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Nervös stand ich vor meinem Spiegel und zupfte an dem Hemd, das ich für das Interview anziehen wollte, herum. Sebastian saß hinter mir in meinem Erker und bedachte mich mit einem Lächeln auf den Lippen. «Also ich würde dir wirklich gerne weite zusehen, aber würdest du mich auch langsam mal in deine Pläne einweihen? Was machen wir bei der Zeitung?», meldete sich mein Freund zu Wort. «Na ja, irgendjemand war in der Toilette gestern und hat uns aufgenommen und Fotos von uns gemacht. Leugnen können wir unsere Beziehung jetzt eh nicht mehr, also habe ich mich bei der Zeitung gemeldet und ihnen ein Interview angeboten, damit wir uns auch mal zu der ganzen Sache äußern können.» Verblüfft sah mein Freund mich an. «Aber... ich weiß nicht, ob ich das möchte», brachte er zögerlich heraus. «Sebastian, wir können denen unsere Meinung sagen und dann sollte die Geschichte ein für alle Mal zu Ende sein», versuchte ich ihn von meiner Idee zu überzeugen. Er sah mich immer noch skeptisch an. Ich ließ mich neben ihn sinken und lehnte mich gegen ihn. «Wir könnten allen da draußen zeigen, dass uns ihre Meinung egal ist.» Sachte drückte der Junge mit den braunen Haaren mich von sich weg, um mich ansehen zu können. «Aber mir ist nicht egal, was andere von mir denken», murmelte er peinlich berührt und ließ seinen Blick auf seine Hände fallen. Eine Welle der Zuneigung überflutete mich. Ich legte meine Hände an seinen Hals und verschränkte sie in seinem Nacken. Seine Augen durchbohrten die meinen. Mir fiel mal wieder auf, wie wunderschön sie doch waren. Und nicht nur das, sie waren auch noch ein Tor zu seiner Seele. Ich konnte in ihnen einfach immer erkennen wie es ihm geht. Jede Emotion, die seinen Körper erfüllte, konnte ich aus diesem blau und grau ablesen. Und es war einfach faszinierend, dass seine Iris nicht immer die selbe Farbe hatte, sondern seiner Stimmung entsprechend mehr die eine oder andere Farbe zu zeigen schien. Ob das wirklich so war, wusste ich nicht, doch ich nahm es so war und irgendwie brachte mich das dazu ihn nur noch mehr zu lieben.
So in meine Gedanken versunken, merkte ich nicht wie sich sein Kopf dem meinem näherte und er seine Lippen auf meine legte. Erst zuckte ich zusammen, da ich nicht erwartet hatte, dass er das jetzt tun würde, doch dann erwiderte ich den Kuss. Ein Kribbeln durchfuhr meinen ganzen Körper. Zufrieden seufzte ich gegen seine Lippen. Er quittierte das mit einem Seufzen und verstärkte den Druck noch ein wenig.
Es war kein verlangender oder von Lust getränkter Kuss, es war der liebevollste, den ich bis zu diesem Zeitpunkt mit ihm gehabt hatte. Und ich genoss ihn so sehr, dass ich mich am liebsten niemals von ihm getrennt hätte, doch alles Gute hat eben auch irgendwann ein Ende, weswegen ich mich widerwillig von ihm löste. Er betrachtete mich wieder mit diesem besonderen Blick und flüsterte: «Ok, ich komme mit zu diesem Interview, aber ich rede nur, wenn ich direkt angesprochen werde. Ach ja, und du solltest häufiger Hemden tragen. Du siehst damit noch süßer aus als eh schon.» Ein Kichern und einen Kuss auf seine Wange bekam er von mir als Antwort. Zufrieden stand ich auf und zog ihn mit mir hoch. Das Interview würde ein voller Erfolg werden.

Als wir das Haus, in dem sich die Büroräume der Zeitung befanden, betraten, griff Sebastian Halt suchend nach meiner Hand. Das Zittern, das seinen Körper zum Beben brachte, war so stark, dass ich es spürte. Ich hatte ihn noch nie so nervös erlebt. Ermutigend verstärkte ich den Händedruck und hauchte ihm ein ‹Du schaffst das› zu, bevor ich mich in Bewegung setzte und zu dem mir angegebenen Büro ging. Ich klopfte, nachdem ich dem Jungen neben mir noch einen überprüfenden Blick zugeworfen hatte, an der Tür. «Herein», erklang die tiefe Stimme eines Mannes. Sebastian öffnete die Tür und hielt sie mir auf. Dass er das nur gemacht hatte, um Charmant zu sein, bezweifelte ich. Lächelnd ging ich in den Raum herein, der sehr hübsch eingerichtet war. Alles war im Industriel-Stil gehalten und sah eher aus wie ein Wohnzimmer mit Schreibtisch als ein Büro. Ein ungefähr 25 Jahre alter Mann kam grinsend auf uns beide zu. Überschwänglich begrüßte er uns und forderte uns dazu auf uns auf das Ledersofa, das vor der großen Fensterfront gegenüber der Tür stand, zu setzen. Wir taten wie uns geheißen und ließen uns dort nieder, wobei Sebastian darauf bedacht war mir so nah wie möglich zu sein. Irgendwie war er so süß, wenn er nervös war.
«Ok, also. Ich bin Daniel, ihr könnt mich gerne Duzen, sonst komme ich mir so alt vor und ihr beide seid ja nur ungefähr fünf Jahre jünger als ich», fing er an euphorisch zu reden. Es schien als wäre er nicht viel weniger nervös als Sebastian es war. «Klar duzen wir dich, wäre auch anders irgendwie komisch gewesen. Ich bin Felix und das ist Sebastian, aber das weißt du ja wahrscheinlich», lachte ich. «Ja, das weiß ich. Ähm, ist es ok, wenn ich das, was ihr mir sagt aufnehme? Das ist für mich einfacher als alles mit zu schreiben.» Zustimmend nickten wir und er holte sein Handy heraus und schaltete das Mikrofon an. «Ok ihr zwei, fangen wir mal an...

Für immer? | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt