36. Nötiges Alkverbot

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„Weil sie verdammt gut ist?", er lachte leise.

„Ja, schon, aber dass sie bereits Punkte für die dreizehnte Klasse sammelt...", murmelte ich und war ziemlich erstaunt, um ehrlich zu sein.

Amor zuckte leicht die Achseln. „Hat Jules doch auch in Mathe letztes Jahr gemacht."

Davon wusste ich genauso wenig. Er kannte meine Schwester offensichtlich um einiges besser als ich. Mir ist klar gewesen, dass sie Nachhilfe in Mathe gab, aber von einer Begabung hatte ich keine Ahnung. Dann war ich wohl echt der einzig Dumme in meinem Freundeskreis.

„Mach dir nichts draus", lachte Amor plötzlich, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Mein Dad nennt mich ständig eine Schande, weil ich gerade so die nötigen Punktzahlen erreiche. Aber das ist mir egal."

Er lehnte sich zurück und begann, mit dem Saum seines Oberteils zu spielen. „Am liebsten wäre ich später mal der Moderator meiner eigenen Talkshow. Aber wenn ich Dr Wilson von dem Traum erzählen würde, müsste ich mir wohl eine eigene Bleibe suchen. Manon würde mich auslachen und Aryn Schluss machen, denn wer kann sich schon eine Zukunft mit einem kleinen Träumer vorstellen? Nur meine Mum steht immer zu mir, aber ich hasse es so ein Muttersöhnchen zu sein."

Schüchtern lächelnd blickte er auf und legte den Kopf schief, als er meinen überraschten Blick bemerkte. „Was ist? Dass ich so ein Loser bin war dir doch schon klar, oder nicht?"

„Du bist kein Loser", widersprach ich. „Aber dein Dad anscheinend schon."

Amor seufzte. „Oh, ja. Der ist nicht so nett. Will dir ja keine Angst machen, aber wenn er wüsste, dass du mit Manon schläfst, ohne ihr Freund zu sein oder sie wenigstens einmal ausgeführt zu haben, wärst du deine Eier schon längst los. Und wenn er auch nur die leiseste Ahnung von Aryn hätte, würde sie bereits zehn Anzeigen am Hals haben. Aber Mann tut, was das Herz und der Wiener wollen, hab ich recht?"

Ich musste leise lachen und schüttelte innerlich den Kopf. „Keine Sorge, ich habe das mit Manon schon beendet. Sie weiß zwar noch nichts davon, aber groß interessieren tut sie das wahrscheinlich sowieso nicht."

„Wahrscheinlich nicht...", er spitzte die Lippen. „Sie war heute Elaine besuchen. Kannst du dir das vorstellen? Heute früh, bevor sie mittags entlassen wurde."

Verwundert blinzelnd betrachtete ich ihn. „Echt jetzt? Warum?"

Amor lachte auf. „Ich glaube, sie wollte einfach nur nett sein. El lästert zwar oft über Manon, aber so sehr hasst sie sie eigentlich gar nicht. Du weißt ja, El, Jules, Manon und Linda sind früher beste Freundinnen gewesen. Jetzt hakt es bisschen zwischen unseren Schwestern und den anderen beiden Ziegen, obwohl Julie mehr als Elaine das Recht dazu hat, Linda zu hassen. Ich wäre auch wütend, wenn du dir Aryn krallst, nachdem zwischen uns Schluss ist."

„Keine Sorge, unsere Sport- und Geschichtslehrerin ist vor mir sicher", beruhigte ich ihn und musste schmunzeln. „Finde ich aber trotzdem komisch, dass Manon Elaine besuchen gegangen ist. Ich glaube auch nicht, dass El sich besonders gefreut hat."

„Ach, die kleine Diva ist doch nur eifersüchtig auf Manon und dich. Ich verstehe auch gar nicht, warum du sie so lange zappeln lässt. Elaine ist so heftig in dich verschossen, es ist fast schon eklig, man."

„Stimmt doch gar nicht", widersprach ich wie ein Kind und hob skeptisch eine Augenbraue. „Warum denkt das eigentlich jeder?"

Amor stöhnte genervt auf. „O Gott! Meinst du das ernst?"

Ich verdrehte nur die Augen, was für ihn ein Zeichen war, seine Argumentation zu starten.

„Du bist voll ihr Typ. Das weiß ich ganz sicher, weil sie früher mal für fünf Minuten in mich verschossen gewesen ist. Ich fand sie süß und habe ihr erzählt, dass ich Gitarre spiele und Liebeslieder singe. Das war dann wohl doch nicht so heiß, also hat sie mich erstmal einen Monat nach unserem ersten Date ignoriert, bevor wir schließlich Freunde geworden sind. Das ist nichtmal zwei Jahre her, nur so nebenbei. Sie mag Fußballspieler. Sie steht drauf, wenn Leute ihre Chemiehausaufgaben machen", Amor zwinkerte kurz und fuhr dann total ernst fort: „Sie versucht ständig, dich mit ihren Kochkünsten zu beeindrucken! Entschuldige, aber glaubst du etwa, dass sie jeden zu ihrem Kochkurs schleppt?"

Ich blickte ihn verwundert an. „Das hat sie dir erzählt?"

„Ja, natürlich", Amor verdrehte die Augen. „Sie hat mir übrigens auch erzählt, dass du sie nach der Party genauso wie den Kürbis-Karamell-Pudding vernascht hast."

„Dass ich was?", mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete ich ihn. „Wovon redest du bitte?"

„Jetzt tu doch nicht so."

Ich zuckte die Achseln und schwieg.

„Meinst du das wirklich ernst?", er weitete ungläubig die Augen und schluckte schwer, als ich nickte. „Oh, scheiße... Das finde ich jetzt aber mies von Elaine... Warum erzählt sie dir denn nichts davon?"

„Wovon?", brummte ich ungeduldig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt sag schon."

„Du solltest da lieber mit El drüber reden", versuchte er sich dem Gespräch zu entziehen und wich meinem Blick nervös aus. „Ich schreibe ihr kurz eine hasserfüllte Nachricht, damit sie sich bei dir meldet, weil ich nicht möchte, dass du zu ihr fährst und dann von Louis oder ihren Eltern angegriffen wirst."

Genervt legte ich den Kopf in den Nacken und seufzte. „Was auch immer. Wir hatten keinen Sex und das ist auch meine einzige Sorge gewesen. Mir egal, ob wir gekuschelt oder geknutscht haben."

Amor erwiderte nichts. Stattdessen hob er nur die Augenbrauen und tippte auf seinem Handy herum. Natürlich war es mir nicht egal, doch das wollte ich nicht zugeben. Und wenn ich nur fünf Minuten überlegte, würde ich mir wahrscheinlich auch zusammenreimen können, was nun vorgefallen war, aber das tat ich auch nicht so gerne.

Vorerst reichte es mir, mir selbst ein Alkoholverbot zu setzen. Das hatte ich nämlich echt nötig.

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