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"Lass' mich dir helfen!", forderte Ich Logan bestimmt schon zum hundertsten Mal auf.
"Nein! Du bist Gast, und wenn meine Mutter sehen würde, wie ein Gast mitarbeiten würde, wäre ich schon einer Kopf kürzer."
Ich verdrehte meine Augen, so ein Sturkopf! Logan machte gerade das Abendessen und ich durfte ihm nicht helfen, dabei bin ich es immer gewohnt alles selber zu machen. Ich meine, seit meine Mutter verstorbenen ist, kochte ich für alle, waschte ich für alle, putzte ich für alle und, und, und. So einen 'Luxus' kannte ich dementsprechend gar nicht.
Ich warf ihn einen bösen Blick zu, aber er grinste nur und rührte dabei das Gemüse in der Pfanne rum.
"Kann ich dann wenigstens den Tisch decken?"
Ich hob eine Augenbraue und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Er seufzte auf.
"Eigentlich ja nicht, aber wenn du dann still bist ..."
Ich lächelte siegerisches auf. "Es wäre mir ein Vergnügen!"
Ich ging zu einem der Schränke und öffnete sie.
"Kalt!" Ich rollte meine Augen und öffnete die nächste Schranktür. "Kalt!"
"Echt jetzt? Du willst mit nicht zeigen, wo die verdammten Teller sind?"
Er schüttelte nur grinsend den Kopf, wobei sein strenger Blick bei dem Gemüse blieb. Ich seufzte auf.
Na super! Wieso ist er denn nur so stur? Dann such ich eben, wenn er mir nicht helfen will!
Ich schaute in jede Tür, außer die oberhalb seines Kopfes. Super! Und wie komme ich jetzt da hoch? Ich stellte mich neben ihm auf die Zehenspitzen und öffnete die Türen. Ich grinste zufrieden.
"Hat ja nur 1 Millionen Jahre gedauert, Honey!"
Ich versuchte ihn weg zu schubsten, was mir kläglich missling.
"Hättest du mir von Anfang an gesagt, wo sich die Teller befinden, wäre ich schon fertig mit decken."
Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Problem der Teller. Ich konnte sie zwar mit meinen Fingern berühren, aber nehmen konnte ich sie trotzdem nicht. Ich biss mir auf die Lippe, was sollte ich jetzt machen? 
Ich schnappte mir einen Stuhl, stellte mich vorsichtig auf ihn und nahm die Teller raus. Ich schob sie von der Kante und plötzlich wurde ich von ihrem Gewicht nach unten gezogen. Ich rutschte von Stuhl ab und fiel. Ich erwartete einen Schmerz, der sich vermutlich durch meinen gesamten Körper ziehen sollte, aber er kam nicht. Stattdessen fühlte ich zwei starke Arme, die mich an Oberkörper festhielten. Langsam öffnete Ich meine Augen und sah in wunderschöne braune Augen, die mich besorgt musterten.
"Alles in Ordnung?", fragte er mich. Ich wurde rot und schaute deshalb auf den Boden.
"Tut mir leid", flüsterte ich.
"Das muss dir doch nicht leid tun, du wärst immerhin fast hingefallen."
Ich atmete tief aus.
"Hey, sieh mich an!" Mit seinem Daumen und Zeigefinger richtete er meinen Kopf auf seine Höhe. Ich schaute immernoch zu Boden, dann richtete ich meinen Blick auf ihn. Ich sah tief in seine dunkelbraunen Augen und ich wusste nicht wieso, aber mein Bauch begann zu kribbeln. "Ist alles ok?", flüsterte er nur.
Seine Stimme bereitete mir Gänsehaut, sie zog mich in seinen Bann. Ich brachte nur ein leichtes Nicken zustande. Fast unmerklich gilt mein Blick zu seinen vollen und weichen Lippen.
Stopp! Wieso machte ich das gerade? Meine Gedanken rissen mich wegen eines Räusperns aus meinen Gedanken. Zuerst dachte ich, es sei das von Logan, aber er schien genauso überrascht zu sein, wie ich. Schnell lösten wir uns voneinander und brachten erstmal einen Meter Abstand zwischen uns. Ich blickte auf eine kleinere schwarzhaarige Frau, die mich mit einem Lächeln musterte. Ich lächelte sie nur schüchter an, da kam sie auch schon und zog mich in eine Umarmung.
"Logan, wieso hast du nicht gesagt, dass wir mit deiner Freundin speisen? Endlich bringst du mal ein Mädchen mit nach Hause!"
Die Mutter hörte gar nicht mehr auf zu plappern, aber das war auch gut so, immerhin wusste ich nicht, was ich hätte dazu sagen sollen.
"Du musst wissen, du bist die Erste, die er mitbringt. Und ziemlich hübsch ist sie auch noch!"
Ich runzelte kurz meine Stirn.
Eigentlich dachte ich, dass hier täglich ein anderes Mädchen ein uns aus ging. Vielleicht wusste seine Mutter nicht, dass ihr Sohn ein Badboy ist. "Mom! Sie ist nicht meine Freundin, sie ist eine Freundin."
Ich wusste nicht, wieso, aber dieser Satz versetzte in meinem Herzen einen kleinen aber merklichen Stich. Kurz wurde es still.
Ich wusste nicht, was ich hätte dazu sagen sollen, also blieb ich still. Logan's Mutter sah mich zuerst traurig an, dann lächelte sie.
"Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden!"
Ich wurde rot und schaute auf den Boden.
"Mom!", zischte Logan bedrohlich. Das war wohl ihr Zeichen zu gehen und sie verschwand tatsächlich, aber nicht ohne mir ein Zwinkern zu hinterlassen.
Eine kurze Zeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, war es still. Eine bedrückende Stille, die mich nervös machte. Ich räusperte mich schließlich.
"Deine Mutter ist wirklich nett!" Logan lächelte auf. "Ja, sie ist wirklich sehr ... freundlich."
Ich lächelte ebenfalls auf. "So-so, ich bin also die Erste?"
Ich zog eine Augenbraue hoch. Er zuckte unschuldig mit seinen Schulter.
"Das stimmt."
Ich runzelte die Stirn. "Aber du ..." Jetzt zog er eine Augenbraue hoch und schaute mich erwartend an. Ich biss mir auf die Lippe.
Wie sollte ich ihm, das jetzt schonend erzählen?
"Du meinst, wo ich alle Mädchen abschleppe?"
Ich fühlte mich ertappt und wurde rot. Er kommenriwrte meine Reaktion mit einem rauen Lachen.
"Naja, so wollte ich das nicht ausdrücken ... aber ja ..."
Ich fing an die Teller auf dem Tisch zu verteilen. Er räusperte sich und verschränkte seine Arme vor der Brust.
"So etwas passiert nicht bei mir zu Hause, das ist privater Bereich. Mein Zimmer ist tabu für alle, sogar für meine Eltern. Die Mädchen fahren mit mir zu ihnen."
Ich schluckte. Das schien nicht nur mir peinlich zu sein.
"Aber ich habe doch bei dir geschlafen und ich dachte ..."
Ich verstummte.
Ich meine, niemand durfte in sein Zimmer, niemand! Und ich war bestimmt schon dreimal bei ihm.
Wie also sollte ich mir das erklären? Er antwortete nicht.
Okay, hatte ich etwas falsches gesagt? Ich schluckte und tat so, als würde ich die Frage nicht gestellt haben. Ich konnte ihn tief aus atmen hören.
"Ich weiß", schluckte er. " Ich hab selber kein Ahnung."

Good Badboy ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt