zum Schluss verging erstaunlicherweise sehr schnell voran.
Naja, vermutlich, weil Oliver neben mir saß und wir die ganze Zeit gequatscht hatten.
Iqach konnte Logans Vorwürfe nicht verstehen. Er ist ein ganz normaler, einfach Junge: 19 Jahre, kommt ursprünglich aus Texas, keine Geschwister, mag Horrorfilme und schwimmt für sein Leben gerne. Also nicht anders, als bei Anderen.

Gerade verließ ich mit Rosy das Schulgebäude, da strömte mir endlich wärmere Luft entgegen und ich musste automatisch lächeln.
"Ich muss dir noch unbedingt etwas erzählen, ja?", sagte Rosy aufgeregt zu mir.
"Ich merke schon, es geht um Kilian", verdrehte ich lächelnd meine Augen.
"Können wir uns nachher treffen?", fragte mich Rosy gespannt.
"Klar, aber ich kann auch j-", fing Ich gerade an, als ich am Handgelenk zur Seite gezogen wurde.
Geschockt rollte ich mich in zwei starke Arme, sodass ich mit dem Gesicht an dessen harte Brust knallte.
"Au! Was soll d-", abrupt hörte ich auf, da ich den gewohnten Geruch von Logans Aftershave roch.
"Hör auf zu jammern, Honey, ich bin es nur", raunte mir der gutaussehende Junge in mein Ohr, was mein Herz schneller schlagen ließ.
Langsam brachte ich ein paar Zentimeter Abstand zwischen uns, sodass wir uns in die Augen schauen konnten.
"Was machst du denn da?", fragte ich und zeigte auf meine Hangelenke, die immernoch mit seinen starken Händen umfasst waren.
"Ich wollte dich nach Hause fahren", grinste er mich an.
Ich runzelte kurz meine Stirn.
"Ich fahr aber schon mit Rosy", drehte ich mich um, damit ich auf meine beste Freundin hinweisen konnte. Aber sie war nicht mehr da.
"Wo ist Rosy?", fragte ich laut und durchsuchte den Parkplatz nach meiner Freundin.
"Die musste weg, außerdem hat das einen Grund ..." Er drehte mit seinen Fingern mein Gesicht wieder zu ihm. "... Ich habe ein paar Fragen zu Mathe und wer passt da wohl besser, als die Streberin vor mir", grinse er mich an.
Perplex starrte ich ihn an.
"Du willst Mathenachhilfe? Von mir?", fragte ich ihn, um sicher zu gehen, dass ich alles richtig verstanden habe.
"Nur für einen Tag", stellte Logan klar. Ich musste nicht lange nachdenken, also nickte ich schließlich.
"Schön, aber was bekomme ich dafür?", flüsterte ich lächelnd.
"Ich denke, da wird mir schon etwas einfallen", hauchte er mir in mein Ohr, was mich Gänsehaut bereitete.
Schließlich stiegen wir ein und fuhren los, während ich im Auto still vor mich hingrinste. Wir wechselten im Auto kein Wort miteinander, aber das brauchten wir auch nicht.
Vor meinem Zuhause angekommen, packte Logan und wir stiegen Beide nacheinander aus, erst er, dann ich.
Doch als ich die Tür öffnete und heraus trat, stieß ich mit dem braunhaarigen Jungen zusammen.
"Sag' mal, wird das jetzt zur Gewohnheit", scherzte ich und rieb mir dabei meine Stirn.
"Eigentlich wollte ich nur schon mal mit der Bezahlung anfangen", flüsterte er und starrte auf gierig auf meine Lippen, die sich augenblicklich zu einem Grinsen formten.
Langsam senkte er sein Kopf, zu meinem, wendete dabei aber keinen Blick von meinen Mund ab.
Kurz bevor wir uns küssten, sah ich aus dem Augenwinkel ein rotes Auto, das von meinem Bruder!
Vorsicht legte ich meine Finger auf Logans weichen Lippen, der mich nur stirnrunzelnd anschaute.
"Mein Bruder ist zu Hause", flüsterte ich kaum merklich.
"Na und?", schmollte Logan schon fast.
"Er könnte uns durch das Fenster beobachten, Logan", sprach ich die Möglichkeit aus, die gar nicht mal so paranoid erschien, da Cole das ja bereits gemacht hatte.
Seufzend und Augen verdrehend löste er sich von mir und wir gingen samt unserer Rucksäcke zum Haus.
Von außen konnte man schon Gelächter hören und automatisch musste ich lächeln. Ich schloss auf und wir beide traten ein.
"Cole?", fragte ich durch das gesamte Haus.
"Wir sind in der Küche", rief er aus dem besagten Raum.
Wir?
Ich steuerte auf die Küche zu und sah meinen Bruder mit seiner Freundin lachend am Tisch sitzend.
"Annabelle, hey!", begrüßte mich Chrissy stürmisch und zog mich in eine Umarmung.
"Hi, schön dich wieder zu sehen, wurde wieder mal Zeit, dass wir uns nochmal treffen!", plappert sie weiter.
"Ja, ähm, find ich auch", brachte ich nur zusammen, da ich die Herzlichkeit von Cole's Freundin überraschte.
Neben mir tauchte schließlich auch Logan auf, doch augenblicklich verschwand sein freundliches Lächeln und seine Augen weiteten sich etwas.
Hätte man ihn nicht beobachtet, wäre es einem vermutlich nicht aufgefallen, aber mir eben schon.
Rasch schaute ich zu Chrissy, die ebenso überrascht wirkte, wie der gutaussehende Junge neben mir.
"Chrissy", sagte das dunkelhaarige Mädchen vor mir zu Logan und hielt ihm die Hand hin.
"Logan", lächelte er schüchtern und erwiderte die Geste.
Ich runzelte meine Stirn und sah unauffällig zwischen ihnen hin und her.
Okay? Was passiert hier gerade?
"Nun", räusperte ich mich, um diese komische Stille zu unterbrechen. "Ich denke, Logan und ich werden erstmal für Mathe lernen gehen, wenn es euch nicht stört."
Alle starrten mich an und da niemand etwas sagte, nahm ich Logan am Handgelenk und zog ihn Richtung Treppe.
Ich schaute über meine Schulter, und blickte in Logans Gesicht. Nur für eine winzige Sekunde hatte er seine Stirn in Falten gelegt, dann nahm sein Blick wieder den gewohnten lächelnden Gesichtszug an.
Ich werde ihn darauf aufjedenfall ansprechen, so viel stand fest.
Wir beide stiegen die Treppe hoch, dann gingen wir Richtung Zimmer.
"Dir ist doch bewusst, dass ich noch nie in deinem Zimmer war, oder, Honey?", grinste er mich an.
"Und das soll mir was sagen?", fragte ich ihn gespannt mit hochgezogener Augenbraue.
"Du zeigst mir deine Privatsphäre", grinste er immernoch amüsiert.
Ich verstand zwar trotzdem nicht, worauf er hinaus wollte, öffnete aber schließlich einfach nur meine Zimmertür.
Wie gewohnt schmiss ich meinen Rucksack neben den Spiegel und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl, dann starrte ich ihn gespannt an.
Logan betrachtete mein Zimmer sorgfältig und neugierig, dann blieb sein Blick an mein Kleiderschrank hängen. Ich folgte seinem Blick und sah, was ihn so interessierte.
Vor Entsetzen riss ich meine Augen auf und die Kinnlade fiel mir runter.

Good Badboy ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt