THIRTYEIGHT

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-Corinne-

„Probier's mal mit atmen!", empfahl mir Zarek spöttisch mit einem Hauch Besorgnis in der Stimme als ich noch immer unbewusst die Luft anhielt.

„Er sagt mir, dass er mich liebt und löst sich einfach in Luft auf!", empörte ich mich lautstark, sobald ich die Fähigkeit zum Sprechen wiedererlangt hatte.

Zarek zuckte unbeeindruckt von meinem Ausbruch mit den Schultern und räumte die Sauerei, die er veranstaltet hatte, weg. „Zumindest hat er Stil!", meinte er dann.

„Stil?!", hackte ich meinen Leibwächter absolut nicht zustimmend nach. „Ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit seine Worte zu erwidern."

„Darum geht es in der Liebe nicht, Corinne!", belehrte Zarek mich ernst, schenkte mir jedoch nicht mehr als einen tadelnden Blick. „Liebe ist bedingungslos."

„Das weiß ich!", herrschte ich ihn an und schluchzte auf. Erschrocken presste ich mir eine Hand auf den Mund. Zarek sollte nicht mitbekommen wie schlecht es mir gerade wirklich ging. Nur deswegen war ich so gemein. Aber es war zu spät...Zarek hatte es gehört und kam nun zu mir. Wortlos schloss er mich in eine feste Umarmung, die ich gerade dringend brauchte und ich fing hemmungslos an seinen Pullover voll zu heulen. „Ich will ihm sagen, dass ich ihn liebe bevor ich sterbe.", erklärte ich meinen Leibwächter. Ich hatte Angst davor, so eine unheimliche, unerklärliche Angst, dass ich es nicht einmal in Worte zu fassen wusste. Aber noch viel schlimmer als die Angst vor dem Sterben war der Gedanke, dass Maxim sich die Schuld gab oder nicht wusste, dass ich ihn liebte.

Zarek schwieg und strich mir einfach nur beruhigend über den Rücken, sowie er es mein Leben lang schon tat, wenn ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Selbst nach all den Jahren erzielte es noch die gleiche, beruhigende Wirkung. Mein Schluchzen wurde leiser und verstummte schließlich, während die Tränen aufhörten zu laufen und trockneten.

„Ich lass dich nicht sterben!", eindringlich sah Zarek mir ins Gesicht. Wie immer sah ich pure Entschlossenheit und Überzeugung darin. „Allein schon, weil ich nicht herausfinden will, was dein Bruder mit mir macht, wenn ich nicht auf seinen kleinen Engel aufpasse." Sein rechter Mundwinkel zuckte nach oben und ich verdrehte die Augen.

„Und ich dachte, du lässt mich nicht sterben, weil du mich liebst.", ging ich bereitwillig auf seinen Spaß drauf ein. Mir war gerade eben jede Ablenkung willkommen.

„Dich kleine, verzogene Göre?", zwinkerte Zarek und ich stieß ihm meine Faust in die Seite. Nicht gerade sanft versteht sich.

„Ahh!", schrie er auf und krümmte sich seine Seite haltend. Als er sich aufrichtete, sah er mich grimmig an. So stark hatte ich nun auch nicht zugehauen, oder? „Hab ich dir das nicht besser beigebracht? Damit haust du noch nicht mal einen Menschen um.", beschwerte er sich und sah alles andere als glücklich aus. Ich hätte stärker zuhauen sollen! Das war allemal besser, als wenn ich sowie jetzt zu schwach war.

„Vielleicht wollte ich dich nicht verletzten.", meinte ich zögerlich auf der Suche nach einer Ausrede.

„Vielleicht haben wir das Training in letzter Zeit zu oft ausfallen lassen.", erwiderte Zarek spekulativ, dabei sah ich, dass ihn dieser Gedanke tatsächlich beschäftigte. Ich wusste schon jetzt was mich erwartete, sollte ich überleben.

„Ich bin todsterbenskrank.", erwiderte ich und verzog das Gesicht als ich an den schwarzen Fleck an meinem Hals dachte. Auch Zareks Blick glitt bei meinen Worten zu meinem Hals und dann wieder zu meinem Gesicht. Er runzelte die Stirn.

„Wie geht es dir?", fragte er.

„Im Angesicht des Todes?", versuchte ich es erneut ins Lächerliche zu ziehen. „Hervorragend."

Wildes Blut [02]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt