Kapitel 11

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- 20:38, 07.07.2019 -
WÄHREND DER APOKALYPSE
EXO - PoV Kris

Der Abendwind wehte sanft durch meine Haare. Tief atmete ich ein, sodass die kühle Luft meine Lungen füllte. Das Haus, auf welchem wir uns befanden, war das höchste in der ganzen Umgebung. Natürlich war es kein Wolkenkratzer, aber es ragte definitiv um die zehn Meter in die Höhe. Langsam drehte ich meinen Kopf und musterte Tao, welcher eng an Chanyeol und Baekhyun gekuschelt in der Mitte des Häuserflachdachs lag.

Sechs Tage lang waren wir nun schon unterwegs, tagsüber auf den Straßen und Nachts, wenn die erbarmunglose Sommersonne endlich den Rückzug antrat, auf Häuserdächern, wo wir ab und zu, wie auch jetzt, rast machten. Die Idee dieser Wanderungsart stammte von Suho, unserem Retter. Er war es, der uns vor einer knappen Woche aus der kleinen Obstkammer befreit hatte, die meine drei Freunde und mich fast bei lebendigem Leib gekocht hätte.

Ich hatte einige Tage gebraucht um mich von der qualvollen Tortur zu erholen. Zwei Jahre lang war ich bei der nationalen Army gewesen, hatte gelernt zu kämpfen, zu flüchten und zu überleben. Ich konnte koordinieren, anführen, beschützen, töten. Aber mit einer Sache hatte ich nie gelernt umzugehen; mit Enge. Ich hasste Enge. Eine enge Gasse? Ein voller Raum? Ein kleiner Raum? Das waren No-Go's für mich, weshalb ich in diesem Obstlager wahrscheinlich mehr gelitten hatte als alle anderen, die von meiner speziellen Angst nichts wussten.

Neben Chanyeol und Baekhyun hatten sich Jungkook und Jimin niedergelassen, die zwei anderen Jungen die Suho von einem Häuserdach gerettet hatte. Wie auch ich war Suho ein ausgebildeter Armeekämpfer, und er trotzte nur so vor Energie. Sein Ziel war es, möglichst viele Leute zu retten und eine Kolonie zu bilden. Und um ehrlich zu sein fand ich die Idee gar nicht mal so schlecht, obwohl ich eigentlich nicht so der Fan von Menschenmassen war. In solchen Zeiten konnte man froh um Gesellschaft sein, denn sie konnte einem helfen, einen retten, so, wie er uns gerettet hatte.

Der kleinere Koreaner mit den dunklen Haaren saß, wie ich selbst, etwas Abseits, näher am Rand des Häuserdaches. Er strahlte eine Art aus, die ich bei keinem Menschen, den ich seit dem Virusausbruch getroffen hatte, erlebt hatte. Er wirkte fast, als wenn er gewusst hätte was passiert. Als wenn all das hier für ihn normal war. Ich meine, ich war durch meinen kürzlichen Dienst ebenfalls an Krieg und Härte gewöhnt, aber Suho ging damit viel besser um als ich, und seit sechs Tagen quälte mich meine Neugier, wieso das so war.

Da sowohl Jimin und Jungkook als auch Chanyeol, Baekhyun und Tao tief und fest schliefen, beschloss ich, mich mit Suho zu unterhalten. Wir hatten schon einige Wörter gewechselt, aber noch nie hatten wir die Gelegenheit, uns unter vier Augen auszutauschen. Und vielleicht erfuhr ich so ein wenig mehr über ihn.

Leise, darauf bedacht niemanden zu wecken, erhob ich mich und trottete die wenigen Meter zu Suho hinüber. Dabei warf ich ab und zu einen Seitenblick über die Dachkante auf die unter uns liegenden Straßen, welche von Infizierten besiedelt waren. Durch den Wind war ihr stöhnen gedämpft, aber auch so waren die unheimlichen Geräusche teil unseres Umfeldes geworden; wir hatte uns an sie gewöhnt.

Als Suho mich erblickte trat ein freundliches Lächeln auf seine Lippen. Ohne Worte setzte ich mich neben ihn, ohne zu wissen ob das überhaupt okay war. Aber ich musste erfahren, warum er so war wie er war. Wie er es schaffte, so ruhig zu sein. ,,Hey, alles gut bei dir?" fragte ich ihn vorsichtig.

,,Sicher." antwortete Suho, während sein Blick zum weit entfernten Horizont wanderte, wo die Sonne gerade unterging. Ich schaute ihn an, musterte jede seiner Gesichtszüge, und versuchte seine Emotionen zu deuten. Doch Suho hatte etwas an sich, was mich verwirrte. Man konnte ihn einfach nicht durchschauen.
Der Dunkelhaarige wandte sich vom Sonnenuntergang ab und blickte mir in die Augen, und zum allerersten Mal meinte ich, etwas darin zu erkennen. Er seufzte, und ich hatte das Gefühl, er würde mir eywas mitteilen wollen.

APOCALYPSE | BTSxEXOWhere stories live. Discover now